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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Die Schulleitung will wissen, warum.«
    »Witzbold!« Er jonglierte seine
Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen. »Der Boß hat es nicht gern,
mitten in der Nacht aufgeweckt zu werden!«
    »Soll das heißen, daß er in
Vegas nachts immer geschlafen hat?« fragte ich.
    Die Tür zum Nebenzimmer ging
auf, und ein Mann kam forschen Schrittes in das Wohnzimmer. »Ich bin Fletcher«,
sagte er mit frischer Stimme. »Was ist los?«
    Er trug einen seidenen
Morgenmantel über dem Seidenpyjama. Er war groß und gut gewachsen, mit kurzem,
leicht lockigem schwarzem Haar. Seinem Gesicht nach mußte er um die Vierzig
sein, nur die Augen bildeten eine Ausnahme — sie sahen älter aus als die
Erbsünde.
    »Ich bin Leutnant Wheeler«,
sagte ich. »Vom Büro des Sheriffs.«
    »Na und?«
    »Was haben Sie heute nacht
gemacht?«
    Seine Augenbrauen hoben sich
fast unmerklich. »Brauche ich ein Alibi?«
    »Man könnte es so nennen«,
sagte ich geduldig und stellte die Frage noch einmal.
    Fletcher zündete sich bedächtig
eine Zigarette an. »Also gut, wollen mal sehen. Ich bin um acht hier
weggegangen...«
    »Allein?«
    »Johnny war bei mir.«
    »Johnny?«
    Er machte eine Kopfbewegung in
Richtung des jungen Mannes, der sich in dem Sessel flegelte. »Das ist Johnny,
Johnny Torch. Sie kennen sich noch nicht?«
    Der Junge grinste. »Wheeler,
wie? Hab’ schon von Ihnen gehört, dem schießwütigen Polypen. Hält die Welt für
einen einzigen großen Friedhof und es für seine Aufgabe, ihn zu füllen!«
    »Wo haben Sie denn den her?«
fragte ich Fletcher. »Beim Würfeln gewonnen?«
    »Witzbold!« fauchte Johnny.
    Fletcher lächelte schwach.
»Johnny ist mein Freund. Wie ich schon sagte, wir gingen gegen acht Uhr hier
weg zum Abendessen.«
    »In ein Lokal?«
    »Natürlich, ins Magnifique . « Er grinste. »Ist es aber nicht.«
    »Was dann?«
    »Gegen halb elf kamen wir
wieder zurück, glaube ich. Jemand begleitete uns, und wir tranken noch ein paar
Gläschen. Seitdem sind wir hier.«
    »Dieser jemand«, sagte ich.
»Hat er ’nen Namen?«
    »Nina Booth. Es ist eine Sie.«
    »Warum die Zeitverschwendung,
sich mit ihm zu unterhalten?« grunzte Johnny Torch. »Das kann ’n
Paragraphenreiter für dich besorgen. Warum läßt du dir von einem Polypen die
Wohnung einsauen?«
    »Halt den Mund!« sagte
Fletcher. »Dieses blöde Geschwätz macht auf niemanden Eindruck.«
    »Auf mich schon«, meinte ich.
»So originelle Redewendungen beeindrucken mich immer.«
    »Würden Sie mir vielleicht
jetzt verraten, was das Ganze soll?« fragte Fletcher höflich.
    »Linda Scott«, sagte ich.
    Das Grinsen schrumpfte zusammen
und starb auf seinen Lippen. »Linda? Was ist mit Linda?«
    »Sie ist tot«, berichtete ich
ihm. »Ermordet. Jemand hat sie erschossen und ihre Leiche auf der Schwelle des
Hauses des County Sheriffs zurückgelassen.«
    »Linda — ermordet!« Er preßte
die Lippen zusammen. »Wann ist das geschehen?«
    »Heute nacht«, sagte ich.
    »Dein Alibi ist aus Gußeisen , Boß«, sagte Johnny. »Du brauchst dir keine
Gedanken zu machen.«
    Mit einem Schritt stand
Fletcher vor Johnny und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Es war ein
kräftiger Schlag, unter dessen Wucht der Kopf des Jungen zur Seite flog.
    »Habe ich es dir nicht gesagt?«
sagte Fletcher leise. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten!«
    Abgesehen von dem krebsroten
Abdruck von Fletchers Hand war Johnnys Gesicht weiß wie Kalk. »Du hast’s
gesagt«, flüsterte er. »Aber versuch das nie wieder — ja nicht!«
    »Immer dieser Ärger mit dem
Personal«, wandte ich mich mitfühlend an Fletcher. »Jedes Jahr wird es
schlimmer. Ich fragte mich schon, warum Sie ihn bei sich haben — wo er doch die
Wohnung einsaut.«
    Fletchers Gesicht war
ausdruckslos. »Erzählen Sie zu Ende, Leutnant.«
    »Das ist alles«, antwortete
ich. »Oder fast alles.«
    »Fast?«
    »Da ist noch eine andere kleine
Sache.« Ich behielt ihn scharf im Auge. »Der Sheriff erinnert sich an eine
Unterhaltung, die er vor etwa einer Woche mit Ihnen führte, in deren Verlauf
Sie ihm einen Vorschlag unterbreiteten. Er lehnte Ihr Angebot ab, und Sie
sagten, Sie würden ihm noch eine letzte Warnung zukommen lassen.«
    »Sie halten mich doch wohl
nicht für so verrückt, so was zu tun — seine Nichte zu ermorden und sie auf
seiner Türschwelle liegenzulassen!« Er schüttelte den Kopf. »Das entspricht
nicht meiner Art, Leutnant. Und außerdem habe ich ein Alibi.«
    »Johnny?« Ich grinste.

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