Werke
antwortete Witiko.
»Thiemo von der Aue kann Geleite geben«, sagte ein Mann, der ein dunkelgrünes Gewand und einen braunen Mantel hatte, »ich bin Marchard von Hintberg, und wenn du ein Anliegen hast, mein Kind, lasse deinen Namen sagen, der Markgraf wird dir behilflich sein, er ist gut.«
»Ich habe kein Anliegen«, antwortete Witiko, »ich will nur den erlauchten Markgrafen sehen, und ihm meine Ehrerbietung bezeigen. Ich bin in dem Zuge gewesen, als der erhabene König Konrad mit Wladislaw, dem Herzoge von Böhmen und Mähren, gegen Prag ging, um die Empörer zu besiegen, und der erlauchte Markgraf ist auch in dem Zuge gewesen.«
»Ihr seid also Kriegsgenossen«, entgegnete der Mann. »Nun ich bin auch ein solcher Kriegsgenosse, ich bin auch in dem Zuge gewesen, und Thiemo von der Aue ist in dem Zuge gewesen, und Gebhard von Abbadesdorf, und Ebergus von Aland, und Werinhard von Brun, und Juborth von Tribanswinchel, und Viricus von Gaden, die alle hier stehen. Du bist aus einem fremden Lande, wie wir sehen, und kennest die österreichischen Degen noch nicht.«
»Ich kenne sie nicht«, sprach Witiko, »aber ich will dir meinen Namen sagen, ich heiße Witiko, stamme vom Lande Böhmen, und diene dem Herzoge Wladislaw.«
»Du bist Witiko«, sagte Marchard von Hintberg, »der die Herzoge aus Mähren gefangen, und dann hat weiter reiten lassen.«
»Ich habe den Herzogen die Flucht gestattet«, antwortete Witiko.
»Du bist Witiko«, rief Gebhard von Abbadesdorf.
»Witiko«, sagte Viricus von Gaden.
»Du bist Witiko, und bist noch so jung«, sprach Ebergus von Aland.
»Er hat sie geschlagen, und hat sie dann wacker davon gejagt«, sagte Thiemo von der Aue.
»Du hast sie nicht einen Deut geachtet, Witiko«, sagte Juborth von Tribanswinchel, »sei uns gegrüßt.«
»Seid gegrüßt«, sagte Witiko.
»Du hast närrisch gehandelt«, sprach Werinhard von Brun, »aber sei gegrüßt, hat dich dein Herzog getadelt?«
»Er hat mich geehrt«, antwortete Witiko.
Und die Männer traten herzu, und reichten Witiko die Hand.
»Du hast heute den guten Tag gewählt«, sagte Thiemo von der Aue, »der Markgraf wird dich anhören, morgen würde es nicht sein können, weil Kahlenbergritt ist.«
»Wir werden dich geleiten«, sagte Marchard von Hintberg.
Die Männer gingen nun mit Witiko über die Treppe in das Innere des Hauses hinan.
Sie kamen in einen Gang und dann durch eine Tür in einen Vorsaal.
In dem Vorsaale waren wieder Männer in verschiedenen schönen Kleidern, es waren Jünglinge da und auch Knaben in feinen Gewändern.
Thiemo von der Aue schritt gegen einen Mann, der ein dunkles weites Gewand und ein silbernes Kreuz hatte.
»Rudpert«, sagte er zu dem Manne, »da bringe ich einen, der drei goldene Fische gefangen, und sie in das Wasser geworfen hat. Er ist Witiko, von einem böhmischen Schlosse, wie heißt es?«
»Kein Schloß, nur der Hof Pric«, sagte Witiko.
»Ich weiß alles«, entgegnete der Mann, »ich bin als Kapellan mit dem Markgrafen auf die Vogelweide gegangen, und Witiko hat die Vögel verjagt. Was willst du denn hier, mein Sohn?«
»Er will mit dem erlauchten Markgrafen sprechen, weil derselbe sein Kriegsgenosse gewesen ist«, sagte Thiemo.
»Es ist gebührlich, Freundschaft mit Kriegsgenossen zu halten«, sagte der Kapellan. »Dort steht Tibert, der Kämmerer. Komme nur, Witiko.«
Nach diesen Worten faßte er Witiko an dem Arme, und führte ihn im Geleite der andern Männer gegen einen Ritter, der in einem dunkelrotbraunen Kleide dastand.
Er sprach zu dem Ritter: »Tapferer Tibert, da ist ein Mann aus Böhmen, der mit seinem Herzoge Wladislaw in unserem Kriegszuge von Nürnberg nach Pilsen und Prag gewesen ist. Er hat unser Land besucht, den hocherlauchten Markgrafen zu sehen. Man nennt ihn Witiko von Pric.«
»Du bist Witiko, du junges Blut?« sagte der Kämmerer. »Sie haben von dir übel geredet wegen der mährischen Herzoge, und gut wegen deiner Tapferkeit im Frühlingskriege und bei Pilsen. Bist du dieser Mann?«
»Ich war in dem Kriege wie ein anderer«, sagte Witiko, »und habe bei Pilsen nach meiner Einsicht getan.«
»Nun der hohe Markgraf wird schon mit dir sprechen«, sagte der Kämmerer.
Dann rief er gegen die Knaben: »Komm her, du kleiner Chunring.«
Ein Knabe in einem Gewande, das rot und weiß war, ging herzu.
»Lauf zu dem Herrn Otto von Lengenbach hinein, und sage ihm, daß ein Ritter aus Böhmen da ist, der Witiko heißt, und der zu dem Herrn Markgrafen will«,
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