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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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der Tod durch eine Straftat eingetreten ist, durchgeführt werden könne, was definitiv nicht der Fall sei, zumal wir einen Totenschein vorliegen hätten, der von einem der hervorragendsten Ärzte Kaliforniens ausgestellt sei und in dem versichert werde, die Todesursache sei ein Infarkt des Herzmuskels gewesen.
    Ich beschloß, zur Totenwache zu gehen. Die Witwe, eine von diesen Frauen, die immerzu Tabletten nehmen, um ihren Appetit zu zügeln, und Beruhigungspillen, um ihre Hausangestellten nicht zu verdreschen, war alleine da, nur sie, sie und der Leichnam, ich fand das eigenartig, aber ich weiß ja, daß die Reichen eben so sind, sie verkrachen sich mit der gesamten Familie wegen der Aktienmehrheit in der väterlichen Firma. So weit, so gut. Ich befand mich also auf dem Vorplatz des Friedhofs, nicht in der Kapelle, weil die Witwe es ganz eindeutig nicht zugelassen hätte, daß ich bei dem Verstorbenen gesessen hätte. Ich beobachtete deshalb alles aus der Ferne. Plötzlich sehe ich ein Durcheinander, einen betrunkenen Motorradfahrer, der in der Kapelle nebenan die Totenwache beim Leichnam seiner Freundin gehalten hatte und der nun erzählte, ›die da nebenan füttert ihren Toten mit einem Trichter‹. Es wurde gemunkelt, daß er betrunken war, aber niemand, nicht mal ein Betrunkener, denkt sich etwas Derartiges aus.
    Tatsache ist, daß die Versicherung ausbezahlt wurde. Ich gab keine Ruhe. Im Müll aus der Wohnung der Witwe fand ich zwei Dinge, die mich mißtrauisch machten: eine kleine, äußerst übelriechende Pflanze mit runden Blüten und eine tote Kröte. Ich begab mich zum Amphibienschutzverein. Dort lernte ich einen Wissenschaftler kennen, der mir bei meinen Nachforschungen sehr behilflich war. Ich entdeckte, daß Kröten eine Reihe von halluzinogenen und anästhetisch wirkenden Stoffen enthalten, die in unserem Nervensystem einen momentanen Zusammenbruch verursachen können. Menschen, die unter der Einwirkung dieser Drogen stehen, geben keinerlei Lebenszeichen von sich, obgleich sie am Leben sind und einige Funktionen, wie zum Beispiel das Gedächtnis, aufrechterhalten werden. In der Wissenschaft ist dieses Phänomen als Totenstarre bei lebendigem Leib oder auch als Katalepsie bekannt. Wenn dem lebenden Toten eine Mischung aus Krötengift und den chemischen Wirkstoffen einer Pflanze namens Pyrethrum parthenium verabreicht wird, dann setzt sich dieser Zustand über mehrere Stunden fort. (Ein weiterer wichtiger Punkt: Die widerlich riechende Blume, die ich in der Wohnung der Witwe gefunden hatte, war eine Pyrethrum parthenium.) Ich schrieb alle diese Informationen auf ein Blatt Papier, legte der Versicherungsgesellschaft einen Bericht vor, in dem ich deutlich machte, daß meiner Ansicht nach die Gesellschaft einem Betrug zum Opfer gefallen war. Sie lasen meinen Bericht und unternahmen absolut gar nichts, sie bezogen keinerlei Position. Mit anderen Worten, sie glaubten nicht an meinen Verdacht. Wäre ich weniger naiv gewesen, hätte ich an dieser Stelle aufgehört. Aber nein, ich war mir dessen, was ich sagte, so sicher, daß ich beschloß, weiterzubohren. Mit Hilfe einiger Freunde schluckte ich die Mischung aus Krötengift und den aus der Pflanze extrahierten Substanzen und verfiel in einen Zustand tiefer Katalepsie. Die anästhetischen Wirkstoffe wurden mir mehrere Male verabreicht. Dann riefen meine Freunde einen Arzt, der mich untersuchte und mir einen Totenschein ausstellte. Myokardinfarkt. Als ich erwachte, brachte ich dem Direktor der Versicherung den Totenschein. Wissen Sie, was er tat? Er riß den Schein in kleine Fetzen. Sie haben den Arzt, der den Schein unterschrieben hat, gekauft. Und er schickte mich fort. Der Direktor der Versicherung war in den Betrug verwickelt und bestens bedient, mit seinem Anteil am Eine-Million-Dollar-Kuchen in der Tasche.
    Das Buch endet damit, daß die Hauptfigur einen Laden in Hollywood mietet. Sie bringt ein Schild mit folgendem Inhalt an: William Mambler, Privatdetektiv.
     
     
    Von: Wilmer da Silva            An: José Guber
     
    Guber,
    ich habe den Eindruck, als wüßten Sie nicht mehr, was Sie erzählen sollen, und deshalb werden Ihre Exposés immer länger. Meine Antwort wird darum ebenfalls umfangreicher ausfallen. Ich bin dagegen, daß in Kriminalromanen Tiere verwendet werden, wenngleich ich verstehen kann, daß Sie auf dieser Ökowelle mitschwimmen wollen. Ich weiß, daß wir den Krimi moderner gestalten müssen. Daß wir ihn an Fragen des

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