Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter
hatte sie von Eli wissen können? Sie hatte ihn doch noch nicht einmal gesehen, oder?
» J-ja«, stotterte ich. » Der andere ist auch weg.«
» Dann … danke.«
Sie nickte mir matt zu. Dann schloss sie die Augen und legte den Kopf zurück auf das schlammige Ufer.
Epilog
I ch würde aufhören, dich zu fragen, wenn du aufhören würdest, so ein Volltrottel zu sein.«
» Tja, ich würde kein Volltrottel sein müssen, wenn du aufhören würdest, ein verrückter Freak zu sein.«
Mit einem schweren Seufzen lehnte ich mich an die Wand, streckte die Finger vor mir aus und suchte nach Schmutz unter meinen sauberen Nägeln. Ich hatte mir diesen Streit in den vergangenen zwei Wochen so oft angehört, dass ich ihn allein hätte nachspielen können, Wort für Wort.
Doch Joshua und Jillian schienen erpicht darauf, ihn wenigstens noch einmal durchzuexerzieren.
Während ich oben an der Treppe verweilte – mehr als bereit, dieses sinnlose Unterfangen zu beenden und wegzugehen –, stand Joshua vor Jillians Zimmer, die fest geballte Faust an den Türrahmen gestützt.
» Sieh mal«, knurrte er. » Wenn man bedenkt, was Amelia alles für dich getan hat, benimmst du dich … ungehobelt.«
Jillian lächelte ihren Bruder einfach kalt an und verschränkte die Arme vor der Brust.
» Was mich betrifft, Josh, hat niemand außer dir etwas für mich getan. Und ich werde dir nicht zeigen, wie dankbar ich bin, indem ich so tue, als sei eine imaginäre Person real.«
» Oh, um Himmels willen!« Joshua ließ den Türrahmen los und warf beide Hände in die Luft. » Amelia ist nicht imaginär. Du hast sie gesehen, an dem Abend, an dem sie dich gerettet hat. Du hast mit ihr gesprochen, Jillian. Und du kannst sie jetzt sehen, genau wie ich es kann.«
Joshua deutete auf mich. Jillians Blick folgte der Linie, die der Arm ihres Bruders beschrieb, den ganzen Weg bis zu meinem Gesicht. Mir blieb nur der Bruchteil einer Sekunde, um sie anzulächeln, bevor ihr Blick wieder weghuschte.
» Nö, da ist niemand.« Sie gab die Worte mit Singsangstimme von sich.
Mit einem Ächzen verdrehte ich die Augen. » Joshua, es ist zwecklos. Genauso, wie es gestern Abend zwecklos war und vor drei Tagen und so weiter und so weiter …«
» Es ist nicht zwecklos, denn Jillian wird uns heute Abend begleiten.«
» Ich weiß nicht, wie oft ich es dir noch sagen muss«, sagte Jillian mit zusammengebissenen Zähnen. » Ich werde meine Freitagabende nicht mit dir und deinem Hirngespinst verbringen.«
Joshua machte den Mund auf, höchstwahrscheinlich, um wieder loszuschreien, doch ich unterbrach ihn.
» Sieh mal, Joshua, sie wird heute Abend offensichtlich nicht einlenken, können wir also bitte, bitte einfach gehen?«
» Ja, Josh, hör auf deine imaginäre Freundin und verschwinde«, zischte Jillian.
Sofort jubilierte Joshua los, lachte und schlug triumphierend mit der Hand gegen den Türrahmen.
» Ha!«, rief er. » Ich hab’s gewusst! Du kannst sie hören, du große Lügnerin!«
Jillians Mund stand wie der einer Forelle offen. Eine Sekunde lang sah sie mich wieder direkt an. Dann schüttelte sie heftig den Kopf, als würde die Bewegung dazu führen, dass ich wieder unsichtbar für sie werden würde. Sie packte ihre Tür und schlug sie Joshua mit finsterer Miene vor der Nase zu.
Selbst mit der Tür vor der Nase kicherte Joshua weiter. Er drehte sich um und warf mir ein breites Grinsen zu.
» Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass sie einlenken würde.«
» Schatz«, sagte ich und verdrehte erneut die Augen, » sie hat nichts zugegeben, was du nicht schon wusstest. Außerdem ist sie jetzt eine richtige Seherin, ob es ihr nun gefällt oder nicht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie keine › Rettet Amelia vor der Vertreibung‹-T-Shirts kreieren wird, wenn Ruth den Waffenstillstand irgendwann beendet. Auch wenn Ruth mich tatsächlich wieder ins Haus gelassen hat.«
» Egal«, meinte er beharrlich. » Jillian und Ruth werden dich mögen. Letzten Endes.«
Trotz meiner starken Zweifel lachte ich ebenfalls. » Joshua Mayhew, stets der sonnige Optimist.«
» Weil meine Pläne immer aufgehen. Du wirst es schon noch sehen.«
» Apropos geheimnisvolle Pläne …«, half ich ihm weiter und hakte mich bei ihm ein. Joshuas Grinsen wurde breiter, als er mich näher an sich heranzog und die Treppe hinunterführte.
» Ich hab dir doch gesagt – es ist eine Überraschung.«
» Was, willst du versuchen, mich wieder zum Leben zu erwecken oder so was?« Ich
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