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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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heiligste Kirche in dem ganzen Lande Böhmen. Dann ist auch die Kirche des heiligen Georg. Sie ist noch früher gebaut worden als die Kirche des heiligen Veit. Es hat sie schon der Sohn des getauften Herzogs Boriwoy, der Vater des heiligen Wenzel, der Herzog Wratislaw gebaut. Er ist sodann in ihr begraben worden, und der Leib seiner Mutter, der heiligen Märtyrerin Ludmila, ruht auch in ihr. Neben ihr steht das Kloster der frommen Frauen des heiligen Georg, wo jetzt die Verwundeten gepflegt werden. Dann ist der große Begräbnisplatz allhier, wo Priester und Herzoge und Herren liegen, und wohin der Herzog Bretislaw begraben zu werden verlangte, da er in dem Walde von Bürglitz zu Tode gestochen worden ist. Vor der Kirche des heiligen Veit steht unter freiemHimmel der steinerne Stuhl des Herzogs. Er ist tausend Jahre in der Burg Wysehrad gestanden, und ist dann mit sechzehn Pferden und acht Ochsen in die Burg Prag geführt worden. Der Herzog von Böhmen und Mähren legt schlechte Gewänder und die Bastschuhe des Ackermannes Premysl, die in der Kammer der Burg Wysehrad aufbewahrt werden, an, damit er sich seines Ursprungs erinnere, und dann wird er mit schönen Gewändern bekleidet, und auf den steinernen Fürstenstuhl gesetzt, und dadurch wird er erst der Herzog. Darum wollen die von Mähren den Fürstenstuhl gewinnen. Und neben dem Fürstenstuhle steht die Hofburg des Herzoges, darin er in Pracht und Herrlichkeit lebt, und von dem Söller derselben werden Münzen unter das Volk geworfen, wenn der Herzog den Fürstenstuhl besteigt. Und dann ist das Haus des Bischofes, welches der Bischofsturm heißt, und die Häuser des Propstes, der Kirchenherren, der Kirchendechante, und der Priester und der Diener, daß sie den Gottesdienst in Prag, das über alle Länder herrscht, feiern. Dann sind die Häuser des HofZupanes, des Hofrichters, des Hofkämmerers, des Hofkanzlers, des Hofjägers, des Truchsessen, des Marschalles, des Schenken, und mehrerer Herren und Männer, und dann noch viele, in denen die Herren wohnen, und ihre Hausfrauen und die schönen Jungfrauen, die sich zeigen.
    So erzählten sich die Männer unter einander von den Dingen, die um sie waren.
    Oft gingen einzelne oder mehrere zu ihren Genossen, die bei den milden Frauen gepflegt wurden, sie zu trösten.
    Eines Tages verlangte Sebastian, der Schuster von Plan, daß ihm Witiko gestatte, nach Plan zu gehen, um sich notwendige Dinge zu holen, er werde schon zurückkehren, wenn man ihn brauche.
    Witiko sagte: »Du weißt, daß der Herzog gesagt hat, jeder dürfe gehen, also gehe.«
    Sebastian ging nun über den Berg hinunter, über die Brücke, durch den Burgflecken, und gegen den Wysehrad hinaus.
    Nach mehrerer Zeit kam der Späher Wladiwoy, der mit Reitern weit in das Land geritten war, zurück.
    Der Herzog versammelte die Kriegsherren. Wladiwoy mußte herbei kommen, und seine Nachrichten verkündigen.
    Er sprach vor der Versammlung.
    »Hohe Herren! Wir sind in einem großen Umkreise durch das Land bis gegen Mähren geritten, und auf einem andern Wege wieder zurück. Die Feinde sind von dem Berge Wysoka zurückgegangen, haben aber dann ein Lager befestigt, und haben ihre Männer geordnet und eingeteilt. Sie haben angefangen, Belagerungswerkzeuge aller Art und von allen Orten zusammen zu bringen, und neue zu bauen, dergleichen bisher noch gar nicht zu sehen gewesen sind, deren Zahl noch nie angewendet worden ist, und die schwerere Lasten weiter schleudern, als es bis jetzt im Kriege geschehen ist. Sie senden Abteilungen von Reitern und einzelne Männer durch das ganze Land, um zu werben, und Vorteile zu versprechen, die der neue Herzog gewähren werde; sie sagen, die reichsten und größten Herren sind bei Konrad, und das Ende kann gar nicht ungewiß sein. Ganze Haufen strömen ihnen täglich zu, und sie vermehren sich beständig. Es sind aber auch Leute in dem Lande für uns, sie sagen, wenn die Fürsten und Herren den Herzog Wladislaw zu Grunde gerichtet hätten, dann würden sie die Macht und Gewalt gegen das Land richten, und alles an sich reißen, und nach ihrem Willen leben. Mancher Zupan, der nicht in Prag ist, hat die reitenden Scharen der Feinde angegriffen, geschlagen und zerstreut, zwischen manchem kleinen Manne und den Fähnlein der Mährer kömmt es zu Kämpfen, und die Streifer, die von Prag ausgesendet wurden, befehden den Feind, wo sie ihn finden. So ist ein zerstückter Krieg schon in großen Strichen des Landes. Und Tagediebe, die zu keinem

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