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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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mir die Hand gereicht, welche er frei hatte, und hatte die meinige sehr freundschaftlich gedrückt.
    »Seid mir ebenfalls auf das herzlichste gegrüßt,« sagte ich, »ich bin recht gerne zu Euch herauf gestiegen, und freue mich, Euch so wohl zu finden.«
    »Ich habe hier alles, was ich brauche,« sagte er, »aber ich bin auch so einfach, wie ich es kaum in meinem Stüblein in der Dreifaltigkeit war, wißt Ihr, dessen Fenster auf den Ziehbrunnen des Hauses hinab gegangen sind. Seid Ihr von Sankt Gustav herauf gestiegen?«
    »Ist Sankt Gustav eine Ortschaft?« fragte ich.
    »Ja«, antwortete er.
    »Dann bin ich nicht von dort herauf gekommen,« sagte ich, »ich bin von dem See herauf gekommen und bin durch eine Schlucht gestiegen, in welcher das Häuschen eines Mannes namens Hieronymus Rüdheim steht. Er hat mir den Weg zu Euch erklärt und hat gesagt, daß ich Euch von ihm recht schön grüßen solle.«
    »Ich danke, ich danke, das ist ein treuer Freund«, antwortete er. »Also von dem See seid Ihr herauf gekommen, das ist ein sehr langer und wilder Weg. Aber wie habt Ihr mich denn ausgeforscht, daß ich hier bin?«
    »Ich habe in Meran nach Euch gefragt,« sagte ich, »und man hat mich an den Gardasee gewiesen. Dort habe ich wieder geforscht und habe Euch so gefunden.«
    Ich wollte ihm die näheren Umstände meines Forschens am See nicht genauer angeben.
    Während dieser Worte waren wir teils in der Halle gestanden, teils waren wir langsam über dieselbe gegangen. Jetzt befanden wir uns am Fuße einer Treppe. Das alte Mütterlein hatte sich gleich, nachdem es das Gitter geöffnet und geschlossen hatte, entfernt.
    »Steigt nun herauf in meine Stube,« sagte er, »und sitzt wieder ein wenig bei mir, wie einstmals. Steigt nur herauf.«
    Mit diesen Worten begannen wir die Treppe empor zu steigen. Er ging voraus, hielt aber das Licht immer seitwärts, daß ich alle Stufen deutlich sehen konnte. Derlei Höflichkeiten hatte er immer gehabt. Als wir das erste Stockwerk erreicht hatten, kamen wir in einen Gang. Wir gingen in demselben eine Strecke fort. Hierauf öffnete er eine Tür und hieß mich eintreten. Ich tat es, und befand mich in einer Stube, die für einen einzelnen Menschen eingerichtet war. Auf dem Tische stand eine Lampe, und er stellte die Kerze dazu.
    »Wir werden hier den Abend zubringen wenn es Euch gefällig ist,« sagte er, »und wenn die Schlafenszeit kömmt, werde ich Euch schon in ein Zimmer führen, in welchem Ihr ruhen könnt. Legt die Ledertasche ab, die Ihr an einem Riemen umhängen habt, legt den Hut ab und setzt Euch hier in diese guten Kissen nieder.«
    Ich war nicht unbedeutend müde, namentlich hatte mich das unbequeme Gehen in den Steinen angegriffen, und ich folgte daher seiner Einladung gerne.
    »Ihr müßt verzeihen,« sagte er nach einem Weilchen, »daß ich Euch eine kleine Zeit allein lasse. Ich muß einige Anstalten machen, dann werde ich gleich wieder kommen.«
    Mit diesen Worten verließ er mich und ging zur Tür hinaus.
    Als ich allein war, benützte ich die Zeit, mich ein wenig umzuschauen, wie es hier aussähe. Der Mann selber war nicht gar abgetragen; freilich war sein schwarzer Anzug nicht neu und vornehm, aber das war ich an ihm gewohnt, da er ihn beständig trug. Die Dinge, welche ihn in diesem Zimmer umgaben, waren ebenfalls nicht ärmlich. Über den Tisch, der die Lampe trug, war ein feiner Teppich gebreitet, der erst kürzlich gestickt worden sein mußte; unter dem Tische stand ein weicher, gefütterter Fußschemel, der ebenfalls Stickerei zeigte; die Sitzgeräte waren mit grünem Leder und, wie ich an meinem Sofa empfand, sehr gut gepolstert; alles übrige war sehr anständig; und auf dem Schreibtische standen sogar einige Ziergegenstände, die unter die aufgeschlagenen Bücher und umherliegenden Schriften gemischt waren.
    In Folge dieser Beobachtungen beschloß ich, den Abend bei ihm ohne irgendeiner weiteren Maßregel zuzubringen. Morgen, dachte ich, würde ich schon sehen, bei wem er hier sei, und wie ich meine Handlungen einzurichten hätte.
    Als ich mit meinen Betrachtungen und Vorsätzen fertig war, kam er wieder bei der Tür herein. Er setzte sich zu mir auf das Sofa, genau so, wie er es in der Dreifaltigkeit immer getan hatte, wo er es nicht leiden konnte, wenn einer von uns auf einem Sessel saß.
    »Ihr seid also wahrscheinlich auf Eurer italienischen Reise begriffen?« sagte er.
    »Ja«, antwortete ich; »was ich einstens gar nicht mehr gehofft hatte, ist durch

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