Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
Vom Netzwerk:
Im eigenen Nest
     
    »Mutterli ... is heut übemoggen? Muttißen, Muttißen, släfste noch? Slaf doch niß immer los!«
    Eine Kinderstimme trompetete aus der Kinderstube mit so kräftigen Lungen, daß man Tote damit hätte erwecken können.
    »Hansi, sei brav. Unser Mutterli is halt noch arg müd. Leg dich um und schlaf noch a bissel«, beruhigte der Vater, der bereits mit der Morgentoilette beschäftigt war, seinen Sprößling.
    »Wenn iß doch aber ßon danz doll ausdeslaft bin«, begehrte der dreijährige Hansi auf. »Weißte, Vaterli, was Muttißen is? Ne olle Slafmütze!«
    »Mutti ist eine Schlafmütze ... hahaha!« meldete sich Vronli, die sechsjährige Große, aus dem zweiten weißen Gitterbett in der Kinderstube.
    »Gebt Ruh', ihr Banditen. Klein-Ursel habt ihr jetzt halt auch mit eurem Trompeten aus dem Schlaf geweckt.«
    Klein-Ursel, die ihr Bettchen im Schlafzimmer bei den Eltern hatte, meldete sich bereits.
    »Mutti ... meme ... Lein-Usche Mutti Bett ...«
    Das reizende zweijährige Blondköpfchen lugte angestrengt zu dem Bett der Mutter hinüber, wo sich noch immer nichts regte. Frau Annemarie brachte das Kunststück fertig, inmitten des Kindertumults sanft weiterzuschlummern. Aber Annemaries Nesthäkchen war viel zu sehr ihre Tochter, natürlich ließ es nicht locker. Wie es einst Brauns Nesthäkchen getrieben hatte, so machte es jetzt auch ihr eigenes. »Mu-u-u-ti-i-i! Mu-u-u-ti-i-ii! Lein-Usche meme Bett-« Klein-Ursels Stimme erklang jetzt in befehlendem Fortissimo. Und als auch das noch nichts helfen wollte, ging es zu einem gellenden Jammerruf über: »Mu-u-u-!«
    »Mutterli ... Mutti ... Muttißen ...« Den vereinigten Anstrengungen ihres Trios hielt selbst Annemaries gesunder Schlaf nicht stand.
    »Gören, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen, in aller Herrgottsfrühe schon solch ein Konzert zu veranstalten.« Halb lachend, halb ärgerlich klang es. »Hu-a-uh -!« Annemarie gähnte noch verschlafen.
    »Da hast du den Schreihals, Mutterli ...« Doktor Hartenstein ergriff sein brüllendes Nesthäkchen, ließ es ein-, zwei-, dreimal durch die Luft fliegen wie einen Gummiball, daß sich das Jammern in helles Jauchzen verwandelte, und setzte es mit einem Schwung mitten auf Annemaries Bett.
    »Muttißen ...« Nein, wer konnte da noch müde sein, wenn solch ein süßer Blondkopf glückselig zu einem herangekrochen kam und beide Ärmchen um Muttis Hals schlang. Aber nun hielt es die beiden andern auch nicht mehr in der Kinderstube. Mit einem Satz war Vronli aus dem Bett und mit einem zweiten in dem von Mutter drin.
    Hansi, ein kugelrunder Bub, folgte etwas langsamer und unbeholfener. »Guten Morgen, Mutti« - »Backen wir heute Kuchen?« - »Muttißen, is heut übemoggen?« Annemarie hielt sich lachend die Ohren zu.
    »Immer nur einer auf einmal ... wem soll ich denn da zuerst antworten? Ja, Vronli, wir backen heute Kuchen. Das heißt, wenn ihr mich nicht bis dahin erdrückt habt.«
    Annemarie konnte sich kaum ihrer drei, die der Freude auf das bevorstehende Kuchenbacken in stürmischer Weise Ausdruck gaben, erwehren.
    »Is heut übemoggen, Muttißen?« Hansi, als konsequenter Mann, blieb bei seiner ersten Frage.
    »Ja, Hansi, warum soll denn heute übermorgen sein?« fragte Annemarie belustigt. »Vaterli weiß farhum, niß wahr, Vaterli?« Die beiden Männer, der kleine und der große, blinzelten sich verständnisvoll an. »Ein Geheimnis vor der Mutti?«
    »Heimnis vor Muttißen!« Der kleine Kerl warf sich mit drolliger Wichtigkeit in die Brust.
    »Ich weiß, warum heute übermorgen sein soll. Ich kenne Hansis Geheimnis!« schrie Vronli dazwischen. »Vater hat gestern gesagt, übermorgen ist euer Hochzeitstag. Und heute backen wir Kuchen dazu ... juchhu!«
    »Ich möchte gern aufstehen. Aber man kommt ja nicht mal aus seinem eigenen Bett bei dieser wilden Horde«, beschwerte sich Annemarie in glückseligem Mutterstolz. »Ja, solche Gluckhenne hat' snimmer leicht mit ihren Küken«, neckte Rudi. »Ich muß dir halt zu Hilfe eilen, Herzle.« Der Vater packte Hansi, Ursel und Vronli, und schob sie alle miteinander ins Kinderzimmer.
    »Ruh' ist im Land! Ich fertige inzwischen die Patienten ab, Annemie. In einer halben Stunde dann, auf Wiederschauen.«
    »Trinke vorher eine Tasse Kaffee, Rudi«, rief Annemarie ihrem Mann nach. Dann begann auch sie Toilette zu machen.
    Ruh' ist im Land! Nun, darüber konnte man verschiedener Ansicht sein. Aus dem Kinderzimmer erklang ohrenbetäubender Krach.

Weitere Kostenlose Bücher