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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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wäre, durch das ich sie sehen konnte, aber ich war vollkommen falsch gelegen. Es war das Besondere an Sissy gewesen.
    Robert würde morgen kommen. Er müsse sich auf einen Prozess vorbereiten, hatte er gesagt, und brauche für eine Woche oder so einen ruhigen Ort, um zu arbeiten. Wir würden sehen, wie es lief. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich behauptete, dass ich mich nicht freute. Nach all der Angst und Sorge wollte ich Wärme und Liebe, seinen feinsinnigen Witz und die gute Gesellschaft. Aber die Langlebigkeit des Ganzen war eine andere Sache. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er viel Zeit mit den Füßen auf dem Balkongeländer verbringen würde, und es gab keinen Teil meiner Seele, der je in einer Stadt leben könnte. Aber unabhängig vom Ausgang des Ganzen würde ich Geborgenheit bei ihm finden, solange er hier war.
    Ich beobachtete, wie Lily sich umdrehte und zu mir zurückkam. Alles um sie herum - das Dünengras, die Muscheln, der Sand, sogar Lily selbst -, schien von unzähligen Schichten südlichen Lichts umfangen zu sein, ein Licht, das alles, was es berührte, in eine Art himmlischen Glanz zu tauchen schien. Viel der Freude auf dieser Welt, dachte ich, kam von seiner Pracht. Ich blickte hinauf zur Sonne, die in der Ferne strahlte, schloss die Augen und fühlte, wie die Brise ihre salzigen Finger über mein Gesicht gleiten ließ. So vieles verstand ich noch immer nicht: Warum Jena Jerry nicht zu einem frühen Zeitpunkt verlassen hatte; wie Sissy sich mir auf diese Weise hatte zeigen können; weshalb
Charlie gewusst hatte, dass jemand hinter mir her war.
    Aber warum überhaupt den Versuch unternehmen, diese Dinge zu ergründen? Manchmal ist es besser, einfach zuzusehen, wie die Sonne auf den Wellen reitet, und die salzigen Finger des Windes zu schmecken. Manchmal ist es besser, einfach zuzusehen, wie das Licht des Südens allem Glanz verleiht, das es berührt, und dabei an überhaupt nichts zu denken. Jena und ich waren gar nicht so verschieden. Das war der springende Punkt. Das war immer schon der springende Punkt gewesen.
    Lily hielt ihre Muschel vor sich her, während sie zu mir gelaufen kam. Sie würde einen Weg finden, damit es funktionierte, überlegte ich. Sie würde ihre Bemutterung von uns allen bekommen, ein wenig hier, ein bisschen da. Sie würde sogar selbst ein bisschen bemuttern. Ich legte den Arm um die Schulter der dunkelhaarigen Tochter neben mir, und wir machten uns auf den Heimweg.

Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel
    Truth Catcher bei Pegasus Books LLC, New York
    Verlagsgruppe Random House
     
     
     
     
     
    Deutsche Erstausgabe 12/2008
    Copyright © 2006 by Anna Salter
    Published by Arrangement with PEGASUS BOOKS LLC, New York, NY, USA
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Redaktion | Regine Weisbrod
    Herstellung | Helga Schörnig
     
    www.diana-verlag.de
    eISBN : 978-3-641-02729-2
    www.randomhouse.de

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