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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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und vielleicht wollte die Polizei das gerade nicht. Indem man sie nicht gleich zu Anfang untersuchen ließ, würde derjenige, den die Staatsanwaltschaft später als sachkundigen Zeugen aufrief, nicht in der Lage sein, viel über ihren geistigen Zustand zu dem Zeitpunkt, als sie Jerry erschoss, zu sagen - zumindest im Vergleich zu den Ärzten, die noch am selben Tag hinzugezogen worden waren. Ihre behandelnden Ärzte erwiesen sich als die besten Zeugen von allen. Sie hatten Jena sofort untersucht, nachdem die Polizei sie eingeliefert hatte, und beharrten darauf, dass sie ihren Zustand nicht vortäuschte.
    Der Ankläger war ein fairer Mann namens Martin Steinberg, den Carter gut kannte und respektierte. Carter rief ihn an und sagte ihm, dass er ihm jederzeit Zugang zu seiner Mandantin gewähren würde, damit er mit ihr sprechen könne. Martin Steinberg nahm das Angebot an und kehrte erschüttert von der Begegnung zurück. Wer weiß? Vielleicht hatten die Zehn-auf-Fünfzehn-Hochglanzfotos, die Carter von Jenas Verletzungen und Narben gemacht hatte, ihren Teil dazu beigetragen. Wir erfuhren später nur, dass er sämtliche Fakten zusammenaddierte, nachdem er Jena gesehen hatte. Jena
hatte eine schreckliche Missbrauchsgeschichte hinter sich. Sie war zum Zeitpunkt der Tat ziemlich sicher psychotisch gewesen, ganz zu schweigen davon, dass es zumindest eine Ohrenzeugin gab, die sich sicher war, dass Jerry gerade versuchte, Jena umzubringen, als die Waffe losging.
    Ein paar Wochen später rief Carter Lily und mich an, um uns zu sagen, dass es vorbei war. Offiziell war zwar noch nichts verlautet, aber bei einem Drink hatte Martin ihm mitgeteilt, dass es schlicht und ergreifend Notwehr gewesen sei. Es würde keine Anklage geben.
    Was Daryl Collins betraf, so konnte der einpacken. Pat Humphrey flog hin, um mit Mrs Parks zu sprechen, und stellte zu ihrer großen Freude fest, dass sie eine sehr eindrucksvolle Zeugin abgab. Innerhalb weniger Tage hatte Pat ihre Anklage. Sie gab alle anderen Fälle ab und verfolgte Daryl mit einem Eifer, der fast schon beängstigend war.
    Für mich selbst gab es nur noch eine letzte Sache in Bezug auf Daryl Collins zu tun - nämlich Sarah Reasons anzurufen, die Therapeutin, die er im Gefängnis vergewaltigt hatte.
    »Es ist vorbei«, sagte ich und erklärte ihr, dass Daryl angeklagt worden war, vor mehr als zehn Jahren ein vierjähriges Mädchen ermordet zu haben. »Ich wüsste nicht, wie er sich da rauswinden könnte«, fügte ich hinzu. »Er hat es mit einem Höllenhund von einer Staatsanwältin zu tun, und die wiederum hat eine Zeugin, der es egal ist, ob sie lebt oder stirbt, also kann man sie nicht einschüchtern. Ohne Leroy ist sie jedoch sowieso wohl kaum in Gefahr.«

    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte sie ungläubig. »Ist das wirklich Ihr voller Ernst?«
    »Aber ja«, erwiderte ich. »Das ist es. Das ist es tatsächlich. Mir ist klar, dass das nicht alles lösen wird, vermutlich noch nicht mal das meiste, aber zumindest werden Sie keine weiteren Glückwunschkarten mehr bekommen, und ganz sicher wird er Ihnen niemals nachstellen können. Das Einzige, was übrig ist«, erklärte ich, »ist der Daryl Collins in Ihrem Kopf.«
    Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ich arbeite daran.«
    Ich wusste nicht, was ich noch hätte hinzufügen können, deshalb wünschte ich ihr alles Gute und wollte gerade auflegen, als sie sagte: »Warten Sie eine Sekunde. Da ist noch eine letzte Sache. Haben Sie das getan? Wie haben Sie ihn nach all der Zeit dafür drangekriegt? Dieser Mord ist vor vielen Jahren geschehen.«
    »Ich war es nicht«, erwiderte ich. »Ich war es kein bisschen. Es war das vierjährige Mädchen. Ihr Name war Sissy Harper.«
    »Aber sie ist …«
    »Ja, das ist sie, aber manche Menschen sind eben so, schätze ich. Mit ihr hätte er sich besser nicht angelegt.«
     
    Lily und ich fuhren zu Jena, sobald die Ärzte ihr Einverständnis gegeben hatten. Unfähig, sich auf eine Zeitschrift oder ein Gespräch zu konzentrieren, vibrierte Lily auf dem Beifahrersitz geradezu vor nervöser Energie. Ich versuchte eine Weile, Smalltalk zu machen, gab dann aber auf. Sie hatte einen Rucksack mit ein paar Geschenken für ihre Mutter dabei und kramte unentwegt
darin herum, voller Sorge, ob sie Jena gefallen würden. Sie hatte Tage damit zugebracht, zu entscheiden, was sie kaufen sollte.
    Als sie dann später aus Jenas Zimmer kam, lächelte sie, und ich fühlte, wie ich mich entspannte.
    »Wie ist es

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