Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
schwarzen Mantel, noch im zügigen Schritt, vor ihnen aus dem Nichts auftauchte und auf sie zusteuerte: Merkas.
Ein eisiger Schauder von Entsetzen und Kälte schoss durch ihren Körper.
Merkas
. Es war doch Merkas …? Seine Augen flackerten rot, doch weil sich das Licht aus den Fenstern in seiner schwarzen Iris spiegelte.
„Wohin des Weges,
alter
Freund
…?“, fragte er mit sonorer Stimme, die ihr durch Mark und Bein ging.
Nikolajs Hand um ihre Taille verkrampfte sich, sodass sie spürte, wie sein ganzer Körper in Verteidigungshaltung – Kampfhaltung überging. „Du bekommst sie nicht,
alter Freund
…“ gab Nikolaj mit dunklem Timbre in der Stimme zurück. „Du bekommst lediglich das, was du verdienst.“
Marah und Jonathan regten sich hörbar hinter ihnen, sodass sie sich umsah und ein paar Meter die Straße zurück drei Männer ins Auge fasste, denen im Sekundentakt zwei weitere aus dem Nichts folgten. Ein paar hoben angriffslustig die Fäuste, die anderen zückten Messer.Merkas lächelte amüsiert. Allerdings nur einen kurzen Augenblick lang, dann nahm sein Gesicht einen gefährlichen Ausdruck an, den er mit eisiger Stimme untermalte. „Die Zeit der Wortgefechte ist vorbei. Jetzt sind Taten gefragt. Mal sehen, wie viel dein
Herz
aushalten kann. Wie viel du aushältst – ob du aushalten kannst, was du einst anderen angetan hast. Aber zuvor entledigen wir uns wohl erstmal unserer überflüssigen Gäste.“ Er fasste Marah und Jonathan ins Auge. „Die Hexe und ihr … was auch immer, nehme ich an?“
Der Moment schien zu Eis zu gefrieren, den Atem anzuhalten und gespannt auszuharren, was nun geschah. Ihr Kopf war leer und zeitglich zum Bersten voll.
Jonathan war es, der plötzlich in kindlich amüsiertem Tonfall „Football ist wirklich ein großartiges Spiel, nicht wahr?“ hervorbrachte. Für einige Sekundenbruchteile schwebten Irritation, Belustigung und Verachtung in der Luft. Diese Sekundenbruchteile nutzte Jonathan, zog die Hand aus seiner Jackentasche, riss an einem Stift und warf das kleine ovale Etwas hinter sich in die Mitte der Männer. Ein flüchtiger Hauch von Erkenntnis huschte über ihre Züge, doch er reichte nicht, um angemessen zu reagieren.
Ein lauter Knall, begleitet von den Schreien der Getroffenen und Staub, dröhnte durch die Luft. Noch während Jonathan eine weitere von Simons Geschützen entsperrte, kam Bewegung in Nikolajs Körper. Er ließ sie los, warf sich in einer sprunghaften Bewegung nach vorne und schlug Merkas von den Beinen rücklings zu Boden. „Lauft!!“
Sie zögerte. Marah schoss an ihre Seite, packte sie an der Hand und zog sie mit sich. „Gwen, los!“ Sie liefen an den miteinanderringenden Männern am Boden vorbei, rechts um die Ecke, um die zuvor die beiden Männer gekommen waren. Immer wieder tauchten weitere Gestalten aus dem Nichts aus, sodass sie einen heftigen Schlenker machen oder die Richtung wechseln mussten. Schaulustige, hervorgerufen durch den lauten Knall, kamen aus den Häusern hervor, um nachzusehen, was draußen vor sich ging.
Es knallte abermals und ließ den Boden und die Luft erzittern. Sie liefen wie durch ein Labyrinth von Straßen, zwischen unbekannten Gebäuden hindurch, weiter weg von ihrem Ziel, dann wieder weiter darauf zu. Es war schwer die Orientierung zu behalten, wo sie doch überhaupt keine besaßen und es in diesem Augenblick nur darum ging, ihren Verfolgern zu entkommen und den nagenden Gedanken zu verdrängen, was mit Nikolaj und Jonathan geschah.
Sie liefen im Slalom, stolperten, atmeten schwer – und dann sahen sie plötzlich eine Öffnung, registrierten, wie sich die Straße links von ihnen wie ein Trichter formte und aus dem beidseitigen Schutz der Gebäude heraus auf einen offenen Platz führte. Ein verheißungsvolles Prickeln lief über ihre Haut, mischte sich unter das Adrenalin und die Angst. Unverkennbar der Mittelpunkt, um den sich die Stadt fügte – um den man die Stadt einst errichtet hatte. Unleugbar der Ursprungsgrund.
„Gwen! Dort lang!“, schrie Marah.
Sie hasteten auf die Öffnung zu, doch noch ehe sie den ersten Schritt auf den Platz gemacht hatten, tauchten – unvorhersehbar und ohne die Möglichkeit frühzeitig zu reagieren – zwei Männer vor ihnen auf.
In einem Schlenker versuchten sie seitlich an ihnen vorbeizulaufen, doch einer der beiden zerrte sie am Handgelenk zurück, umschlang ihren Oberkörper mit beiden Armen und hob sie hoch, wobei er ihr die Luft aus den Lungen presste, dass ihr
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