Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
jetzt in Erfüllung gehen kann. Wladislaw, der Sohn Wladislaws des vorvorigen Herzoges von Böhmen und Mähren, ist als Herzog der Länder Böhmen und Mähren anerkannt worden. Nun aber nennen die Fürsten in Mähren und viele reiche und große Herren der Länder Böhmen und Mähren Konrad von Znaim ihren Herzog, sie stehen mit Kriegsmacht vor der Stadt Prag, und höhnen das Reich. Es ist also an dem, daß sie vertrieben, und die Anerkennung aufrecht erhalten werde. Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren, und der hochehrwürdige Bischof von Olmütz, Zdik, sind gekommen, und sagen, daß es an der Zeit ist.«
    Der König schwieg.
    Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren, aber sprach: »Hochehrwürdige Männer der Kirche, erhabene Fürsten des Reiches. Am vierten Tage des Monates Hornung des Jahres 1140 bin ich auf dem Schlosse Wysehrad von einer Versammlung der hohen und niederen Herren der Länder Böhmen und Mähren auf den Fall des Todes des Herzoges Sobeslaw, der in Hostas Burg krank lag, zum Herzoge von Böhmen und Mähren gewählt worden. Am zwölften Tage des Monates Hornung hat der kranke Herzog Sobeslaw zu seinem Sohne Wladislaw, der vor mir auf einem Tage zu Sadska als künftiger Herzog von Böhmen und Mähren bestimmt worden war, gesagt, daß er sich mir unterwerfen solle. Am vierzehnten Tage des Monates Hornung ist der Herzog Sobeslaw gestorben. Am siebenzehnten Tage des Monates Hornung des Jahres 1140 bin ich in Prag auf den heiligen Fürstenstuhl gesetzt worden. Meine Herrschaft hat begonnen und gedauert. Da der Frühling des Jahres 1142, dieses jetzigen Jahres, herannahte, haben viele der Herren der Länder Böhmen und Mähren, welche mich auf dem Wysehrad gewählt hatten, und viele andere reiche und mächtige Herren wieder einen Herzog gewählt, den Nachkommen Premysls, Konrad, den Fürsten von Znaim. Sie haben auf ein Pergament geschrieben, was er ihnen zugestehen muß, wenn sie ihm helfen. Im Monate April kamen ihre Krieger nach Böhmen. Ich habe in der Schlacht auf dem Wysoka die Entscheidung nicht erreichen können, weil Verräter in meinem Heere waren. Meine treuen Männer stehen nun um den Fürstenstuhl in Prag gegen die Belagerer. Was ein großes Heer, das schnell das Ende bringt, an Geld und Gut auch erheischt, das können die Länder Böhmen und Mähren leichter tragen als einen langen Krieg, der Menschen hinrafft und die Ordnung umstürzt. Und so rufe ich um Beistand, wie ich wieder einmal Beistand gebe, wenn man ruft.«
    Als der Herzog seine Worte geendet hatte, sprach Markolf, der Erzbischof von Mainz: »Weil der Stab des heiligen Erzstiftes Mainz in den christlichen Dingen über die Länder Böhmen und Mähren waltet, so achte ich es erlaubt, daß ich der erste nach dem erlauchten Herzoge in der Sache dieser Länder die Rede ergreife, und sage: Damit in dem Lande Böhmen im Gebüsche des Heidentumes der göttliche Glaube empor wachse, und damit es aufhöre, daß sie mehrere Weiber nehmen, und Sippen heiraten, das Eheband auflösen, heilige Haine, Bäume und Vögel haben, zu den Diasen und Wilen beten und Götzenopfer bringen, heidnische Dinge auf abgelegenen Gräbern üben, und Wahrsager, Zeichendeuter und Zauberer in dem Lande haben, damit gefestigte Pfarrstellen, wie oft geboten, errichtet werden, daß sie die Sonntage und Feiertage feiern, und die Fasttage halten, und daß nur der Heiland in dem Lande herrsche, dazu muß der Frieden und die Ordnung aufgebaut werden, und müssen die, welche gegen die gottgefällige Macht die Waffen führen, niedergeworfen werden, daß sie gleiches für jede künftige Zeit nicht mehr versuchen, und forthin die gerechte Herrschaft das Frommen und das Gedeihen erstreben kann. Darum habe ich meine Ritter und meine Männer zu dieser Stadt geführt, und gehe mit ihnen zum Kampfe.«
    Als der Erzbischof Markolf geredet hatte, sprach Arnold, der Erzbischof von Köln: »Es ist in den heiligen Pergamenten verzeichnet, wie die frommen griechischen Brüder Cyrillus und Methodius in alter Zeit in das Land Mähren zu dem Fürsten Rastislaw gekommen sind, und wie Cyrillus wunderbare Buchstaben erfunden hat, welche die Laute der slawischen Sprache ausdrückten, und wie er in dieser Sprache die heiligen Bücher aufschrieb, und wie er die Slawen bekehrte, und wie der gottselige Papst Hadrianus die Lehre des Cyrillus und Methodius als die rechtgläubige erklärt hat. Darum sind die Mährer schon länger Christen gewesen als die Böhmen, und sie übten

Weitere Kostenlose Bücher