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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Personen herumschlagen, um so eine schlimme Prellung zu bekommen, Sie Armer?«, gurrte sie und berührte mit ihrer perfekt manikürten Hand seine Wange.
    »Es gibt kein Problem«, versicherte Nolan ihr, während er vergeblich versuchte, sich aus dem klauenartigen Griff von Mrs. Baylor um seinen Oberarm zu befreien. »Türknauf«, fügte er hinzu und wies auf seine Wange. »Überwachung kann ein Scheißjob sein.«
    »Hannah«, unterbrach Jillian elegant, »ich glaube, Blanche Winston versucht, deine Aufmerksamkeit zu erlangen.«
    Er war zu dankbar, um irritiert zu sein, dass Jillian ihn retten musste.
    Nach einem langen, sehr langen Blick – er hätte bei Gott schwören können, dass die Frau versuchte, ihn zu verführen – seufzte die auf sexuelle Attacke eingestellte Mrs. Baylor sehnsüchtig und folgte endlich Jillians Blick.
    »Ich schätze, ich bin ihr solange ich konnte aus dem Weg gegangen. Eine der Neureichen. Die Frau ist eine schreckliche Langweilerin«, informierte Mrs. Baylor sie mit erschöpfter Nachsicht. »Und dabei ist die Gesellschaft hier so … stimulierend.«
    Sie blinzelte ihm zu. Blinzelte, es war nicht zu glauben.
    »Wir unterhalten uns später«, versprach die Frau, und indem sie ein letztes Mal seinen Arm drückte, ging sie davon.
    »Ich glaube«, sagte Jillian und klang für seinen Geschmack viel zu belustigt, als sie zu einem Tisch neben dem Podium ganz vorn im Raum gingen, »dass Sie eine Bewunderin haben.«
    Er schnaubte. »Hilfe.« Er konnte nicht anders; er warf sicherheitshalber einen Blick über die Schulter, um sich davon zu überzeugen, dass Mrs. Baylor auch wirklich zur anderen Seite des Raums ging. »War sie wirklich echt?«
    »Oh ja.« Jillian lachte und genoss sein Unbehagen. »Zum vierten Mal verwitwet. Arthur soll im Bett gestorben sein … und nicht im Schlaf, wie der Klatsch behauptet.«
    »Oh Gott.« Er lachte gequält. »Ersparen Sie mir die grausamen Details. Wie alt ist sie? Hundertfünfzig?«
    Sie lachte auch, als er ihr einen Stuhl zurechtrückte und sie sich setzte.
    »Türknauf?«, grinste sie und schüttelte den Kopf.
    Lächelnd nahm er neben ihr Platz und begegnete ihrem belustigten Blick.
    Und für einen Moment, einen unachtsamen, ungeplanten, unerwarteten Moment teilten sie etwas, das nicht mit Groll begann und mit Wut endete. Teilten sie ihre Ansichten. Und es fühlte sich verdammt gut an.
    Zu bald wurden sie sich wieder ihrer Situation und des Moments bewusst. Der Umstände, die sie zusammengebracht hatten. Der unterschwelligen erotischen Spannungen, die keiner von ihnen zugeben wollte, die aber vorhanden waren und das Bild verzerrten.
    Sie war die Erste, die den Blick abwendete und ihn … was fühlen ließ?
    Was zum Teufel fühlte er?
    Er lehnte sich zurück und kratzte sich mit einem Palmwedel das Kinn. Jedenfalls nichts, was er gern zugeben würde. Nichts, was er auch nur in Betracht ziehen konnte.
    »Ich mag dieses einsame Zelt genauso wenig wie die Menschenmenge vorhin«, sagte er abrupt. »Wie lange müssen wir durchhalten, bevor wir aufbrechen können?«
    Ohne eine Miene zu verziehen hob sie ihr Wasserglas an die Lippen. Trank einen Schluck. »Ich glaube, wir haben fünf Gänge vor uns. Meine Rede dauert zwanzig Minuten. Sie können es sich ausrechnen.«
    Die Schärfe war wieder zurück in ihrer Stimme. Ohne Zweifel als Antwort auf sein Knurren. Fein. Gut. Sie befanden sich wieder auf vertrautem Terrain. Auf feindlichem. Unter Feindbeschuss hatte er immer am besten funktioniert.
    Er behielt während des gesamten Dinners die Menge im Blick, unterhielt sich nur, wenn es absolut unumgänglich war, und versuchte, alle bedrohlichen Möglichkeiten einzuschätzen. Je länger sich der Abend hinzog, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit – zumindest statistisch gesehen.
    Also musterte er weiterhin wachsam ihre Umgebung, vermied die auffordernden Blicke der Vogeldame Baylor und beobachtete Jillian. Er musste zugeben, dass er beeindruckt war von der Art, wie sie ihren Zuhörern in ihrer Rede schmeichelte. Eben noch hatte sie sie zum Lachen gebracht, gleich darauf waren sie den Tränen nahe, und die ganze Zeit über hörten sie ihr wie gebannt zu.
    Als sie unter begeistertem Applaus das Podium verließ, erhob er sich und rückte ihr den Stuhl zurück. Sie mussten weitere dreißig Minuten ausharren, da sie belagert wurde von nicht gerade wenigen Menschen, die sie beglückwünschen, ihr die Hand schütteln, ihr die Wange küssen und ihr, was bei mindestens

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