Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
mittlerweile in der Baufirma seines Vaters arbeitet – oder bringt andere Spieler der Mannschaft mit. An diesem Abend waren der Verteidiger Jamal Jarvis mit seiner Freundin Martha Wu und der Quarterback Dave Hollingsworth dabei.
Wo Dave hingeht, ist auch meine beste Freundin Sidney van der Hoff nicht weit. Sie und Dave sind seit Beginn der Sommerferien unzertrennlich. Alles fing damit an, dass Sidney von ihrem Exfreund Rick Stamford – auch ein ehemaliger Quahog, der im Frühjahr seinen Schulabschluss gemacht hat – eine »Liebe Sidney«-SMS bekam. Darin teilte er ihr mit, dass er in Zukunft mehr Zeit für sich brauche und sich außerdem mit anderen Mädchen treffen wolle, wenn er ab dem Herbstsemester zum Studieren nach Los Angeles ziehen würde.
Ich muss sagen, dass ich das eigentlich ziemlich anständig von ihm fand.
Na ja, er hätte auch die Sommerferien über weiter mit Sidney zusammenbleiben und erst kurz vor seiner Abreise nach Kalifornien mit ihr Schluss machen können. Oder – noch schlimmer – an der Uni hinter ihrem Rücken mit anderen Mädchen seinen Spaß haben und ihr weiter vorspielen können, sie wären zusammen, um in den Semesterferien hier eine Freundin zu haben. Sidney hätte bestimmt nichts mitbekommen, wenn Rick Tausende von Kilometern entfernt mit irgendwelchen Studentinnen rumgemacht hätte.
Wobei die Entfernung bei so etwas gar keine so große Rolle spielt. Es ist nämlich durchaus möglich – und sogar ganz einfach – hinter dem Rücken seines Partners mit anderen herumzumachen, selbst wenn man in derselben Stadt wohnt, ohne dass derjenige (oder sonst jemand) es herausfindet. Das ist sogar noch viel einfacher, als zu verheimlichen, dass man Quahogs widerlich findet (also, die im Salzwasser lebende Variante).
Ich meine ja nur.
Darum war es eigentlich sehr ehrenhaft von Rick, dass er Sidney nichts vorgemacht hat. Das habe ich ihr damals auch so gesagt, aber ein großer Trost schien ihr das nicht zu sein. Ihre Laune besserte sich erst, als sie hörte, dass Dave von seiner Freundin Beth Ridley frisch getrennt war, weil die ihn mit irgendeinem heißen australischen Surfer betrogen hatte, den sie durch ihren Sommerjob auf dem Parasailing-Boot ihres Onkels kennengelernt hat.
Daraufhin hat Sidney Dave kurzerhand zu sich nach Hause eingeladen, wo sie stundenlang im Whirlpool saßen und sich gegenseitig ihr Leid über ihre fiesen Expartner klagten. Sidney war schwer beeindruckt von Dave, weil er anscheinend noch nicht einmal den Versuch machte, sie dazu zu bringen, ihr Bikinioberteil auszuziehen.
Es kam, wie es kommen musste: Gegen Ende des Abends knutschten sie leidenschaftlich herum und ein paar Tage später waren sie offiziell ein Paar.
Dafür dass Eastport so eine kleine Stadt ist, dreht sich das Beziehungskarussell hier verdammt schnell. Da ist es manchmal echt schwierig, den Überblick zu behalten.
So wie in diesem Moment zum Beispiel: Als ich endlich in die Richtung schaute, in die Sidney zeigte, sah ich nämlich nicht nur Morgan Castle – die tatsächlich da war –, sondern auch ihre Begleitung. Und ich wusste ganz genau , aus welchem Grund die beiden während der Hochsaison an einem Dienstagabend im Gull’n’Gulp saßen.
Allerdings hatte ich weder die Zeit noch die Nerven für irgendwelche dramatischen Szenen, weil ich den Zwölfertisch mit Mrs Hogarths Geburtstagsgesellschaft und meine anderen Gäste bedienen musste.
Das wusste Sidney aber nicht, und selbst wenn sie es gewusst hätte, wäre es ihr wahrscheinlich schnurzpiepegal gewesen. Sidney van der Hoff (das hübscheste und meistbewunderte Mädchen aus unserem Jahrgang) und ich sind beste Freundinnen, seit ich ihr in der zweiten Klasse einmal aus Mitleid angeboten habe, beim Diktat von mir abzuschreiben. Sidney war an dem Tag völlig aufgelöst gewesen, weil ihr kleines Kätzchen Muffy kastriert werden musste und sie sich sicher war, dass es den Eingriff nicht überleben würde.
Am Ende ging alles gut aus, und Muffy wuchs zu einer großen, fetten Katze heran, die ich im Laufe der Jahre ziemlich gut kennenlernte, weil ich von da an ständig bei den van der Hoffs war und oft auch dort übernachtete. Sidney ist jemand, der es einem nie vergisst, wenn man ihr einmal einen Gefallen getan hat.
Das ist eine Eigenschaft, die ich wirklich sehr an ihr schätze.
Ich wünschte nur, sie würde nicht immer aus allem so ein Drama machen.
»Oh mein Gott! Ist das etwa Eric Fluteley ?«, stieß Sidney mit erstickter Stimme hervor
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