Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
stets kämpfend gegen den Rand des Werkes zurück, und als sie zu demselben gekommen waren, glitten sie schnell hinab, und suchten auf einem Wege, der ihnen mehr als den Feinden bekannt war, die Stadt zu gewinnen. David der Zimmerer und Kaspar vom schwarzen Bache trugen den toten Simon, Pet von Saaz ist bei den Feinden liegen geblieben.
    Am nächsten Tage flogen die großen Steine der großen Schleuder nicht mehr gegen die Stadt, auch die andern waren sparsamer. Und nach einiger Zeit kam Ruhe von den Angreifern und den Verteidigern. Aber in der Ruhe rüsteten sich beide Teile wieder mit Eifer zu ihrem Werke, und es war nicht zu erkennen, wie alles endigen würde.
    Da diese Dinge in Prag geschahen, ritt der Herzog Wladislaw mit seiner Schar auf dem Wege gegen den Abend des Landes weiter.
    Es kamen von beiden Seiten Männer herzu und vermehrten die Schar. Es kamen von Zupenhöfen Leute, die dort noch entbehrt werden konnten, und es kamen Abgeordnete von den Zupanen, welche um die Dinge fragten, und Zuzug anboten. Und auch mancher kleine Wladyk und andere Mann kam herzu. Der Herzog ordnete an, daß sich Krieger sammelten, wie sie könnten, daß sie dann harrten, bis er wieder nach Prag zöge, und daß sie sich anschlössen.
    Es wurde die Verheißung gemacht.
    Als der Zug des Herzoges am dritten Tage des Abends auf dem ebenen Wege durch den Föhrenwald gegen den Ort Mies ritt, sahen die Krieger einen andern Zug, der auf einem Waldwege daher kam, und ihren Weg in einem geraden Kreuze schnitt. Dieser Zug ging sehr langsam, und die Männer, welche ihn bildeten, waren in dunkle weite Gewänder gekleidet. Die Reiter des Herzoges Wladislaw ritten näher hinzu. Die Männer in den dunkeln Gewändern ritten auf ihrem Wege immer zu dreien. Endlich kamen starke Saumpferde in dunkelgrauem Sammet. Die Saumpferde trugen auf einer Bahre eine lange Truhe, über welche ebenfalls dunkler grauer Sammet mit Silberzierden gebreitet war. Den Saumpferden folgten wieder Saumpferde, die eine andere ganz gleiche Truhe trugen.
    Da sagte Stran, ein Mann des blauen Fähnleins: »Ich kenne die Lilienblumen, die auf dem Sammet sind. Der Leche Nacerat hat sie auf manchen Dingen gehabt, wie die Sitte jetzt wird.«
    »Dort reitet hinter den Säumern Znata, der Bruder Nacerats«, sagte Dihus, ein anderer Mann.
    »Sie führen die Leichname Nacerats und seines Sohnes in die Länder, die sie besessen haben, daß sie dort begraben werden«, sagte Mil, ein dritter Mann.
    Der Herzog Wladislaw und Zdik und Welislaw waren ganz nach vorne gekommen, und sahen den Zug an.
    Da rief Times, ein Begleiter Welislaws: »Reißet das Aas aus seiner schönen Truhe, und werfet es den Vögeln des Waldes hin. Da es noch in den prächtigen Kleidern ging, hat es Unheil gestiftet, und ist schuld, daß tausend Menschen ihr Leben verloren, daß Städte und Dörfer rauchen, daß Felder dorren, daß Prag zerstört wird, daß Menschen nach Menschen umkommen, und der Herzog Wladislaw als Bitter in die Fremde reiten muß.«
    Der Herzog aber antwortete auf diese Rede: »Nacerat hat viel gewirkt, und hat Böses getan; jetzt ist er ein Mann der Ruhe, und die Wandelbarkeit der menschlichen Dinge hat ihn getroffen. Einige verwünschen ihn nur noch; die hier um ihn sind, lieben ihn, wir haben nichts zu tun, stört sie nicht in ihrem Werke.«
    Die Reiter Wladislaws blieben ruhig stehen. Die Männer in den dunkeln Gewändern zogen an ihnen vorüber, sahen sie an, und ritten ihres Weges weiter. Da die letzten drei hinter den Föhren waren, und nicht mehr gesehen werden konnten, setzte Wladislaw die Seinigen wieder in Bewegung, und sie ritten in ihrer Richtung gegen Sonnenuntergang fort.
    Da sie Mies erreichten, und den Berg gegen den Ring des Ortes hinan strebten, brannten schon die Lichter, und sie wurden von vielen Menschen empfangen.
    Wladislaw zog von Mies auf schmalen Wegen durch Felder und Heiden und Wälder weiter, bis er bei der deutschen Stadt Amberg wieder zu dem großen Heerwege gelangte.
    Am fünfundzwanzigsten Tage des Monates Mai kam er vor Nürnberg an.
    Die grüne Ebene im Mittage der Stadt war weithin mit Gezelten bedeckt, und Banner und Fähnlein und Wimpel weheten über denselben: Banner von Kurherren, von Erzbischöfen und Bischöfen, von Herzogen, Fürsten, Herren, Rittern und Städten. Eine Menge von Menschen war da in Rüstungen, in schönen Gewändern und in veralteten Wämsern und in Lumpen.
    Da die Schar der böhmischen Männer herzu geritten war, kamen Lagermeister, und

Weitere Kostenlose Bücher