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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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wovon du sprichst, und abgesehen davon, habe ich heute frei.»
    «Jetzt nicht mehr. Deine Abteilung will in dem Fall eine Frau an vorderster Front sehen, und der Staat verlangt einen seiner eigenen Leute, möglichst einen ehemaligen Trooper. Der Befehl kommt von ganz oben.»
    Sie hörte ein neues Geräusch; es kam aus dem Schlafzimmer. Ihr Pager piepte. Mist. Das schien Bobbys Gefasel zu bestätigen. Sie mühte sich vom Boden auf. Ihre Beine zitterten, und sie fürchtete, sich wieder übergeben zu müssen. Der erste Schritt verlangte ihre ganze Willenskraft, der Rest ging einfacher. Sie tappte ins Schlafzimmer. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf einen freien Tag verzichten musste.
    «Was muss ich wissen?», fragte sie, mit festerer Stimme jetzt und das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt.
    «Dass Schnee liegt», antwortete Bobby. «Auf Boden, Bäumen, Fensterbrettern … und unsere Cops trampeln alles platt.»
    «Schaff sie weg. Der Tatort gehört mir. Sie sollen alle verschwinden.»
    Sie fand ihren Pager auf dem Nachttischchen. Jawohl, der Ruf kam von der Einsatzzentrale. Sie machte sich daran, die Trainingshose abzustreifen.
    «Sie sind draußen vorm Haus. Keine Sorge, selbst unsere Bosse wissen, dass sie an einem Mordschauplatz aufpassen müssen. Aber bis vorhin wusste niemand, dass das Mädchen verschwunden ist. Zur Straße hin ist das Haus abgeriegelt, aber nach hinten raus ist alles offen. Und da wird alles plattgetrampelt. Wie gesagt, ich habe den Überblick verloren. Beeil dich.»
    D.D. hatte die Trainingshose ausgezogen und knöpfte Alex’ Flanellhemd auf.
    «Das Opfer?»
    «Zweiundvierzigjährige Person, weiß, männlich, tot.»
    «Und wer wird vermisst?»
    «Sechsjährige Person, weiß, weiblich.»
    «Verdächtige?»
    Bobby ließ mit der Antwort lange auf sich warten, sehr lange.
    «Mach dich endlich auf den Weg», sagte er. «Wir arbeiten zusammen. Unser Fall. Unsere Kopfschmerzen. Und wir brauchen Ergebnisse – lieber jetzt als gleich.»
    Er unterbrach die Verbindung. D.D. warf das Handy aufs Bett und zog ihr weißes Diensthemd an.
    Okay. Mord und eine vermisste Person. Die State Police war am Tatort, der im Zuständigkeitsbereich der Bostoner Zentrale lag. Was hatte die State Police dort zu suchen –
    Plötzlich ging ihr ein Licht auf.
    «Scheiße.»
    Der Brechreiz war verschwunden. Trotzdem kam ihr die Galle hoch.
    Sie schnappte sich den Pager, ihre Ausweise und die Winterjacke. Und dann, mit Bobbys Worten im Ohr, nahm sie Kurs auf ihren Tatort.

[zur Inhaltsübersicht]
    2. Kapitel
    Wen liebst du?
    Ich lernte Brian am 4. Juli bei einem Picknick kennen. In Shanes Garten. Es war eine jener Partys, die mich normalerweise wenig interessierten, aber es gab diesmal einen Grund, weshalb ich die Einladung annahm. Ich selbst hatte zwar nichts davon, aber vielleicht Sophie.
    Die Party war nicht übermäßig groß, vielleicht dreißig Gäste, Kollegen und Familien aus Shanes Nachbarschaft. Sogar der Lieutenant Colonel ließ sich blicken, worauf Shane durchaus stolz sein konnte. Die meisten waren jedoch von niederem Rang. Ich sah vier Jungs von der Polizeikaserne beim Grill stehen; sie tranken ein Bier nach dem anderen und gingen Shane auf den Wecker, der eine weitere Ladung Bratwürstchen auf dem Rost verteilte. An den beiden Klapptischen davor waren lachende Ehefrauen damit beschäftigt, Margaritas zu mixen und auf diverse Kinder aufzupassen.
    Andere Gäste hielten sich im Haus auf, um Nudelsalate vorzubereiten und die letzten Minuten des Spiels nicht zu verpassen. Alles plapperte durcheinander, und jeder nahm einen Happen hiervon und einen Schluck davon. Ein typisches Samstagnachmittagsgelage im Sonnenschein.
    Ich stand im Schatten einer alten Eiche. Wie Sophie es sich gewünscht hatte, trug ich ein orangefarbenes Kleid und meine schicken Flipflops mit Goldglitzer. Ich hatte wieder einmal die Füße ein Stück auseinandergestellt und lehnte, die Ellbogen an die Seite gedrückt, mit dem Rücken am Baumstamm. Man kann eine Frau vom Dienst freistellen, aber nicht den Dienst von der Frau.
    Ich hätte mich unter die Partygesellschaft mischen sollen, wusste aber nicht, wo anfangen. Mich zu den Damen setzen, von denen ich keine kannte, oder mich zu den Jungs stellen, wo ich mich wohler fühlen würde? Zu den Hausfrauen und Müttern passte ich nicht. Ich durfte aber auch nicht den Eindruck erwecken, im Kreis der Ehemänner Spaß zu haben, denn dann hätten die Frauen zu lachen aufgehört und mir böse

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