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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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umzudrehen und ihr in die Augen zu sehen – und fühlte sich elend.
    Sie waren so grün. Baten so flehentlich.
    »Ich möchte nicht nach Hause. Ich möchte nicht schon wieder ein blinkendes rotes Licht auf meinem Anrufbeantworter sehen. Ich möchte mir nicht schon wieder eine Nacht den Kopf darüber zerbrechen, wann und ob dies alles je vorbei sein wird.«
    Sie sah weg, auf ihre Hände, und eine einzelne Träne fiel auf die zarte Falte zwischen Daumen und Handfläche. »Ich brauche etwas … irgendetwas, was mich daran erinnert, dass es noch normales Leben gibt, dass Menschen lachen und tanzen und nur an den Augenblick denken.«
    Okay, jetzt galt es stark zu bleiben. Jetzt galt es, sie daran zu erinnern, dass die Straßen nicht sicher waren, dass sie verletzlich war und, da der Besitz ihres Vaters nicht in Betracht kam, ihr abgesichertes Penthouse der beste Ort für sie war. Das galt es, ihr zu vermitteln.
    Aber sie sah ihn wieder an mit diesem schönen, mutigen Gesicht. Ein glitzerndes Meer unvergossener Tränen sammelte sich in ihren Augen und hing an ihren Augenwimpern.
    Und er war geliefert.
    »Ich kenne einen Ort«, sagte er und fand sich damit ab, dass er einen riesigen Fehler machte, aber hilflos gegenüber ihren Tränen war.
    Sie lächelte und holte tief Luft. »Danke.«
    »Ja. Aber das wird Sie einiges kosten. Thor will immer noch glänzende Geschenke.«
    Ihr Lächeln in dem Moment war jeden Preis wert … sogar, wenn er ihn mit Blut bezahlen müsste.
    Er legte den Gang ein, sie fuhren mit aufheulendem Motor hinein in die tropische Nacht und, höchstwahrscheinlich, in mehr Schwierigkeiten, als sie beide verkraften konnten.
    Nolan traute sich nicht, mit Jillian in irgendein bekanntes Lokal in Palm Beach zu gehen. Es war zu riskant. Nachdem er mehrmals auf die I-95 und wieder runtergefahren war und sicher sein konnte, dass sie keinen Verfolger hatten, fuhr er südlich der Stadt in eine Bar mit Restaurant an einem stehenden Gewässer, wo das Bier kalt war und das einzige Silber, das dieser Ort je gesehen hatte, die Kronen im Mund des Kochs waren.
    »La Casa de la Mamá« lag in einem Block inmitten einer ruhigen und nicht sonderlich ordentlichen Gegend. Die Arbeiter, die hier lebten, waren in der Regel zweisprachig und zogen ihre Kinder mit Küssen und Ohrfeigen auf und mähten ihre Rasen, wenn ihnen danach war. Wenn sie Lebensmittel einkaufen wollten, gingen sie zu den örtlichen Gemüsemärkten und zum Laden um die Ecke. Wenn sie kaltes Bier wollten, authentische lateinamerikanische Küche oder die besten Krebse in Florida oder vielleicht einfach die Gelegenheit, sich bei ein bisschen Salsa-Musik zu entspannen, dann gingen sie zu Mamá. Jeder war hier willkommen.
    Nolan entschied, dass es möglicherweise der perfekte Ort war, an den er Jillian führen konnte.
    Sie brauchte eine Pause, aber er musste vorsichtig sein. Er bewegte sich hier auf sehr dünnem Eis. Es ging um mehr als nur die Tatsache, dass sie sehr verletzlich und er leider unglaublich scharf auf sie war. Da war zum Beispiel der kleine Unterschied in der Art, wie sie ihn seit Neuestem ansah, womit er klarkommen musste. Es ging nicht nur darum, dass sie am Ende ihrer Kräfte war, Angst hatte. Sie betrachtete ihn als Puffer. Und sie betrachtete ihn als jemanden, auf den sie sich verlassen konnte, den sie besser kennen lernen wollte.
    Und genau da begannen die Schwierigkeiten. Und genau da, beschloss er, während er alles durchdachte auf der Fahrt, würden sie auch enden. Lass sie ruhig sehen, wie ich lebe, dachte er. Lass sie mich ruhig in meinem Element sehen … in einer Umgebung, die so weit von der ihr gewohnten entfernt war wie Hot Dogs von Kaviar. Wo Seide ein Luxusgegenstand statt eine Normalität und wahrscheinlich sogar nur eine schlechte Imitation war.
    Ja. Lass sie ruhig sehen, wie die armen Leute leben – seine Leute. Lass sie feiern in einer Bar, wo die Latinorhythmen sinnlich und laut waren und die Leute auf abgenutztem und rissigem Linoleum tanzten statt auf importierten italienischen Fliesen. Lass sie sich bewusst machen, dass er sich am wohlsten fühlte in einer Welt, in der das größte Geschäft innerhalb eines Radius von zehn Blocks wahrscheinlich das Feilschen beim Preis eines Gebrauchtwagens war.
    Kurzum, lass sie ruhig sehen, wer er war.
    Das würde sie abschrecken. Und er hoffte, dass sie es auch eine Weile ihre Situation vergessen ließe.
    Er parkte am Rand einer Straße, wo sich Ananaspalmen und hölzerne Pflanzkübel mit

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