WENN DIE LUST ENTLAMMT
du mit Mallory noch nicht fertig bist. Und das, obwohl du allem Anschein nach auf ihrer Liste der hassenswerten Dinge ungefähr auf gleicher Höhe mit Fußpilz rangierst.“
„Worauf willst du hinaus, Cooper? Wenn wir mal annehmen, dass du das selbst weißt.“
„O doch.“ Cooper gehörte nicht zu den Menschen, die mit ihrer Meinung lange hinter dem Berg hielten. Er begegnete Gabriels finsterem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Sieh mal, ich weiß, wie hart du dafür arbeitest, dass unsere Firma ein Erfolg wird, aber auch, dass wir mit unserer Arbeit etwas Wichtiges vollbringen. Du setzt dich mit all deiner Kraft dafür ein, das Leben unserer Klienten sicherer zu machen und zu verbessern, wenn möglich. Undgenau deswegen glaube ich, dass man dich ab und zu daran erinnern muss, dass du nicht für diese Frau verantwortlich bist – was immer sie auch zu dir gesagt hat und wie sehr sie auch versucht hat, dir ein schlechtes Gewissen einzureden. Du schuldest ihr nicht das Geringste, Gabriel.“
„Glaub mir, Cooper …“, Gabriel lächelte selbstironisch, „… das ist hier nicht das Problem.“
Cooper war überrascht. „Nein? Was denn …“
„Lass es gut sein, kleiner Bruder. Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber ich kümmere mich schon seit vielen Jahren allein um meine Angelegenheiten, und zwar recht erfolgreich. Wenn ich Hilfe brauchen sollte, lasse ich es dich wissen. Aber bis dahin …“, er sah auf die Uhr, „… bleibt die Zeit nicht stehen, und ich muss mich noch um einen Berg von Angelegenheiten kümmern, bevor ich von hier verschwinden kann.“
„Mehr sagst du nicht? Du lässt mich ganz einfach so stehen?“
„Ja, du hast es erfasst.“ Gabriel nahm seinen Mantel vom Sessel und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung. „Gehst du morgen zu Taggart und Genevieve zum Abendessen?“
Cooper wusste, wann er das Handtuch werfen musste. „Machst du Witze? Es gibt leckere Hausmannskost und ein Basketballspiel im Fernsehen. Klar geh ich hin. Und du?“
„Ja, ich komme auch.“ Er ging auf die Tür zu. „Soll ich dich abholen?“
„Okay.“
„Ich ruf dich morgen an, dann können wir Einzelheiten besprechen.“ An der Tür hielt er kurz inne. „Cooper?“
„Was ist?“
„Danke für die Informationen. Ich weiß das zu schätzen.“
„Das sagt sich so leicht“, beschwerte Cooper sich. „Dichlässt man nicht mitten im interessantesten Gespräch hängen.“
„Du wirst es überleben“, meinte Gabriel trocken und ging lächelnd zu seinem eigenen Büro.
Es gab zwar keinen Grund für die Sorgen, die sein jüngerer Bruder sich um ihn machte, aber Cooper hatte in gewisser Hinsicht doch recht gehabt.
Er, Gabriel, war noch lange nicht mit Mallory fertig.
3. KAPITEL
„Geht es Ihnen gut, Miss Morgan?“
Mallory nahm widerwillig den Blick von dem Blatt Papier in ihrer zitternden Hand und sah den Mann ihr gegenüber betäubt an. „Wie bitte?“
Der Ausdruck auf Mr. Cowdens schmalem intelligentem Gesicht wurde weicher. „Sie scheinen erschüttert zu sein“, sagte der Besitzer des Anwaltsbüros „Finders Keepers“, das sich am vorigen Abend mit ihr in Verbindung gesetzt hatte, nicht ohne Mitgefühl. „Kann ich Ihnen etwas bringen lassen? Ein Glas Wasser oder Kaffee?“
„Nein. Ich … es ist nur …“ Voller Verlegenheit wegen ihrer Stotterei, riss Mallory sich mühsam zusammen. „Könnten Sie mir bitte noch einmal erklären, woher das hier kommt? Sie sagten, es käme auf Anweisung eines Verwandten?“
„Ja. Dem Brief zufolge, den wir erhielten, kommen die Gelder von einem gewissen …“, er warf einen Blick auf ein Dokument, das auf seinem Nussbaumschreibtisch lag, „… Ivan Mallory Milton. Ihr Cousin, wie es den Anschein hat, wenn auch vermutlich ein eher entfernter, da es hier heißt, dass er einundneunzig Jahre alt war, als er von uns ging.“ Er rückte die Lesebrille zurecht und überflog wieder den Inhalt des Dokuments. „Die Verwandtschaft geht offenbar auf Ihre Großmutter mütterlicherseits zurück.“
„Aber ich habe nie von ihm gehört.“
„Nun ja, das kommt häufig vor bei so entfernten Verwandten. Und tatsächlich erheben genau aus diesem Grund viele gar keinen Anspruch auf eine Erbschaft. In diesem Fall scheint es, dass Mr. Milton die verwandtschaftliche Beziehung erkannte, als er einen Zeitungsartikel über Ihre Familie las.“
Mallory zuckte leicht zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr verstorbener Cousin irgendetwas
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