Werke
blaue Augen und ein helles Angesicht. Die Farbe ihres Pferdes war goldbraun. Hinter dem Markgrafen und der Markgräfin ritten Herren und Frauen in schönen Gewändern. Die Herren hatten Obsorge, daß die Frauen gut ritten.
Als der Zug zu dem Tore der Burg gelangte, ritt Agnes, die verwitwete Markgräfin von Österreich, durch das Tor heraus. Sie hatte ein graues Gewand und einen weißen Schleier. Ihr Zelter war weiß. Hinter ihr ritten Herren und Frauen. Die Herren hatten schöne Kleider, die Frauen aber nur graue. Unter den Frauen war Wentila, Witikos Mutter.
Als Agnes zu dem Markgrafen und der Markgräfin gekommen war, wurde sie von ihnen ehrerbietig gegrüßt. Sie dankte des Grußes. Dann sprachen sie noch ein wenig mit einander. Dann stellten sie ihre Pferde neben einander, und ritten von der Burg weg auf einem Pfade, der gegen Abend führte. Die Männer und Frauen, die zu Heinrich und Gertrud und die zu Agnes gehörten, folgten ihnen. Vorn ritten solche, welche Hofämter hatten. Dann kamen die andern. Die Männer der beiden Geleite vermischten sich, wie es sich ergab, oder ihr Wunsch es fügte. Am Ende des Zuges ritten die jüngeren Leute, und waren auseinander gestreuter. An den Seiten des Zuges standen die grünen Bäume, und streckten ihre Zweige gegen die bunten und schimmernden Gewänder, gegen die Panzergeflechte und gegen die Waffen.
Witiko ritt zwischen Weringand von Plaien und Poto von Potenbrun. Sie zeigten ihm Männer und Frauen, die vor ihnen ritten, und nannten ihre Namen.
Gebhard von Abbadesdorf lenkte sein Pferd herzu, und sagte: »Sei gegrüßt, Witiko, tummle dein Roß unter österreichischen Reitern.«
»Sei gegrüßt«, antwortete Witiko, »auf diesem Pfade ist wenig zu tummeln.«
»So komme zu uns hinab, wo der Raum größer ist«, sagte der andere.
»Ich werde kommen«, entgegnete Witiko.
Dann ritten Ebergus von Aland und Viricus von Gaden herbei, und Ebergus sagte: »Bist du da, junger Reiter?«
»Ich bin da«, entgegnete Witiko, »du hast ja gesagt, daß es meine Pflicht ist.«
»Und du erfüllest sie«, sagte der andere.
»Ich werde sie immer zu erfüllen streben«, sagte Witiko.
»Dann erfülle sie auch gegen die Frauen, und huldige ihnen, sie sind schön, und verdienen es«, sprach Viricus von Gaden.
»Ich bin in Huldigungen nicht geübt«, antwortete Witiko.
»So übe dich, und nimm von Thiemo deinen Unterricht, der sich schon lange übt.«
Marchard von Hintberg kam herzu, und sagte: »Sei gegrüßt, du Freund von gestern, es ist gute Art, daß du bei uns bist, nun lebe recht wacker mit uns.«
»Sei gegrüßt«, antwortete Witiko, »wie es sich fügt und schickt.«
»Es fügt sich und schickt sich«, entgegnete Marchard.
Dann kam Werinhard von Brun, und sagte: »Böhmischer Rittersmann, du bist in dem Zuge, nun lasse es dir gefallen, wie es auch andern gefallen hat, die gekommen sind.«
Hierauf ritt Thiemo von der Aue von hinten nach vorne gegen Witiko, und sagte: »Sei gegrüßt, Witiko, ich habe jetzt nicht Zeit, ich werde später wieder zu dir kommen.«
Dann ritt er vorwärts, und schloß sich an die älteren Männer an.
Und so kamen noch andere Männer herzu, und ritten wieder weg, und sprachen mit einander.
Nach einer Zeit hörte Witiko hinter sich schnellere Pferdetritte, wie wenn einer näher reitet, und dann hörte er die Worte: »Es hat mir an dem Herzen viel dicke weh getan, daß mich es des gelüste, das ich nicht mochte han.«
Er blickte um, und es war ein sehr junger Mann in blauen Kleidern auf einem weißen Pferde hinter ihm.
Witiko rief: »Der Fiedler vom Kürenberge.«
»Ja, du Lederhaube, so bist du in Österreich«, antwortete der Mann.
»Ich bin bei meiner Mutter und der Frau Markgräfin auf dem Kahlenberge«, entgegnete Witiko.
»Ich weiß es«, sagte der Mann, »und mußte dich im Zuge mit den Augen herausstechen, wie man eine Lerche an den Pfeil heftet.«
Nach diesen Worten trieb er sein Pferd vorwärts, bis er neben Witiko war.
»Und wie bist du denn nach Österreich gekommen?« fragte Witiko.
»So wie du in die Welt gegangen bist«, antwortete der Ritter vom Kürenberge. »Als der alte Regimar tot war, und als du fort warest, ritt ich von Passau hinweg. Ich bin in vielen Gebieten und Burgen gewesen, und dann bin ich an den Hof der Markgrafen von Österreich gezogen. Als der Krieg kam, der zwischen dem Markgrafen von Österreich und dem Herzoge von Baiern war, zogen wir nicht in den Krieg, es zog mein Vater nicht, die Ritter von
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