Wer braucht schon Zauberfarben?
ich etwas beiseite, verstecke meinen Körper hinter der Steinfassade und spähe nur mit dem Kopf zum Fenster rein.
Beinahe gemächlich tritt er an sie heran. Hey, genießt er das etwa?
Nun steht er direkt hinter ihr und fragt: „Weißt du, wer ich bin?“ Sie ist so verängstigt, dass sie sogar vor seinen Worten zusammenzuckt.
„Ja Herr. Ihr seid das Oberhaupt des weißen Zirkels. Mein Körper wird Euch als Gefäß dienen, um starke Nachkommen hervorzubringen. Mit jeder Faser meines Körpers werde ich Euch zu Diensten sein. Jeden Wunsch, den ihr verspürt, versuche ich, Euch von den Augen abzulesen. Ich bin mir meinem Schicksal bewusst und werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Euch die Gefährtin zu sein, die Ihr wünscht, Herr.“ Kotz. Würg. Mädchen, das ist echt unter deiner Würde. Du gibst ihm gerade einen Freibrief, damit er alles mit dir machen kann, was er will. Hast du denn kein Selbstbewusstsein?
Sie zittert am ganzen Leib, als Beliar näherkommt. Sie scheint ihn zu fürchten. Zu meiner absoluten Verblüffung, greift er mit seiner Pranke nach ihrem Haar.
Die Geste verpasst mir einen solchen Stich ins Herz, dass ich keuche. Eifersucht brodelt in mir wie ein Vulkan, der jeden Moment auszubrechen droht. Tränen fluten meine Augen. Wie kann er sie nur so berühren, wie er mich berührt hat?
„Tiberius“, ruft Beliar. Der Gerufene taucht sogleich im Raum auf. „Bring sie in mein Gemach.“ Ich balle die Fäuste vor Zorn. Mit aller Kraft halte ich mir den Mund zu, um nicht meine Aggressionen in die Welt hinauszubrüllen. Mein Herz bricht gerade entzwei. Ich gleite an der Fassade entlang und kauere mich auf dem Mauervorsprung zusammen.
Daraufhin höre ich Beliar nach dem Seher rufen. Ich versuche, nicht durchzudrehen, reiße mich zusammen, sehe erneut durchs Fenster und spitze die Ohren.
„Ist die Frau, die du mir gebracht hast, die Hexe aus deiner Vision oder ist es die Frau passend zu deiner Vision, mit der du mich täuschen willst. Wenn du mich belügst, stirbst du durch meine Hand“, raunt Beliar. Er hat Zweifel. Das ist ein gutes Zeichen.
Der Seher geht vor ihm auf die Knie. „Herr, bei meinem Leben. Das ist die wahre Ador-Hexe. Ihr wurdet getäuscht. Wer immer auch die Frau aus dem 21. Jahrhundert ist, sie ist nicht die, für die Ihr sie haltet.“ Was für ein hinterlistiger Schleimer.
„Wieso behauptet sie dann, die Ador-Hexe zu sein? Und dies recht glaubwürdig, würde ich meinen. Davon konntest du dich ja bereits bei deiner Prüfung überzeugen. Außerdem ist ihr Bruder derselben Überzeugung. Wie erklärst du dir das?“, wendet Beliar ein.
„Herr, ich glaube, Junus‘ Erinnerung wurde manipuliert“, mutmaßt Nadar.
„Erinnerungen vermag man zu manipulieren. Gefühle nicht. Junus liebt Hope. Ich spüre es selbst. Erkenne es an der Art, wie er sie ansieht. Die Liebe, die er als Bruder für sie empfindet, ist keineswegs gespielt“, meint Beliar.
„Das behaupte ich auch nicht, Herr. Ich bin der festen Überzeugung, die Liebe zu seiner Schwester ist aufrichtig. Man hat ihm nur die falschen Bilder ihres Körpers eingepflanzt. Wer immer es getan hat, will erreichen, dass Ihr Euch mit diesem Kuckuckskind vermehrt“, erklärt der Seher.
Kuckuckskind
?
Vermehren
? Der hat sie nicht mehr alle.
„
Unmöglich
. Hope ist aufrichtig. Sie lässt sich nicht wie eine Marionette behandeln. Selbst als Lord McConnor das von ihr, unter Androhung, ihren eigenen Bruder zu töten, verlangt hat, hat sie keine Sekunde in Erwägung gezogen, den Zirkel zu verraten. Sie hat mehr als einmal klargemacht, dass sie sich nicht für die Zwecke anderer missbrauchen lässt“, verteidigt mich Beliar. Danke Mann.
„Das mag ja alles sein, aber bedenkt die Möglichkeit, dass sie ebenfalls gar nichts von ihrem Zweck weiß, Herr. Was, wenn man ihr, wie dem Ador-Hexer, eine falsche Erinnerung eingepflanzt hat. Man lässt sie durch die Manipulation ihrer Erinnerungen im Glauben, die Ador-Hexe zu sein. Sie weiß womöglich gar nicht, für welche Machenschaften sie die Marionette ist. Oder man hat es sie vergessen lassen. Das wäre doch die perfekte Tarnung für einen Plan, der weit größer ist, als man ihr zutrauen würden. Noch dazu bräuchte sie nicht einmal so zu tun, als sei sie eine andere Frau. Sie ist absolut davon überzeugt, weil sie es nicht besser weiß“, wirft der Seher ein.
„Was willst du damit andeuten?“, hakt Beliar nach.
„Herr, ich kann nicht länger schweigen. Mir ist nicht
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