Werke
Gemach.
In dem Vorgemache grüßte er den Ritter in dem grünen Gewande, und setzte dann seine Lederhaube wieder auf das Haupt.
Der Ritter aber sagte. »Ich bin Otto von Lengenbach, und so du einmal in meine Veste kommen willst, Witiko, so wirst du freundlich aufgenommen werden.«
»Ich danke Euch, Herr«, sagte Witiko, »es könnte sich fügen, und dann nehme ich die Einladung an.«
Hierauf wurde er von Tibert, dem Kämmerer, und Thiemo von der Aue in den Vorsaal geführt.
Von dem Vorsaale ging er im Geleite derer, die mit ihm gekommen waren, über die Treppe hinab.
In dem Hofe waren nun Pferde von den Knechten der Ritter, die bei ihm waren, herbei geführt worden.
Witiko bestieg sein Pferd, die Ritter bestiegen auch die ihrigen, und Marchard von Hintberg sagte: »Wir werden dich eine Strecke geleiten, Witiko.«
»Ich freue mich eurer freundlichen Art«, entgegnete Witiko.
Alle die Männer und hinter ihnen ihre Knechte ritten nun aus dem Hause auf den großen Platz hinaus.
Dort rief Thiemo von der Aue: »Wo hast du denn deine Herberge, du junger fahrender Ritter, der du da fremde Länder besuchst?«
»Ich bin nicht genau ein fahrender Ritter«, sagte Witiko, »meine Mutter ist in euerm Lande, und ich bin zu ihr gekommen und so auch gerne in euer Land.«
»Und wo herbergt denn deine Mutter, so du jetzt etwa zu ihr reitest?« fragte Thiemo von der Aue.
»Ich reite zu ihr«, antwortete Witiko, »und sie herbergt auf dem Kahlenberge bei der hocherlauchten Frau Markgräfin Agnes, zu der sie beschieden worden ist.«
»Das ist die böhmische Wentila«, rief Thiemo von der Aue, »und herbergest du auch bei ihr auf dem Kahlenberge?«
»Ich herberge auch dort«, entgegnete Witiko.
»Dann werden wir dich morgen sehen, weil Kahlenbergritt ist«, sagte Marchard von Hintberg, »du mußt dich anschließen, und mit uns reiten.«
»Wenn es sich ziemt«, sagte Witiko.
»Es ziemt sich«, rief Ebergus von Aland, »und es ist deine Ritterpflicht und Kriegerpflicht, weil du dem Markgrafen einen Heimsuch gemacht hast.«
»Dann werde ich mitreiten«, entgegnete Witiko.
»Und ich werde dich schützen«, rief Thiemo von der Aue.
»Ich hege großen Dank für deinen Schutz«, sagte Witiko, »aber ich denke, ich werde mich selber schützen, oder eines Schutzes nicht bedürfen.«
»Gegen den Witz schütze ich dich«, rief Thiemo, »und gegen den Witz kann dich kein anderer so schützen.«
»So schütze mich, Vater«, antwortete Witiko.
»So bist du ein folgsamer Knabe«, rief Thiemo.
»Ich werde dir immer gehorsamen«, sagte Witiko.
»Das wird zu deinem Heile sein«, antwortete Thiemo.
Die Männer ritten durch das Tor der Stadtmauer gegen den tiefen Graben hinaus. Sie ritten über die Brücke des Grabens, und an der Freiung vorüber.
Dann nahmen sie Abschied.
»Reite wohl, Witiko«, rief Marchard von Hintberg.
»Gehabe dich gut«, sagte Viricus von Gaden.
»Gedenke des Gehorsams«, rief Thiemo von der Aue.
»Freue dich in unserem Lande«, sagte Werinhard von Brun.
»Bleibe recht lange da«, rief Gebhard von Abbadesdorf.
»Habet Dank, ihr Herren«, rief Witiko entgegen, »und gehabet euch wohl.«
»Gehabe dich wohl«, riefen mehrere, und sie riefen ihm noch zu, daß er sie in ihren Vesten besuchen solle.
Dann wendeten sie ihre Pferde, und ritten der Freiung entlang wieder gegen die Stadt.
Witiko aber ritt mit Raimund auf den Kahlenberg.
Nach dem Mittagessen zeigte Ezelin, der Vogt, Witiko die ganze Burg, er zeigte ihm ihre Vorräte und ihre Waffen, und zeigte ihm, wie sie den Ungarn Widerstand geleistet habe, und wie sie in Zukunft zu verteidigen wäre.
Ehe an dem folgenden Tage die Sonne aufgegangen war, begannen sich die Männer auf dem Kahlenberge zum Empfange derer, die da kommen sollten, zu rüsten. Sie schmückten sich und ihre Pferde, und luden Witiko ein, das gleiche zu tun. Er aber rüstete nur sein Pferd, legte sein Hausgewand ab, tat das Ledergewand an, und gürtete an dasselbe sein Schwert mit dem Sobeslawgürtel. Dann bestiegen alle die Pferde, ritten vor die Burg, und stellten sich in eine Reihe.
Als sie eine Zeit gewartet hatten, kam ein Zug von Reitern und Reiterinnen auf dem Pfade des Laubwaldes herauf. Der erste in dem Zuge war Heinrich, der Markgraf von Österreich. Er hatte ein blaßrotes Kleid, und auf der dunkelroten Sammethaube eine weiße Reigerfeder. Sein Pferd war schwarz. Neben ihm ritt die Markgräfin in einem weißen Kleide und einem grünen Schleier. Sie hatte blonde Haare,
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