Wer den Tod begruesst
Hat er gesagt, worum es geht?«
Nolan warf einen Blick in ihre Richtung. Ihre Augen glänzten vor Aufregung, und ihr Mund straffte sich konzentriert, als sie ihr Handy ausschaltete und sich umblickte, um sich zu orientieren. »Okay – wir müssen nach Downtown, und zwar dalli, dalli.«
Er schnaubte. »Dalli, dalli?«
»Nehmen Sie einfach die nächste Ausfahrt. Ich kenne eine Abkürzung zur Polizeiwache in West Palm.«
»Was ist los?«
»Das Büro des Polizeichefs hat Diane angerufen. Sie haben angekündigt, dass er eine Pressekonferenz gibt um halb fünf – das heißt in fünfzehn Minuten. Und um Ihre nächste Frage zu beantworten, nein, ich weiß nicht, worum es geht.«
»Aber Sie haben eine Ahnung.«
»Ich würde auf den Colburn-Mord tippen. Könnte sein, dass sie eine Spur haben.«
Oh ja. Er hatte von diesem Fall gehört. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte der Fall vor einigen Wochen Schlagzeilen gemacht. Die Zeitungen und sogar das überregionale Fernsehen hatten sich gierig auf den ungelösten Mordfall des prominenten Hoteliers gestürzt. Arthur Colburn war in seiner Suite erschlagen aufgefunden worden. Es war die schöne, schlüpfrige Geschichte einer möglichen Dreiecksbeziehung inklusive eines kommenden männlichen Fotomodells, einer lokalen weiblichen Naiven und Gerüchten über Bisexualität. Kurzum, der absolute Traum jedes Journalisten.
»Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, dass Sie das übernehmen«, murrte er.
Sie funkelte ihn nur an. »Das ist mein Job.«
»Sind Sie die einzige Reporterin in diesem Sender, die das machen kann?«
»Ich bin diejenige, die am nächsten dran ist. Es geht ausschließlich um die Nähe. Nebenbei möchte ich diese Geschichte gern haben.«
Ja, das wunderte ihn wirklich nicht.
»In Ordnung. Aber bleiben Sie in meiner Nähe.«
»Wie Lycra«, sagte sie mit einem hinterhältigen Grinsen.
Zwölf Minuten später fluchte Nolan, als er auf einen Parkplatz am Banyan 600 fuhr, wo man einen Platz abgesperrt hatte für die Medienfahrzeuge. Auf dem Gelände rund um die Polizeiwache wimmelte es von Menschen. Wohin er auch blickte, überall waren Reporter, Polizisten, Kameras, Mikrofone und ungefähr eine Million Meilen Kabel.
»Ich schätze, Sie haben kein Exklusivinterview«, knurrte er, als er aus dem Wagen sprang und hinter ihr hersprintete. »Ich sagte, bleiben Sie in meiner Nähe.«
»Dann beeilen Sie sich.«
Sie ging gleichbleibend schnell weiter, und sobald er ihren Ellbogen erwischt hatte, ließ er ihn nicht mehr los, während sie sich durch die Menschenmenge drängelte und hin und wieder einen Kollegen begrüßte auf ihrem Weg nach vorn, wo, es war kaum zu fassen, tatsächlich eine rote Fahne geschwenkt wurde vor der Polizeiwache.
»Hallo, Leute«, sagte sie ein wenig atemlos, als sie ihr Team erreicht hatten, das sich auf dem Bürgersteig links neben der Eingangstür postiert hatte, wo ein mit Mikrofonen überfülltes Podium provisorisch installiert worden war. »Hat sich schon was getan?«
»Noch nicht.« Ramón war schwer beschäftigt mit seiner Kameraausrüstung und baute gerade das Stativ auf. Er war, laut Nolans Notizen, gebürtiger Kubaner, sechsundzwanzig Jahre alt und seit drei Jahren bei KGLO beschäftigt. Auch ohne seine Notizen wusste Nolan, dass Ramón mit seinen kräftigen Bizepsen, langen, schwarzen Haaren und »Hallo, Süße«-Augen ein Frauentyp war. Er lächelte gern und viel. Ein wenig zu viel nach Nolans Geschmack, als er jetzt Jillian anstrahlte, aber er war über die Maßen professionell gewesen am Tag zuvor bei dem Interview mit John Smith.
Jake war ein gut fünfzigjähriger Kaukasier mit einem Bierbauch, Geheimratsecken und einem grauweißen Pferdeschwanz. Er redete ununterbrochen von seinen Kindern und einem neuen Enkelkind, das unterwegs war, während er geschäftig seine Ausrüstung klarmachte. Nolan ging davon aus, dass er sich im Falle eines Falles auf beide verlassen konnte.
Jemand stieß ihn von hinten an, murmelte eine Entschuldigung und drängelte sich weiter. Was nicht das letzte Mal passiert war, bevor der Tag vorbei war.
Eine Stunde, nachdem sie angekommen waren, gab es immer noch kein Zeichen von Albert Fielding, dem Polizeichef.
»Und deswegen sind wir wie der Teufel hierher gefahren …?«, murrte Nolan.
»Sie würden nie einen guten Reporter abgeben«, grinste sie und überprüfte erneut ihr Aussehen in einer kleinen, schwarzen Puderdose. »Neun von zehn Mal beeilt man sich und steht sich dann die Beine
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