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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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gefallen,
    Als ihr der Schlaf gefiel,
    Als ihr der Traum gefiel,
    Den sie vielleicht jetzt träumte,
    Von dem, ich hoff’ es, träumte,
    Der staunend bei ihr stand,
    Und viel zu viel empfand,
    Um deutlich zu empfinden,
    Um noch es zu empfinden,
    Wie viel er da empfand.
    Ich ließ mich sanfte nieder,
    Ich segnete, ich küßte sie,
    Ich segnete, und küßte wieder:
    Und schnell erwachte sie.
    Schnell taten sich die Augen auf.
    Die Augen? – nein, der Himmel tat sich auf.
    { ‡ }
Der Donner
    Es donnert! – Freunde, laßt uns trinken!
    Der Frevler und der Heuchler Heer
    Mag knechtisch auf die Kniee sinken.
    Es donnert! – Macht die Gläser leer!
    Laßt Nüchterne, laßt Weiber zagen!
    Zeus ist gerecht, er straft das Meer:
    Sollt’ er in seinen Nektar schlagen?
    { ‡ }
Der müßige Pöbel
    Um einen Arzt und seine Bühne
    Stand mit erstaunungsvoller Miene
    Die leicht betrogne Menge
    In lobendem Gedränge.
    Ein weiser Trinker ging vorbei,
    Und schriee: welche Polizei!
    So müßig hier zu stehen?
    Kann nicht das Volk zu Weine gehen?
    { ‡ }
Die Musik
    Ein Orpheus spielte; rings um ihn,
    Mit lauschendem Gedränge,
    Stand die erstaunte Menge,
    Durchs Ohr die Wollust einzuziehn.
    Ein Trinker kam von ungefähr,
    Und taumelte den Weg daher.
    Schnell faßt’ er sich, blieb horchend stehn,
    Und ward entzückt, und schriee: schön!
    So schön, als wenn bei meinem wackern Wirte
    Das helle Paßglas klirrte!
    { ‡ }
An den Horaz
    Horaz, wenn ich mein Mädchen küsse,
    Entflammt von unserm Gott, dem Wein,
    Dann seh ich, ohne kritsche Schlüsse,
    Dich tiefer als zehn Bentleys ein.
    Dann fühl’ ich sie, die süßen Küsse,
    Die ein barbarscher Biß verletzt,
    Sie, welche Venus, nebst dem Bisse,
    Mit ihres Nektars Fünfteil netzt. (1)
    Dann fühl’ ich, mehr als ich kann sagen,
    Die Göttin, durch die Laura küßt,
    Wie sie sich Amathunts entschlagen,
    Und ganz in mich gestürzet ist. (2)
    Sie herrscht im Herzen, sie gebietet;
    Und Laura löscht die Phyllis aus.
    Sie herrscht im Herzen? nein, sie wütet;
    Denn Laura hält mich ab vom Schmaus.
    { ‡ }
Niklas
    Mein Esel sicherlich
    Muß klüger sein, als ich.
    Ja, klüger muß er sein!
    Er fand sich selbst in Stall hinein,
    Und kam doch von der Tränke.
    Man denke!
    { ‡ }
Die Küsse
    Der Neid, o Kind,
    Zählt unsre Küsse:
    Drum küß’ geschwind
    Ein Tausend Küsse;
    Geschwind du mich,
    Geschwind ich dich!
    Geschwind, geschwind,
    O Laura, küsse
    Manch Tausend Küsse:
    Damit er sich
    Verzählen müsse.
    { ‡ }
Der schwörende Liebhaber
    Ich schwör’ es dir, o Laura, dich zu hassen;
    Gerechten Haß schwör’ ich dir zu.
    Ich schwör’ es allen Schönen, sie zu hassen;
    Weil alle treulos sind, wie du.
    Ich schwör’ es dir, vor Amors Ohren,
    Daß ich – – ach! daß ich falsch geschworen.
    { ‡ }
Trinklied
    Voll, voll, voll,
    Freunde, macht euch voll!
    Wein, Wein, Wein,
    Freunde, schenkt ihn ein!
    Küßt, küßt, küßt,
    Die euch wieder küßt!
    Voll von Wein,
    Voll von Liebe,
    Voll von Wein und Liebe,
    Freunde, voll zu sein,
    Küßt und schenket ein!
    { ‡ }
Der Verlust
    Alles ging für mich verloren,
    Als ich Sylvien verlor.
    Du nur gingst nicht mit verloren,
    Liebe, da ich sie verlor!
    { ‡ }
Der Genuß
    So bringst du mich um meine Liebe,
    Unseliger Genuß? Betrübter Tag für mich!
    Sie zu verlieren, – meine Liebe, –
    Sie zu verlieren, wünscht’ ich dich?
    Nimm sie, den Wunsch so mancher Lieder,
    Nimm sie zurück, die kurze Lust!
    Nimm sie, und gib der öden Brust,
    Der ewig öden Brust, die beßre Liebe wieder!
    { ‡ }
Das Leben
    Sechs Tage kannt’ ich sie,
    Und liebte sie sechs Tage.
    Am siebenten erblaßte sie,
    Dem ersten meiner ew’gen Klage.
    Noch leb’ ich, zauderndes Geschick!
    Ein pflanzengleiches Leben.
    O Himmel, ist für den kein Glück,
    Dem du Gefühl und Herz gegeben!
    O! nimm dem Körper Wärm’ und Blut,
    Dem du die Seele schon genommen!
    Hier, wo ich wein’, und wo sie ruht,
    Hier laß den Tod auf mich herab gebeten kommen!
    Was hilft es, daß er meine Jahre
    Bis zu des Nestors Alter spare?
    Ich habe, Trotz der grauen Haare,
    Womit ich dann zur Grube fahre,
    Sechs Tage nur geliebt,
    Sechs Tage nur gelebt.
    { ‡ }
Die Biene
    Als Amor in den goldnen Zeiten
    Verliebt in Schäferlustbarkeiten
    Auf bunten Blumenfeldern lief,
    Da stach den kleinsten von den Göttern,
    Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
    Wo es sonst Honig holte, schlief.
    Durch diesen Stich ward Amor klüger.
    Der unerschöpfliche Betrüger
    Sann einer neuen

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