Wenn die Würfel fallen
zuckte mit ihren zartgerundeten
Schultern. »Ganz einfach. Ich war hier in meiner Wohnung bis gegen halb elf.
Dann trank ich in Gesellschaft einiger Freunde ein paar Gläschen. Ich glaube,
daß ich gegen Mitternacht wieder in meine Wohnung kam.«
»Wer waren diese Freunde?«
»Zwei Burschen namens Howard
Fletcher und Johnny Torch. Um was dreht es sich?«
Ich erzählte ihr, worum es
ging. Sie grub ihre weißen Zähne tief in die Unterlippe, als ich ihr sagte,
Linda Scott sei ermordet worden.
Sie wandte sich ab und ging zu
der Bar hinüber, die sich an der gegenüberliegenden Wand des Zimmers befand.
»Ich brauche etwas zu trinken«, sagte sie plötzlich. »Wie steht es mit Ihnen,
Leutnant?«
»Scotch auf Eis«, sagte ich.
»Ein bißchen Soda.«
Nina Booth ließ sich Zeit mit
den Drinks. Endlich brachte sie sie zu der Stelle, wo ich noch immer stand.
»Warum setzen wir uns nicht?« fragte sie. Wir setzten uns auf die Couch, und
sie gab mir mein Glas.
»Das ist ein ganz schöner
Schlag für mich«, sagte sie. »Ich habe Linda gern gemocht. Sie war ein prima
Kerl. Sie gehörte zu den wenigen Freundinnen, die ich je hatte.«
»Sie hatte eine Menge Freunde«,
sagte ich. »Sie, Fletcher und Johnny Torch. Ich frage mich direkt, wie sie es
schaffte, ermordet zu werden.«
»Ich weiß nicht, weswegen
jemand sie hätte ermorden wollen«, sagte sie nüchtern. »Linda hat niemals
irgend jemandem etwas getan. Sie war zu weichherzig, vielleicht war das der
Grund.«
»Wie lange kennen Sie sie
schon?«
»Etwa fünfzehn Monate, glaube
ich. Wir arbeiteten in Las Vegas zusammen.«
»Für Fletcher?«
Sie leerte ihr Glas zur Hälfte
und nickte dann langsam. »Klar, für Howard. Ist das schlimm? Er stellt lieber
Mädchen an die Würfeltische als Männer. Belebt das Geschäft seiner Meinung
nach, und die Vögel regen sich nicht so sehr auf, wenn es eine gutgebaute Puppe
ist, die sie rupft.«
»Wußte gar nicht, daß Fletcher
ein Adept der Wissenschaft vom Menschen ist. Sozusagen ein Philosoph«, sagte
ich. »Ist Johnny Torch sein Boswell?«
»Was?« Nina schaute mich
verständnislos an.
»Nicht weiter wichtig«, sagte
ich. »Was hatte Sie und Linda bewogen, nach Pine City zu kommen?«
»Howard hat uns mitgenommen,
als er Las Vegas verließ«, antwortete sie.
»Beabsichtigt er, Sie hier
wieder im Würfelbusiness unterzubringen?« fragte ich.
»Ich weiß nicht, was er
beabsichtigt«, sagte sie. »Aber er zahlt gut, und die Spesen gehen extra. Ich
bin hier sozusagen auf Urlaub. Was kümmert es mich, was er plant?«
»Vielleicht hatte er auch mit
Linda Pläne?«
»Sie sind schiefgewickelt, wenn
Sie glauben, Howard hätte sie umgebracht«, sagte sie mit fester Stimme. »Das
ist gar nicht seine Art.«
»Woher sind Sie da so sicher?«
»So etwas weiß man eben«, sagte
sie. »Jedenfalls weiß ich es. Ich habe in meinem Leben genügend Männer
kennengelernt, um mich in solchen Sachen auszukennen.«
Ich wartete, bis sie ihr Glas
ausgetrunken hatte. »Was wissen Sie außerdem noch?« fragte ich dann.
Ȇber Linda? Wenn ich es mir
jetzt überlege, so habe ich eigentlich nie recht viel über sie gewußt. Sie
sprach nie über die Zeit, bevor ich sie kennengelernt hatte. Ich weiß, daß sie
ursprünglich aus dem Osten des Landes kam. Sie hatte hier einen Onkel oder so
was. Vielleicht kann Ihnen der mehr über sie erzählen als ich.«
»Ich habe ihren Onkel schon
gesehen«, sagte ich.
»Ich kann nicht behaupten, daß
wir gerade Freunde sind, aber wir kennen uns doch recht gut.«
»Außerdem hatte sie einen
Freund.«
»Meinen Sie Fletcher?«
Nina schaute mich überrascht
an. »Nein, Fletcher meine ich nicht. Linda ist nicht sein Typ. Der hat für
große runde Augen und Unschuldsmienen nichts übrig!« Sie kicherte plötzlich und
schüttelte energisch den Kopf. »Howards Typ ist ganz anders. Sie müssen schon
von Gabrielle gehört haben.«
»Dem Posaunenbläser?«
»Der Striptease-Tänzerin.«
»Ich sehe schon, ich habe noch
große Bildungslücken«, sagte ich. »Erzählen Sie mir mehr davon.«
»Die Darbietungen im Snake
Eyes kommen und gehen«, sagte sie wegwerfend. »Aber Gabrielle hält ewig
vor. Sie ist noch dort, und sie ist die einzige große Leidenschaft in Howards
Leben.«
»Wollen Sie sagen, daß er sie
noch lieber hat als das Geldmachen?« fragte ich ungläubig.
Ihre Unterlippe verzog sich ein
bißchen. »Ich sprach von seinen Hobbies.«
»Wer war also Lindas Freund?«
»Er heißt Rex Schäfer. Er
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