Werke
Gotthold Ephraim Lessing
Lieder
[Ausgabe 1771]
1. Band der »Vermischten Schriften«, Berlin (Voss) 1771.
lieder
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An die Leier
Die Namen
Die Küsse
Die Gewißheit
Die Betrübnis
Antwort eines trunknen Dichters
Das aufgehobene Gebot
Die Beredsamkeit
Die Haushaltung
Der Regen
Die Stärke des Weins
Der Sonderling
Der alte und der junge Wein
Die Türken
Alexander
Die Schöne von hinten
An eine kleine Schöne
Nach der 15. Ode Anakreons
Das Paradies
Die Gespenster
Der trunkne Dichter lobt den Wein
Lob der Faulheit
Die Faulheit
Die Planetenbewohner
Der Geschmack der Alten
Die lügenhafte Phyllis
Die sieben und vierzigste Ode Anakreons
Nachahmung dieser Ode
Der Wunsch
Der größte Mann
Der Irrtum
An den Wein
Phyllis an Damon
Für wen ich singe
Die schlafende Laura
Der Donner
Der müßige Pöbel
Die Musik
An den Horaz
Niklas
Die Küsse
Der schwörende Liebhaber
Trinklied
Der Verlust
Der Genuß
Das Leben
Die Biene
Die Liebe
Der Tod
Der Faule
Der Flor
Die wider den Cäsar verschwornen Helden
Die Ente
Die drei Reiche der Natur
Das Alter
An die Schwalbe
Die Kunstrichter und der Dichter
An die Kunstrichter
An die Leier
Töne, frohe Leier,
Töne Lust und Wein!
Töne, sanfte Leier,
Töne Liebe drein!
Wilde Krieger singen,
Haß und Rach’ und Blut
In die Laute singen,
Ist nicht Lust, ist Wut.
Zwar der Heldensänger
Sammelt Lorbeern ein;
Ihn verehrt man länger.
Lebt er länger? Nein.
Er vergräbt im Leben
Sich in Tiefsinn ein:
Um erst dann zu leben,
Wann er Staub wird sein.
Lobt sein göttlich Feuer,
Zeit und Afterzeit!
Und an meiner Leier
Lobt die Fröhlichkeit.
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Die Namen
Ich fragte meine Schöne:
Wie soll mein Lied dich nennen?
Soll dich als Dorimene,
Als Galathee, als Chloris,
Als Lesbia, als Doris,
Die Welt der Enkel kennen?
Ach! Namen sind nur Töne:
Sprach meine holde Schöne.
Wähl’ selbst. Du kannst mich Doris,
Und Galathee und Chloris,
Und – wie du willst mich nennen;
Nur nenne mich die Deine.
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Die Küsse
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit den Küssen nur noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.
Ein Kuß, den mir mein Vater gibet,
Ein wohlgemeinter Segenskuß,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren muß.
Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit an,
Als ich dabei mit heißerm Triebe
An andre Mädchen denken kann.
Ein Kuß, den Lesbia mir reichet,
Den kein Verräter sehen muß,
Und der dem Kuß der Tauben gleichet;
Ja, so ein Kuß, das ist ein Kuß.
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Die Gewißheit
Ob ich morgen leben werde,
Weiß ich freilich nicht:
Aber, wenn ich morgen lebe,
Daß ich morgen trinken werde,
Weiß ich ganz gewiß.
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Die Betrübnis
Der Dichter und sein Freund
Der Freund
Freund! welches Unglück, welche Reue
Macht dir so bittern Schmerz?
Der Dichter
Ach Freund! sie flieht, die Ungetreue!
Und sie besaß mein Herz.
Der Freund
Um eine Falsche dich betrüben?
Du bist ja klug genug.
Der Dichter
O schweig! das heißt nicht lieben,
Läßt uns die Liebe klug.
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Antwort eines trunknen Dichters
Ein trunkner Dichter leerte
Sein Glas auf jeden Zug;
Ihn Warnte sein Gefährte:
Hör’ auf! du hast genug.
Bereit vom Stuhl zu sinken,
Sprach der: Du bist nicht klug;
Zu viel kann man wohl trinken,
Doch nie trinkt man genug.
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Das aufgehobene Gebot
Elise
Siehst du Wein im Glase blinken,
Lerne von mir deine Pflicht:
Trinken kannst du, du kannst trinken;
Doch betrinke dich nur nicht.
Lysias
Wallt dein Blut von Jugendtrieben,
Lerne von mir deine Pflicht:
Lieben kannst du, du kannst lieben;
Doch verliebe dich nur nicht.
Elise
Bruder! ich mich nicht verlieben?
Lysias
Schwester! ich mich nicht betrinken?
Elise
Wie verlangst du das von mir?
Lysias
Wie verlangst du das von mir?
Elise
Lieber mag ich gar nicht lieben.
Lysias
Lieber mag ich gar nicht trinken.
Beide
Geh nur, ich erlaub’ es dir.
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Die Beredsamkeit
Freunde, Wasser machet stumm:
Lernet dieses an den Fischen.
Doch beim Weine kehrt sichs um:
Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht,
Wenn der Rheinwein aus uns spricht!
Wir ermahnen, streiten, lehren;
Keiner will den andern hören.
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Die
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