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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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gekleidet, und hatte eine fahle Feder auf der schwarzen Haube. Er sprach: »Ich heiße Bartholomäus, und verzichte auch auf meine Worte, weil sie der hochehrwürdige Bischof Zdik gesagt hat.«
    Nach diesen zwei Männern rief eine Stimme: »Vergeßt nicht, was über eine Strafe und ein Gericht über den Boten gesagt worden ist.«
    »Vergeßt nicht des Gerichtes«, rief eine andere Stimme.
    »Und der Strafe«, rief wieder eine.
    »Der Strafe, der Strafe«, riefen mehrere.
    Da tat Zdik den Schlag auf die Glocke, und sagte: »Haltet die Ordnung. Die gegen Witiko sind, haben gesprochen, die für Witiko sind, haben gesprochen. Wer noch gemeldet ist, möge reden. Ben rufe ihn auf.«
    Da erhob sich Ben, und rief: »Ich fordere diejenigen, welche noch bestimmt sind, auf, zu sprechen.«
    Es sprach niemand.
    Ben rief wieder: »Sind noch Männer aufgezeichnet, ihre Worte vorzubringen?«
    Es erfolgte keine Antwort.
    Da rief Ben zum dritten Male: »So ist die Sprache über den Boten des Herzogs geschlossen.«
    Nach diesen Worten setzte er sich wieder nieder.
    Jetzt ging Zdik zu der Glocke, gab das dreimalige Zeichen, und da alle auf ihn sahen, rief er: »Weil die Sprache über den Zwischenfall, der sich in unserer Versammlung ereignet hat, geendet ist, so rufe ich die Versammlung auf, ihren Beschluß zu fassen. Ich sage, daß ein jeder, welcher meiner Meinung ist, daß zum Frieden und Heile des Landes dieser Bote dagelassen werden möge, dieses durch das Zeichen der Erhebung von seinem Platze aussprechen wolle.«
    Zdik blieb bei der Glocke stehen, und blickte auf die Versammlung.
    Der Bischof Silvester erhob sich, und blieb aufrecht stehen Der Abt von Kladrau erhob sich, der Abt von Brewnow,. der Abt von Wilimow, der Abt von Sazawa, Otto der Propst von Prag, Hugo der Propst von Wysehrad, der Priester Daniel und die andern Priester, der alte Lubomir, der alte Wsebor, Smil der Kriegsanführer, Diwis der alte Zupan mit den schneeweißen Haaren, Ben der Kriegsanführer, und nach ihm mehrere, Jurik, Bartholomäus, Bozebor, und wieder mehrere, darunter manche junge Männer in den letzten Reihen: Welislaw und der Sohn des Nacerat, so wie auch Casta, der bei Chynow die gestreifte Falkenfeder getragen hatte. Es stand endlich der größere Teil der Versammlung aufrecht neben den Sitzen.
    Zdik der Bischof von Olmütz rief: »Ich rufe die Versammlung auf, daß sie auf sich blicke, und sehe, daß ihr größerer Teil sich für meinen Antrag entschlossen hat. Die Schreiber werden es auf dem Pergamente verzeichnen.«
    Nach diesem Rufe ließen sich die, welche aufgestanden waren, wieder auf ihre Sitze nieder.
    Der Bischof Zdik aber wendete sich gegen Witiko, und sagte: »Abgesendeter des erlauchten Herzogs Sobeslaw! Du bist als Hörer in dieser Versammlung aufgenommen.«
    Als er diese Worte gesprochen hatte, wurde für den Jüngling Witiko ein Sitz in die Versammlung gebracht.
    Zdik ging wieder zu seinem Platze.
    Witiko verneigte sich ehrerbietig, ging zu dem Sitze, welcher für ihn herein gebracht worden war, und ließ sich auf denselben nieder.
    Nachdem diese Handlungen vorüber waren, entstand eine lange Unterbrechung in der Versammlung. Man trennte sich von seinen Sitzen, Gespräche wurden angefangen, man gesellte sich zusammen, durch die Türen wurde aus- und eingegangen, ja sogar ein Trunk wurde hie und da gereicht. Zu Witiko kam aus den hinteren Reihen Welislaw hervor, reichte ihm die Hand, und sagte: »Erinnerst du dich meiner noch?«
    »Du bist Welislaw«, antwortete Witiko.
    »Ja«, erwiderte Welislaw, »wir werden wohl in unseren Meinungen Gegner sein; aber du bist heute wieder wie bei Chynow, und das freut mich.«
    »Ich weiß nicht, ob wir in unsern Meinungen Gegner sein werden«, antwortete Witiko, »ich habe gar keine Meinung, ich erwarte nur die Dinge.«
    Auch der Sohn des Nacerat kam zu Witiko hervor. Er war in himmelblauen Sammet gekleidet, und hatte auf der schwarzen Haube wieder eine weiße Feder wie bei Chynow. Er sprach zu Witiko: »Ich habe dir ja gesagt, daß wir wieder zusammen kommen werden. Du bist hartnäckig, Witiko, und gibst nicht nach.«
    »Gibst du nach?« fragte Witiko.
    »Wenn es sein muß, tut es jeder Mensch«, entgegnete der andere.
    »Nur ist für den einen leichter ein Muß da als für den andern«, sprach Witiko.
    Auch Casta kam herzu, und sagte: »Sei mir gegrüßt, Witiko!«
    »Ich entsinne mich deiner nicht mehr«, antwortete Witiko.
    »Ich bin Casta«, sagte der andere, »und bin bei Chynow im Zuge zu

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