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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Titelseite der Palm Beach Post und verschiedener anderer Zeitungen aus Miami geschafft. Die Telefone hatten unablässig geklingelt, weil Zuschauer sich Sorgen um Jillian machten. Der E-Mail-Briefkasten des Senders war verstopft mit Fragen über Jillian. Sogar Diane Kleinmeyer hatte ihre Drill-Sergeant-Reserviertheit abgelegt und Jillian beiseite genommen, um ihr unbeholfen Trost zu spenden.
    Wellington war den ganzen Tag verschnupft gewesen.
    Nolan hätte ihn am liebsten an seinem teuren Revers gepackt und so lange geschüttelt, bis seine glatte Fassade abgebröckelt wäre. Jillians Leben war in Gefahr, und es wurde höchste Zeit, dass Wellington von seinem hohen Ross herunterkam und es begriff. Sie konnte seinen Mist oder die zynischen Bemerkungen, die Erica Gray hinter ihrem Rücken machte, nicht gebrauchen.
    »Bedauerlich, was Jillian durchmachen muss«, hatte Erica gemeint, die einige Minuten zuvor neben Nolan aufgetaucht war und es darauf anlegte, seine Hand zu ergreifen. Ausdauernd. »Muss eine echte Strapaze sein«, fügte sie hinzu, rückte näher und berührte ihn ganz »zufällig« mit ihren üppigen Brüsten, »für Sie beide.«
    »Für uns beide?«
    »Nun ja, es ist kein Geheimnis, dass Jillian nicht unbedingt … wie soll ich sagen? Die Freundlichste ist?«
    »Wie Sie?«
    »Ja. Wie ich.« Sie drückte ihm einen Zettel in die Hand, faltete seine Finger darüber und sah ihn viel sagend an. »Bewahren Sie ihn gut auf. Sie werden darauf zurückkommen wollen, wenn das hier vorbei ist.«
    Auch ohne sich den Zettel anzusehen wusste Nolan, dass es ihre Telefonnummer war. Er warf ihn in den nächsten Papierkorb, sobald sie davongeschlendert war.
    Alles Spinner. Je mehr er jedoch von Erica oder von Wellington mitbekam, desto weniger erschienen sie ihm verdächtig. Obgleich beide ein Motiv hatten – wenigstens aus ihrer Sicht – und Nolans Meinung nach auch die Gelegenheit, hatte keiner von ihnen genug Mumm, um tatsächlich einen Mordanschlag durchzuführen.
    Dann war da noch Jody. »Wenn dir nicht danach ist, Jillie, weißt du ja, dass ich jederzeit für dich einspringe.«
    Wie gewöhnlich klang Jodys spontanes Angebot irgendwie nicht ehrlich. Ms. Keck & Munter ging ihm so gewaltig auf die Nerven, dass er sich instinktiv vor ihr in Acht nahm. Und dennoch kam Jody, genau wie Wellington und Erica, nicht als Hauptkandidatin in Frage. Was seiner Erfahrung nach nur bedeuten konnte, alle drei im Auge zu behalten.
    Am vergangenen Abend, nach dem Fiasko vor der Polizeiwache und nachdem Jillian ins Bett gegangen war, hatte er die Berichte durchgearbeitet, die er nachmittags bei seinem Bruder abgeholt hatte. Lydias Bericht war interessant gewesen, aber die Frau hatte Angst vor ihrem eigenen Schatten; er konnte auch sie beim besten Willen nicht für den Bösewicht halten. Allerdings handelte es sich oft um jemanden, den man am wenigsten erwartet hatte.
    Dann war da der Bericht über Jillians Freundin Rachael Hanover. Viel wies auch nicht in ihre Richtung, aber irgendwo stieß er auf den Hinweis, dass sie im Alter von zwölf Jahren einmal in der Notaufnahme gewesen war. Er suchte nach weiteren Hinweisen, aber das war alles. Keine weiteren Erklärungen. Als Erstes rief er am nächsten Morgen Ethan an und bat ihn, den Krankenbericht der Notaufnahme zu besorgen. Bisher hatte Nolan noch nichts gehört.
    Konnte sein, dass er im Trüben fischte, aber irgendetwas an Rachael störte ihn gewaltig. Ebenso wie an Marian Abramson und John Smith. Sie waren die wahrscheinlichsten Verdächtigen. Solche Fälle schrien geradezu nach Gewalt und Vergeltung.
    Außerdem hatte Nolan auch noch Darin Kincaid am Hals. Er war fuchsteufelswild wegen des letzten Vorfalls und hatte einige im West Palm Police Department dafür zusammengestaucht, dass sie die Geschichte an die Presse gegeben hatten – als wäre das zu verhindern gewesen bei der Ansammlung von Medienleuten rund um die Polizeiwache. Und wegen der Schlagzeilen, die Jillians Verfolger gemacht hatte, wusste nun auch Clare Bescheid über die Gefahr, in der ihre Tochter schwebte. Offenbar kam sie nicht besonders gut damit klar.
    Nolan fuhr sich durchs Haar, während er in der Tür zur Maske stand. Er verdrängte Wellingtons dummes Geschwätz im Hintergrund und die Standpauke, die Kincaid ihm am Telefon gehalten hatte, und beobachtete, wie die Maskenbildnerin die dunklen Ringe unter Jillians Augen bearbeitete. Viel mehr würde sie nicht verkraften. Das ständige Grübeln, wann, ob, wer …

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