Wer ist der andere, Alissa
teilten.
"Hier geht gerade eine Grippe um", teilte Dirk ihr am Telefon von San Francisco aus mit.
"Sie ist sehr ansteckend. Die Hälfte der Belegschaft ist schon krank. Ich glaube, ich bleibe noch ein paar Tage hier, um dich und Faith nicht anzustecken."
Als Alissa den Hörer zurückgelegt hatte, fragte sie sich, ob Dirk das einfach nur als Entschuldigung gebrauchte, um seine Heimkehr hinauszuzögern.
Der Grippevirus breitete sich über Kaliforniens Grenzen hinaus aus und erreichte sogar Texas. Mrs. Appleton wurde an dem Tag krank, als Faith genau sechs Wochen alt war. Alissa hatte sich mittlerweile von der Geburt völlig erholt, und sie versicherte ihrer Haushilfe, dass sie schon allein zurechtkäme.
Drei Tage später wachte Alissa mit einem Kratzen im Hals auf.
Sie gurgelte mit Salzwasser und sagte sich selbst, dass es nichts sei, aber um die Mittagszeit fühlte ihr Kopf sich dumpf an, und ihre Temperatur stieg auf achtunddreißig Grad.
Der Hals tat ihr weh, und ihre Glieder schmerzten.
Sie rief Callie an und hoffte, dass ihre Schwester ihr einige Tage lang aushelfen könnte.
Doch sie musste erfahren, dass alle drei Kinder ihrer Schwester mit der Grippe im Bett lagen.
Alissa versuchte, eine Krankenschwester von einem privaten Bereitschaftsdienst anzuheuern.
Aber der Virus hatte die Stadt hart getroffen, und keine war verfügbar. Zu allem Unglück hatte Dirk von San Francisco aus quer durch die USA nach Boston fliegen müssen, um dort zu einem wichtigen Geschäftsabschluss zu kommen, und Alissa konnte ihn nicht erreichen.
Sie wollte es auch gar nicht.
Sie band sich eine Maske vor die untere Hälfte ihres Gesichtes und taumelte ins Kinderzimmer, um dem Baby die Windeln zu wechseln.
Die folgenden vierundzwanzig Stunden waren ein Albtraum. Sie vergingen wie unter einem fiebrigen Dunstschleier mit Schmerzen und Übelkeit und schmutzigen Windeln. Um das Maß voll zu machen, schrie Faith, die sonst ein ungewöhnlich liebes und ruhiges Baby war, ständig.
Alissa konnte dem Kind wegen ihres steigenden Fiebers nicht mehr die Brust geben, und sie war gezwungen, Faith mit der Flasche zu füttern. Das Kind schrie durchdringend, sobald Alissa ihr den Sauger in den Mund steckte. Und das Wenige, was sie ihrer Tochter mit viel Geduld einflößen konnte, hatte Koliken zur Folge.
Als Alissas Schwester unerwartet am nächsten Morgen doch noch ankam, hatte sie knapp zwei Stunden Schlaf gehabt und war vor Erschöpfung und Fieber so krank, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Callie sah sie nur an und scheuchte sie sofort ins Bett.
Nachdem sie es Alissa so angenehm wie möglich gemacht hatte, ging sie ins Wohnzimmer und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um Dirk noch in der gleichen Minute ans Telefon zu bekommen.
Er hatte den Hörer noch nicht ganz in der Hand, als sie ihn anfuhr: "Dirk Matheson, du machst, dass du nach Hause kommst, und zwar auf der Stelle, hast du mich gehört?"
Einen Herzschlag lang war Schweigen am anderen Ende der Leitung. "Callie? Bist du das?"
"Ja, ich bin's. Und wenn du nicht innerhalb von fünf Stunden hier bist, dann bekommst du's mit der ganzen Familie zu tun. Was ist überhaupt los mit dir? Nimmst du dir nicht einmal die Zeit, deine Frau anzurufen, um zu erfahren, wie es ihr und dem Kind geht?"
Diesmal schwieg Dirk ganze drei Sekunden. Dann fuhr er Callie in dem gleichen Tonfall an, den sie vorher ihm gegenüber benutzt hatte: "Was redest du denn da? Ist was passiert?"
"Alissa hat die Grippe, das ist passiert. Sie hat mich gestern Morgen angerufen, aber mir versichert, dass sie es alleine schafft. Ich habe mir aber Sorgen gemacht, also habe ich meine kranken Kinder bei Roger zurückgelassen und bin hierher gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Und es war gut, dass ich es getan habe. Alissa war ganz allein mit Faith und so krank, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Sie hat starkes Fieber, und das Apartment sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Und falls es dich interessiert, das Kreischen im Hintergrund ist deine Tochter. Meine Kinder brauchen mich, sonst würde ich bleiben.
Mach dich also auf die Socken, und sieh zu, dass du dich um deine Familie kümmerst."
"Ja, natürlich. Ich nehme ein Privatflugzeug und bin so schnell wie möglich da."
Als Alissa aufwachte, saß Dirk neben ihrem Bett. "Was tust du hier?" fragte sie griesgrämig. "Existieren wir überhaupt noch für dich?"
"Callie hat mich angerufen. Das hättest du gestern eigentlich tun
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