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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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verunreinige falsche Kunst mehr als die Unberührtheit von jeder Kunst. Da es dämmerte, wurden die Kupferstiche in ihre Behältnisse getan, der Tisch wurde wieder an seine Stelle gerückt, und wir trennten uns.
    Der Sturm hatte eher zu als ab genommen, und der Regen schlug in Strömen an die Fenster.
    Abends waren wir wieder in dem Arbeitszimmer meines Gastfreundes vereinigt, nur Gustav fehlte, weil er sich in seinem Zimmer noch mit seiner Tagesaufgabe beschäftigte. Ehe wir zu dem Abendessen gingen, zeichnete mein Gastfreund noch den Stand der naturwissenschaftlichen Geräte, welche sich auf Luftdruck, Feuchtigkeit, Wärme, Elektrizität und dergleichen bezogen, in seine Bücher, und dann ging er durch das ganze Haus und besah den Verhalt der Dinge in demselben, die geförderten Arbeiten der Hausleute, ihr jetziges Tun und den allfälligen Einfluß des heutigen stürmischen Wetters.
    Bei dem Abendessen wurde, nachdem man die Nahrungsbedürfnisse in kurzer Zeit gestillt und heitere Gespräche geführt hatte, noch aus einem Buche vorgelesen, das damal neu war. Es betraf größtenteils die Geschichte des Seidenbaues und der Seidenweberei, und besonders wurde der Abschnitt behandelt, wie dieses Gewerbe aus dem fernsten Morgenlande nach Syrien, nach Arabien, Egypten, Byzanz, dem Peloponnes, nach Sicilien, Spanien, Italien und Frankreich gekommen sei. Mein Gastfreund behauptete, daß in der Anfertigung von jenen Prachtstoffen, die aus Seide und Gold oder Silber bestanden, was die Feinheit und Zartheit des Gewebes, was dessen Weichheit, verbunden mit mildem Glanze, gegen den die heutigen Stoffe dieser Art in ihrer Steifheit und in ihrem harten Schimmer stark abstehen, und was endlich den Schwung, die feine Zierlichkeit und die reiche Einbildungskraft in den Zeichnungen betrifft, die Zeit des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts den späteren Zeiten und besonders der unsrigen weit vorzuziehen sei. Er habe zu spät angefangen, diesem Zweige des Altertumes, der beinahe ein Zweig der Kunst sei, seine Aufmerksamkeit zu widmen. Eine Sammlung solcher Stoffe müßte merkwürdig sein, er könne aber keine mehr anlegen, da sie Reisen durch ganz Europa, ja durch nicht unbedeutende Teile von Asien und Afrika voraussetze und wahrscheinlich die Kräfte eines einzelnen Mannes überschreite. Gesellschaften oder der Staat könnten solche Sammlungen zur Vergleichung, zur Belehrung, ja zur Bereicherung der Geschichte selber zu Stande bringen. In reichen Abteien, in den Kleiderschreinen alter berühmter Kirchen, in Schatzkammern und andern Behältnissen königlicher Burgen und größerer Schlösser dürfte sich vieles finden, was dort zu entbehren wäre und in einer Sammlung Sprache und Bedeutung gewänne. Wie viel müßte nach den Kreuzzügen aus dem Morgenlande nach Europa gekommen sein, da selbst einfache Ritter mit dort gewonnener Beute an Gold und kostbaren Stoffen in die Heimat zurückgekehrt seien, undsich Prunk außer bei kirchlichen Feierlichkeiten, Krönungen, Aufzügen, Kampfspielen auch im gewöhnlichen Verkehre mehr eingefunden hatte, als er früher gewesen war. Wie müßte dieser Zweig auch ein Licht auf die mit seinem Blühen ganz gleich laufende Zeit werfen, in welcher jene merkwürdigen Kirchen gebaut wurden, deren erhabene Überbleibsel noch heute unsere Bewunderung erregen, wie müßte er auch eine Beziehung eröffnen zur Verzierungskunst jener Zeit in Steinmetzarbeit, in Elfenbein- und Holzschnitzerei, ja zum Beginne der später blühenden großen Malerschulen in dem Norden und Süden Europas, und wie müßte er sogar auf Gedanken über Anschauungsweise der Völker, ihre Verbindungen und ihre Handelswege leiten. Tun das ja auch Münzen, tun es Siegel und andere diesen untergeordnete Dinge. Roland sagte, er wolle nun solche Stoffe zu sammeln suchen.
    Wir gingen an jenem Abende später auseinander als gewöhnlich.
    Am anderen Morgen, als ich aufgestanden war und das beginnende Licht einen Ausblick durch die Fenster gestattete, sah ich frischen Schnee über alle Gefilde ausgebreitet, und in dichten Flocken, die um das Glas der Fenster spielten, fiel er noch immer von dem Himmel herunter. Der Wind hatte etwas nachgelassen, die Kälte mußte gestiegen sein.
    Wir machten an diesem Tage alle zusammen einen ziemlich großen Spaziergang. Im Garten wurde herumgegangen, ob etwas zu richten sei, die Gewächshäuser wurden besucht, in dem Meierhofe wurde nachgesehen, und abends wurde in dem Buche, welches von der Seidenweberei

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