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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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doch diesmal leise, mehr für sich. »Ich sammelte Informationen. Ich wollte diese Sache gut vorbereiten. Ein paar Monate länger auf den Tag zu warten, an dem ich mich in die offenen Arme meiner eigentlichen Familie werfen würde, machte mir nichts aus. Aus den Monaten wurden Jahre. Ich informierte mich nämlich so gut ich konnte über die Barringtons. Die vorbildliche Karriere meines Vaters bei der Royal Air Force. Lustig, dass auch dein Vater so erfolgreich im selben Metier ist, nicht wahr? Und dann erst meine Brüder: Robert, Erbe und Finanzgenie in London. David, angesehener Richter in Edinburgh. Eines Tages las ich eine Meldung in einem Fifer Regionalblatt. Du kennst die Vorliebe der Schotten für Geister und Gespenster. Kein Neubaugebiet, das nicht spätestens nach drei Monaten seinen eigenen Geist verpasst bekommt, von den alten Gemäuern ganz zu schweigen. Die Überschrift lautete: ›Das Gespenst von Pittenweem‹. Der Wirt einer Kneipe behauptete, dass er in der Nacht zum ersten Mai am Hafen einem jungen Mädchen in einem langen, weißen Gewand begegnet sei. Der Redakteur stellte gleich die Verbindung zu einem Selbstmord her, der sich fünfzig Jahre zuvor in der Gegend ereignet hatte. Eine junge Frau hatte sich in ihrem Nachthemd im Firth of Forth ertränkt. Sie war in Kirkcaldy ins Wasser gegangen und in Pittenweem angeschwemmt worden. Etwas später stellte sich heraus, dass der Kneipenwirt vor fünfzig Jahren als kleiner Junge diese Frau gefunden hatte und nun wohl neue Kundschaft mit dieser Geschichte locken wollte. Ich verstand recht schnell: Kirkcaldy vor fünfzig Jahren. Da war ich geboren worden, da war meine Mutter gestorben. Ich hörte mich ein wenig um, und es wurde getuschelt, die Frau von damals sei eine Deutsche gewesen, die nach der Geburt eines Sohnes an postnatalen Depressionen gelitten hatte. Es gab noch weitere Gerüchte, dass diese Frau gar keine Frau, sondern ein minderjähriges Mädchen gewesen sei. So fügte ich meine Puzzleteile zusammen: Eure Lordschaft, der 3. Earl of Herton, hatte in Deutschland eine Minderjährige geschwängert und sitzengelassen. Albert kümmerte sich um sie, heiratete sie und brachte sie nach Schottland. Sie kam nicht klar und nahm sich das Leben. Meine Mutter.
    Der schneidige Offizier mit lockerer Moral, den ich mir als Vater vorgestellt hatte, wurde zu einem miesen, geilen Schwein, das sich an Minderjährigen verging. Ich hatte eine Weile gedacht, die Barringtonfamilie hätte sich von Albert abgewandt, weil er mit einer Bürgerlichen verheiratet war, noch dazu mit einer Deutschen. Aber in Wirklichkeit hatte sich Albert von den Barringtons abgewandt und wollte nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben.
    Irgendwann fand ich heraus, dass ich nicht der Einzige war, der die Wahrheit kannte. Deine Mutter Margaret hatte das Geheimnis ihres Vaters ebenfalls gelüftet, und zwar schon fünfundzwanzig Jahre vor mir, mindestens. Und ich hatte meinen Spaß daran zu sehen, wie Margaret ihren Vater – unseren Vater! – damit quälte.«
    »Margaret wusste das alles über ihren Vater?« Mina schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen. Nach Rolands Tod haben wir noch darüber geredet, wie schwer es für sie ist, dass sie von ihm nie richtig geliebt worden ist. Von den anderen Sachen hat sie mir nie etwas erzählt.«
    »Dann hat sie ihr Geheimnis lange und gut auch vor dir gehütet. Wenn überhaupt, dann litt sie darunter, die Tochter eines solch verlogenen Schweins zu sein, das es bis zu seinem Tod nicht fertig brachte, die Wahrheit zu sagen. Ich dachte kurz darüber nach, mich mit Margaret zu verbünden, verwarf den Gedanken aber. Die Söhne zu verderben, daran hatte ich mehr Interesse. Ich fing mit Robert an, dem ältesten. Kennst du sein Laster? Nein? Aber du kennst seine Ehefrau. Eine wunderschöne Frau, ein Gesicht wie eine Porzellanpuppe, so fein und weiß und zerbrechlich. Ein schlankes, elfengleiches Wesen, ein Rätsel, wie sie drei Kinder von ihm bekommen konnte mit diesem zarten Körper. Aber wenn seine Frau nicht hinschaut, lässt er sich am liebsten von großen schwarzen Männern auspeitschen.« Arthur lachte. »Je dicker sie sind, desto besser.«
    »Und das alles hast du fotografiert oder gefilmt, um ihn zu erpressen, nehme ich an. Und David?«
    »David! Dein neuer Lieblingsonkel! Er ist der Grund, warum du hier bist. Er hat mich über jeden deiner Schritte informiert. Ist dir das nicht selbst aufgefallen? Du hast zu wenig kriminelle Energie, meine Liebe.

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