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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er.
    »Warten Sie mal ab, bis Sie es von innen sehen«, sagte Harry. »Da drin sieht es aus wie in einem Antiquitätenla den an der Fifth Avenue.«
    »Wer hat die Leichen gefunden?« erkundigte sich Rebecca.
    »Eine Frau namens Shelly Parker. Sieht klasse aus. Vastaglianos Freundin, glaube ich.«
    »Ist sie jetzt hier?«
    »Drin. Aber ich bezweifle, daß sie Ihnen eine große Hilfe sein wird. Wahrscheinlich kriegen Sie aus Nevetski und Blaine mehr raus.«
    Rebecca stand mit immer noch offenem Mantel in dem ständig umspringenden Wind und fragte: »Nevetski und Blaine? Wer ist das?«
    »Drogendezernat«, erklärte Harry. »Sie haben diesen Vastagliano überwacht.«
    »Und dann wurde er vor ihrer Nase umgebracht?« fragte Rebecca.
    »Das sollten Sie lieber nicht so ausdrücken, wenn Sie mit ihnen reden«, warnte Harry. »Da sind sie furchtbar empfindlich. Ich meine, sie waren nicht nur zu zweit. Sie leiteten ein Sechs-Mann-Team, das alle Eingänge des Hauses beobachtete. Hatten alles abgeriegelt. Aber je mand ist trotzdem irgendwie reingekommen, hat Vastagliano und seinen Leibwächter getötet und ist wieder raus gekommen, ohne gesehen zu werden. Nevetski undBlaine, die Ärmsten, stehen jetzt da, als hätten sie geschlafen.«
    Jack taten sie leid.
    Rebecca nicht. Sie sagte: »Tja, von mir haben sie, verdammt noch mal, kein Mitgefühl zu erwarten. Hört sich so an, als hätten sie tatsächlich gepennt.«
    »Glaub' ich nicht«, sagte Harry Ulbeck. »Sie waren wirklich schockiert. Sie schwören, daß sie das Haus nicht aus den Augen gelassen haben.«
    »Was sollten sie denn sonst sagen?« fragte Rebecca mürrisch.
    »Man sollte im Zweifelsfall immer zu einem Kollegen halten«, mahnte Jack.
    »Ach ja?« gab sie zurück. »Den Teufel werd' ich tun. Ich halte nichts von blinder Loyalität. Ich erwarte sie nicht, und ich gebe sie nicht. Ich habe gute Polizisten kennengelernt, und wenn ich weiß, daß sie gut sind, dann tue ich alles, um ihnen zu helfen. Aber ich habe auch ein paar richtige Blödmänner erlebt, bei denen man sich nicht mal drauf verlassen konnte, daß sie ihre Hosen richtig rum anziehen.«
    Jack seufzte.
    Harry starrte Rebecca entgeistert an.
    Ein dunkler Zivilkombi fuhr am Randstein vor. Drei Männer stiegen aus, einer trug eine Kameratasche, die beiden anderen kleine Koffer.
    »Die Laborleute sind da«, sagte Harry.
    Jack Dawson schauderte.
    Der Wind pfiff wieder durch den Tag. Am Straßenrandschlugen die nackten Äste der entlaubten Bäume gegeneinander. Bei dem Geräusch kam einem ein gespenstisches Bild lebender Skelette in den Sinn, die einen Totentanz aufführen.

3
    Der Leichenbeschauer und zwei weitere Männer aus der Pathologie waren in der Küche, wo ROSS Morrant, der Leibwächter, in einem Durcheinander aus Blut, Mayonnaise, Senf und Salami lag. Er hatte offensichtlich gerade einen Mitternachtsimbiß hergerichtet, als man ihn angegriffen und getötet hatte.
    Im zweiten Stock, im großen Badezimmer, war auch noch der letzte Winkel mit Blut verziert: Spritzer, Flecken und Tropfen; blutige Handabdrücke an den Wänden und auf dem Rand der Wanne.
    Jack und Rebecca standen in der Tür und spähten hinein, ohne etwas anzufassen. Nichts durfte verändert werden, bis die Spurensicherung fertig war.
    Vincent Vastagliano lag, vollständig bekleidet, zwischen Badewanne und Waschbecken eingeklemmt, sein Kopf lehnte am Fuß der Toilette. Er war groß und etwas aufgedunsen gewesen, mit dunklem Haar und buschigen Augenbrauen. Seine Hosen und sein Hemd waren blutdurchtränkt. Ein Auge war aus der Höhle gerissen. Das andere war weit geöffnet und starrte blicklos ins Leere. Eine Hand war geballt. Die andere war offen und entspannt. Gesicht, Hals und Hände waren von Dutzenden von kleinen Wunden übersät. Seine Kleider waren an mindestens fünfzig oder sechzig Stellen zerrissen, und durch die schmalen Schlitze im Gewebe konnte man weitere dunkle, blutige Verletzungen erkennen.
    »Schlimmer als die drei anderen«, sagte Rebecca.
    »Viel schlimmer.«
    Das war die vierte, gräßlich zerfleischte Leiche, die sie in den vergangenen vier Tagen gesehen hatte. Rebecca hatte wahrscheinlich recht: Da wütete ein Psychopath.
    Aber hier war nicht bloß ein wahnsinniger Killer am Werk, der in einem Tobsuchtsanfall oder in geistiger Umnachtung Menschen abschlachtete. Dieser Irre war noch schrecklicher, er schien nämlich ein Psychopath zu sein, der ein Ziel hatte, vielleicht sogar einen heiligen Kreuzzug führte: Alle vier

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