Werke
Camilla, die wir uns bald in unsere Zimmer zurück gezogen hatten, nicht stören.«
»Mir hat es der Vater wohl gestern noch gesagt,« erwiderte Maria, »aber erst so spät, daß von einem Empfange keine Rede mehr sein konnte. Als ich des Abends ein kleines Mahl für einen Gast des Vaters bereiten sah, konnte ich freilich nicht ahnen, wer dieser Gast sei.«
Unter diesen Worten begann das Frühstück, es war ein einfaches deutsches mit einigen kleinen Zutaten, die wohl meinetwegen vorhanden sein mochten. Es wurde während desselben von manchen Dingen gesprochen, und hauptsächlich aus Höflichkeit gegen mich meiner Reise erwähnt, von der ich erzählen mußte.
Als wir von dem Tische aufgestanden waren, baten mich Rikar und seine Gattin, nun längere Zeit bei ihnen zu bleiben.
»Da Eure Reise«, sagte er, »eine Vergnügungsreise ist, so werden ihr mehrere Tage wohl keinen Abbruch tun; da Ihr einmal hier seid, da Ihr so gut gegen mich gewesen seid wie kein anderer fremder Mensch, und da vielleicht viele Jahre vergehen können, bis Ihr wieder einmal in diese Gegend kommt, so könnet Ihr wohl einige Zeit in unserer Familie zubringen, um zu sehen, wie wir hier mit einander leben – Ihr könnt mehrere Wochen oder Monate in unserem Hause zubringen, das so einsam und abgeschieden von der Welt daliegt.«
Da ich nun wirklich die Verhältnisse hier ganz anders gefunden hatte, als ich erwarten konnte, und da mich in der Tat die ungemein herzliche und freundliche Aufnahme in dieser angenehmen Familie ungewöhnlich freute und mir einsamen Menschen sehr wohl tat, so war ich nicht abgeneigt, auf einige Zeit meinen Aufenthaltsort hier aufzuschlagen.
Ich sagte daher: »Es freut mich sehr, so gütig und zuvorkommend eingeladen zu werden, ich nehme die Einladung mit vielem Danke an; aber da ich nur so auf das Ungewisse hin, und bloß um meinen Freund vorerst zu finden, herauf gegangen bin, so bin ich durchaus mit nichts versehen, was auch nur zu einem Aufenthalte von einigen Tagen unumgänglich nötig ist, auch wartet ein Fährmann am See auf mich: es wäre daher sehr wünschenswert, wenn ich einen Boten bekäme, der zu meinem Fährmanne am See eine Botschaft brächte, und zu dem Wirte nach Riva, wo ich mein Gepäcke habe, einen Brief trüge. Unter dieser Bedingung kann ich einige Zeit hier verweilen, sonst muß ich selber heute noch zu dem See hinab gehen.«
»Einen Boten könnt Ihr ja sogleich von unsern Leuten haben,« sagte Rikar, »geht nur auf Eure Stube, wo Ihr Schreibzeug findet, und fertigt den Brief an, alles wird bald in Ordnung sein. Und wenn Ihr geschrieben habt, so werde ich zu Euch kommen, daß wir uns bereden, wie wir den heutigen Tag zubringen wollen.«
Das war nun gut Ich erklärte meine Bereitwilligkeit, zu schreiben, wir trennten uns vorläufig, und ich ging auf mein Zimmer.
Dort schrieb ich an den Wirt zu Riva, ich sende ihm hier meinen Schlüssel, der die Lade öffne, in welcher meine Kleider liegen, die ich zu dem gewöhnlichen Gebrauche bedarf. Diese möchte er mir durch den Boten schicken. Den Koffer und das andere, was sich noch in dem Zimmer befinde, möchte er stehen lassen, bis ich nach Riva zurückkehre.
Als ich diesen Brief beendigt und gesiegelt hatte, pochte es an die Tür, und Maria kam mit einem ältlichen Manne herein.
»Das ist der Bote,« sagte sie, »der Ihre Sache gut besorgen wird. Battista, merke wohl auf, was dir dieser Herr sagt, und tue genau so, wie er es haben will, ich werde schon auf dich denken.«
»Ja, Signora, ich werde es genau tun«, sagte der Mann.
Ich gab ihm hierauf das Fahrgeld, welches ich dem guten Gerardo schuldig war, und ließ demselben sagen, daß er nach Hause fahren möchte, und daß ich ihn schon noch besuchen würde, wenn ich nach Riva zurück gekommen wäre. Zum Zeichen, daß ich es sei, der den Boten schicke, gab ich demselben meine Ledertasche mit, und sagte ihm auch, er möge alle meine Dinge, die noch in Gerardos Schiff seien, zu dem Wirte nach Riva bringen, dem er auch diesen Brief übergeben solle, worauf er mit den Sachen, die er von dem Wirte erhalten würde, wieder hieher zurück kommen müsse.
Als ich den Boten so unterrichtet hatte, und als ich mir von ihm die ganze Botschaft noch einmal hatte wiederholen lassen, entließ ich ihn.
Hierauf kam sogleich Rikar mit seiner Gattin zu mir herauf und sagte: »Ich drücke Euch noch einmal meine Freude aus, lieber Herr, daß Ihr hier bleibt, nehmt vorlieb mit dem, was wir bieten können, wir werden
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