Wenn es plötzlich Liebe ist - An unforgettable Lady
fluchte.
Er fühlte sich wie in einem fremden, unvertrauten Land. Er hatte noch nie zuvor darüber nachgedacht, was Sex mit einer Frau eigentlich bedeutete. Bisher war es immer bloß eine Art Hygiene gewesen. Und wenn er eine Frau wollte, hatte sich immer eine gefunden.
So hatte er eben gelebt.
Smith schlang sich das Handtuch um die Hüften und wischte mit dem Unterarm über den beschlagenen Spiegel.
Dann betrachtete er sich ganz genau.
Wie lautete nun seine Antwort?
Er war zuversichtlich, dass er mit Grace schlafen konnte, ohne sich emotional auf sie einzulassen. Vor allem, weil er unfähig war, eine intime Bezieung einzugehen. Bei seiner Lebensweise konnte er jede Minute in einen anderen Winkel der Erde geschickt werden, an Orte, über die er nicht einmal reden durfte. Diese ständige Ortsveränderung stellte für ihn zwar kein Problem dar, aber vielleicht für andere. Er wollte nicht zu jemandem zurückkommen, der monatelang nichts von ihm gehört und sich die ganze Zeit über gefragt hatte, ob er überhaupt noch lebte.
Dieser Druck war zu stark.
Wenn er arbeitete, dachte er ausschließlich an die eigene und an die Sicherheit seiner Klienten. Da war kein Platz für
die Sorge um eine Frau, die ihn vielleicht vermisste. Daher hatte er, obwohl er inzwischen achtunddreißig war, nie geheiratet und auch nie mehr als nur ein paar Nächte mit derselben Frau verbracht.
Smith war ganz alleine auf der Welt, abgesehen von seinen Kumpanen bei Blackwatch . Anders wollte er es nicht. Er fühlte sich nie einsam, denn er war immer unterwegs. Da er keine Familie hatte, kannte er auch keine Schuldgefühle an jenen Festtagen, wenn Familien normalerweise zusammenkamen. Er war ein freier Mann.
Aber wie stand es um Grace’ Gefühle?
Wenn sie miteinander schliefen, hatte sie ein Anrecht darauf, zu wissen, was sie von ihm erwarten konnte. Und das war nichts, außer vielleicht großartigem Sex.
Smith kleidete sich mit einer Geschwindigkeit an, die man ihm bei der Armee eingedrillt hatte. Das Rasieren dauerte ganze drei Minuten von dem Zeitpunkt an, dass er die Dose mit dem Schaum in die Hand nahm, bis zum Ablegen der Klinge. Sein Haar war so kurz, dass er es nicht zu bürsten brauchte.
Er wollte gerade gehen, da fiel sein Blick auf das lavendelfarbene Seidenhemd, das an der Tür hing. Er stellte sich Grace darin vor und auch, wie er langsam und sanft den zarten Stoff von ihrer Haut hob.
Und wenn er sich nun tatsächlich emotional auf sie einließ?, fragte er sich wie nebenbei.
Er hielt das nicht einmal im Entferntesten für möglich, aber übersehen durfte er diese riskante Möglichkeit auch nicht.Wenn er nun mit Grace ins Bett ging und begann, sie zu mögen? Respektieren tat er sie ohnehin. Außerdem fand er sie nicht nur körperlich attraktiv.
Jesus, zum ersten Mal in seinem Leben dachte er, dass Sex
einen Einfluss darauf haben konnte, was sich zwischen ihm und einer Frau abspielte. Alles war plötzlich anders.
Und was hatte das alles zu bedeuten? Es war vermutlich ratsam, sich emotional zurückzuhalten, ja, es war äußerst wichtig, dass er sich nicht in Grace verliebte. Sie konnten beide das Risiko nicht eingehen, dass er seine Objektivität verlor, denn wenn sein Herz im Spiel war, hatte der Verstand Urlaub. Aus genau diesem Grund behandeln Ärzte niemals die eigene Familie.
Man musste alles schön auseinanderhalten, dachte er. Und streichelte das seidene Negligee.
Glücklicherweise kannte er sich darin gut aus. Seine Fähigkeit, klare Gedanken zu fassen und Gedanken und Gefühle genau zu trennen, garantierte, dass er jede Situation mit klarem Kopf und entspanntem Körper angehen konnte und auch so blieb, wenn Kugeln ihn umschwirrten. Er musste einfach einen Teil seines Verstandes ausblenden und sämtliche Gefühle unterdrücken.
Eine reine Willensfrage.
Er sagte sich, es gäbe keinen Grund, warum er sich nicht emotional von Grace distanzieren könnte. Auch nicht in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ihm viel an ihr lag.
Smiths Finger krampften sich in die Seide.
Er begehrte sie, war aber nicht bereit zu lügen, um sie ins Bett zu bekommen. Er würde sie vor die Wahl stellen. Er würde ganz deutlich machen, was er zu bieten hatte: nichts außer einer rein körperlichen Beziehung. Sie konnte sich dann frei entscheiden.
Immerhin war sie eine erwachsene Frau. Er hatte genug Zeit mit ihr verbracht, um zu wissen, wie intelligent und ehrlich sie war. Wenn jemand eine informierte Entscheidung treffen konnte, dann war
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