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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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1
     
    Jochen
der Barkeeper hatte ihn gewarnt. Hätte er bloß auf den gehört! „Die Alte ist
nicht ganz dicht“, hatte er gesagt, aber es war nicht ganz zu Franz
durchgedrungen, weil er schon Blickkontakt mit der Alten aufgenommen
hatte und ihre Augen … ihre Augen … er hatte sich nicht von ihren Augen lösen
können. Sie waren so … so tief.
    Tief???
    „Schöne Augen“, hatte er gemurmelt, wohl nicht
nur einmal, vielleicht ein Dutzend Mal wie ein kompletter Idiot, und die Pranke
des Barkeepers war irgendwann auf seine Schulter gefallen und eine Weile darauf
liegen geblieben. „Sie starren das Weib jetzt schon geschlagene fünf Minuten an.“
Da hatte er Franz noch gesiezt.
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Wie schnell die Zeit manchmal vergeht.“
    „Die Zeit vergeht immer gleichschnell.“
    Er glaubte, sich rechtfertigen zu müssen, wie
er sich immer rechtfertigen zu müssen glaubte. „Aber sie hat meinen Blick doch
erwidert. Ich glaub, ich hab … hab Chancen bei der. Sonst hätte sie längst
weggeschaut. Oder?“ Ein nervöses Lachen entfuhr ihm und ein langer Speichelfaden.
„Sie schaut mich ja immer noch an. Sieht aus, als wär sie in mich verknallt
irgendwie. Ja, so sieht es irgendwie aus, meinen Sie nicht auch?“
    Der Barkeeper sah beiläufig hinüber und
schüttelte den Kopf. „So sieht keine verliebte Frau aus“, behauptete er.
    Der arbeitslose Fernfahrer, der zwei
Barhocker weiter saß, gab ein meckerndes Kichern von sich. Er hieß Harry oder
Henry. Er hatte Franz vorhin von seinen Touren erzählt und sich vorgestellt. „Ich
heiße Harry“ oder „ich heiße Henry“, hatte er gesagt. Ein langweiliger Typ mit
langweiligen Geschichten in einem wahrscheinlich todlangweiligen Leben.
    „Wie sieht sie denn aus?“
    „Sie sieht aus wie eine, die sich einen Fang
für die Nacht sucht.“
    „Einen Fang für die Nacht“, wiederholte er.
Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten, dabei träumte er nur vor sich
hin. In seiner Vorstellung zog die Frau sich aus und tanzte für ihn. Obszöne
Bewegungen eines nackten Leibes. Der Leib selbst, eingerieben in duftenden Ölen,
verheißungsvoll schimmernd in einem warmen Licht. Eine Zunge, die verführerisch
über blutrote Lippen strich ...
    In Wirklichkeit saß die Frau immer noch auf ihrem
Platz am Fenster und starrte ihn an.
    Unablässig.
    Gierig.
    Er schluckte trocken.
    „Als sie reinkam, war sie hier am Tresen und
hat an dir geschnüffelt“, sagte Harry oder Henry. „Ohne Scheiß! – Machst mir
noch ein Bier, Jochen!“
    „Klar.“
    Er warf dem Mann einen skeptischen Blick zu.
„Das hätte ich doch mitbekommen müssen.“ Er schüttelte den Kopf. „So ein Unsinn.
Frauen schnüffeln nicht einfach an Männern rum. Sind doch keine Hunde.“
    „Genaugenommen hat sie an fast allen Männern
geschnüffelt.“
    „Jaja!“ So ein Blödsinn! Wo war er hier
gelandet? „Und warum nicht an allen? Warum nur an fast allen?“
    „Weiß nicht.“ Harry oder Henry klang
enttäuscht. „An mir hat sie jedenfalls nicht geschnüffelt.“
    Der Barkeeper knallte dem Fernfahrer das Bier
auf den Tresen. „Doch, hat sie schon, aber nicht heute, Harry.“
    Aha, Harry hieß er also.
    „War sie schon öfter hier?“
    „Selten. Hab sie vor einem Vierteljahr das
erste Mal bei uns gesehen. Müsste heute ... das vierte Mal …?“
    „Ja“, sagte Harry, heftig nickend, „sie kommt
jeden Monat nur einmal. Und dann wieder einen Monat nicht.“ Er sagte es mit
einem leisen Bedauern in der Stimme.
    „Und nach ihrer Schnüffelei fasst sie
jemanden ins Auge“, sagte der Barkeeper. „Ist immer so.“
    Franz hatte in dem Moment feuchte Hände bekommen,
das wusste er noch. Ein leichtes Zittern lag in seiner Stimme, als er fragte:
„Und was macht sie mit dem, den sie ins Auge gefasst hat?“
    „Das wirst du gleich erfahren“, wurde ihm von
Jochen dem Barkeeper entgegnet.
    Harry wurde deutlicher. „Sie wird rüberkommen
und zu dir sagen: ‚DU KOMMST JETZT MIT MIR!, und zwar in einem Tonfall, der –
wie sagt man so schön? – der keinen Widerspruch duldet.“ Er seufzte. „Die Frau
weiß, was sie will!“
    Nach den darauffolgenden Worten hatten beide
laut gelacht. Franz war aber so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass die
Worte ihn nicht erreicht hatten. „Was habt ihr gesagt?“
    „Noch kannst du abhauen, habe ich gesagt“, sagte Jochen.
    Erneutes Gelächter.
    „Ich an deiner Stelle würde abhauen.“
    „Und warum?“
    „Schau sie dir doch mal genau

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