Wenn es plötzlich Liebe ist - An unforgettable Lady
Morgen im Büro eintraf, hatte aller Mut sie verlassen. Der Jahresball würde in knapp vierundzwanzig Stunden stattfinden. Das große Ereignis ragte vor ihr auf wie eine riesige Steilwand.
Am meisten aber belastete sie, dass Smith sie in Kürze verlassen würde.
»Guten Morgen«, sagte Kat und reichte ihr ein paar Akten. »Miles Forsythe ist eben vorbeigekommen. Er kann dieser Frau heute Nachmittag einen Termin geben. Oh, und Jack Walker hat angerufen und gefragt, ob er den Copley heute Abend besichtigen kann. Ich habe zugesagt, weil ich dachte, Sie hätten nichts dagegen.«
»Gut.«
»Und Frederique war auch wieder da.«
Grace sah überrascht hoch. »Wirklich?«
»Er ist schon wieder bei dem Partyservice aufgetaucht. Sie haben angerufen und gesagt, wenn das noch einmal vorkommt, werden sie den Auftrag niederlegen.«
Grace ging sofort in ihr Büro und rief den Partyservice an. Frederiques Hartnäckigkeit war ein Problem, das sie wirklich nicht brauchte.
Smith, der auf der anderen Seite des Raums saß, blickte kurz hoch.
»Tut mir leid«, murmelte sie.
Achselzuckend stand er auf. Als er sich reckte, senkte sie
den Blick. Rational hatte sie begonnen, seinen Verlust zu akzeptieren, aber ihr Körper war weniger pragmatisch. Sie begehrte ihn immer noch. Auch noch, nachdem er ihr das Herz gebrochen hatte. Auch, wenn er sie verlassen und sie ihn nie wieder sehen würde.
Sie glaubte, dass ein Teil in ihr ihn immer begehren würde. Sie würde ihn immer lieben.
»Ich habe etwas für dich«, sagte er knapp. Damit trat er zu ihr und reichte ihr einen Umschlag.
Stirnrunzelnd öffnete sie ihn und entnahm ihm ein dickes Bündel Papiere. Sie faltete die Dokumente auseinander und begann, sie zu überfliegen. Es waren Kopien von Rechnungen: von einem Kasino in Las Vegas, einem Hotel in Monte Carlo, einem anderen an der Riviera.
»Was ist das?«, fragte sie aufblickend.
»Ich habe mir erlaubt, deinem Ehemann ein wenig auf die Finger zu sehen. Das sind unbezahlte Hotelrechnungen und Spielschulden. Seitdem du ihn rausgeworfen hast, ist er auf die schiefe Bahn geraten und hat seinen und deinen Namen benutzt, um Kredite zu erschwindeln. Abgesehen davon, dass er jede Menge beim Spiel verliert, hat er wohl einen ausgezeichneten Appetit und eine Neigung, nur die besten Weine zu trinken. Scheint aber nicht gerne dafür zu bezahlen.«
Grace blickte auf die Endsumme. »Das ist eine Menge, aber nicht für einen Sharone.«
»Nun, das ist der springende Punkt. Offenbar ist die Familie nicht mehr so reich wie einst.Wusstest du, dass sie die Weinberge in Frankreich verkaufen?«
»Nein.« Sie sah ihn ernst an. »Aber warum? Die Weinberge sind seit Generationen in Familienbesitz.«
»Sie bieten noch mehrere andere Besitztümer zum Verkauf
an, außerdem Gemälde und Skulpturen. Das alles geschieht natürlich nur sehr diskret, doch wenn man alles zusammenrechnet, dann verscheuern sie einen Großteil ihres Besitzes.«
»Gütiger Gott.Was ist bloß passiert?«
Smith zuckte die Achseln. »Zu viel Nachwuchs mit einem Hang zum süßen Leben. Kern der Sache ist, dass die Familie verarmt ist. Das Jetset-Leben deines Mannes wird vermutlich sehr schnell auf provinzielles Niveau schrumpfen.«
»Daher versucht er, bei der Scheidung eine Menge aus mir herauszupressen«, murmelte sie. Jetzt wurde ihr alles klar. Sie hatte angenommen, er verklagte sie, weil er Rache nehmen wollte. In Wirklichkeit ging es um sein Überleben. Gott wusste, wie unfähig er war, die Summen zu verdienen, die er ausgab.
John zeigte auf die Rechnungen. »Wenn du die an die richtigen Journalisten schickst, setzt das sofort eine Untersuchung der Sharone’schen Finanzen in Gang. Und sie würden alles tun, um das zu vermeiden.«
»Denn es gilt, stets den Schein zu wahren«, sagte sie leise. Grace sah Smith an. Sie wusste, dass er ihr gerade die Garantie für ihre Scheidung überreicht hatte. »Danke.«
»Als dieser Anwalt hier auftauchte, hatte ich das Gefühl, dass er nur darum so verdammt selbstgefällig aussah, weil sie glaubten, dich nun erpressen zu können. Mit dem Foto von uns beiden. Stimmt’s?«
Sie nickte.
»Ich kann nur sagen, dass es mir ein Vergnügen war, all das hier herauszufinden.«
Grace blickte wieder auf die Rechnungen. Ranulf genoss einen internationalen Ruf, schwerreich und hochgeboren
zu sein, und diese Information konnte seinen Ruin bedeuten. Sie sah den Artikel in Vanity Fair schon vor sich.
Aber sie wollte ihm nicht wehtun. Sie wollte bloß
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