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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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dich!
    Jüngling, trauerst du in Jahren,
    Wo die Pflicht sich freuen heißt? –
    Schäme dich! so frisch an Haaren,
    Jüngling, und so schwach an Geist!
    { ‡ }
Der Wunsch
    Wenn ich, Augenlust zu finden,
    Unter schatticht kühlen Linden
    Schielend auf und nieder gehe,
    Und ein häßlich Mädchen sehe,
    Wünsch’ ich plötzlich blind zu sein.
    Wenn ich, Augenlust zu finden,
    Unter schatticht kühlen Linden
    Schielend auf und nieder gehe,
    Und ein schönes Mädchen sehe,
    Möcht’ ich lauter Auge sein.
    { ‡ }
Der größte Mann
    Laßt uns den Priester Orgon fragen:
    Wer ist der größte Mann?
    Mit stolzen Mienen wird er sagen:
    Wer sich zum kleinsten machen kann.
    Laßt uns den Dichter Kriton hören:
    Wer ist der größte Mann?
    Er wird es uns in Versen schwören:
    Wer ohne Mühe reimen kann.
    Laßt uns den Hofmann Damis fragen:
    Wer ist der größte Mann?
    Er bückt sich lächelnd; das will sagen:
    Wer lächeln und sich bücken kann.
    Wollt ihr vom Philosophen wissen,
    Wer ist der größte Mann?
    Aus dunkeln Reden müßt ihr schließen:
    Wer ihn verstehn und grübeln kann.
    Was darf ich jeden Toren fragen:
    Wer ist der größte Mann?
    Ihr seht, die Toren alle sagen:
    Wer mir am nächsten kommen kann.
    Wollt ihr den klügsten Toren fragen:
    Wer ist der größte Mann?
    So fraget mich; ich will euch sagen:
    Wer trunken sie verlachen kann.
    { ‡ }
Der Irrtum
    Den Hund im Arm, mit bloßen Brüsten,
    Sah Lotte frech herab.
    Wie mancher ließ sichs nicht gelüsten,
    Daß er ihr Blicke gab.
    Ich kam gedankenvoll gegangen
    Und sahe steif heran.
    Ha! denkt sie, der ist auch gefangen,
    Und lacht mich schalkhaft an.
    Allein, gesagt zur guten Stunde,
    Die Jungfer irrt sich hier.
    Ich sah nach ihrem bunten Hunde:
    Es ist ein artig Tier.
    { ‡ }
An den Wein
    Wein, wenn ich dich jetzo trinke,
    Wenn ich dich als Jüngling trinke,
    Sollst du mich in allen Sachen
    Dreist und klug, beherzt und weise,
    Mir zum Nutz, und dir zum Preise,
    Kurz, zu einem Alten machen.
    Wein, werd’ ich dich künftig trinken,
    Werd’ ich dich als Alter trinken,
    Sollst du mich geneigt zum Lachen,
    Unbesorgt für Tod und Lügen,
    Dir zum Ruhm, mir zum Vergnügen,
    Kurz, zu einem Jüngling machen.
    { ‡ }
Phyllis an Damon
    Lehre mich, o Damon, singen,
    Singen, wie du trunken singst.
    Laß auch mich dir Lieder bringen,
    Wie du mir begeistert bringst.
    Wie du mich willst ewig singen,
    Möcht’ auch ich dich ewig singen.
    Durch des Weines Feuerkräfte,
    Nur durch sie singst du so schön.
    Aber diese Göttersäfte
    Darf ich schmachtend nur besehn.
    Dir riet Venus Wein zu trinken,
    Mir riet sie, ihn nicht zu trinken.
    Was wird nun mein Lied beleben,
    Kann es dieser Trank nicht sein? –
    Wie? Du willst mir Küsse geben?
    Küsse, feuriger, als Wein? –
    Damon, ach! nach deinen Küssen
    Werd’ ich wohl verstummen müssen.
    { ‡ }
Für wen ich singe
    Ich singe nicht für kleine Knaben,
    Die voller Stolz zur Schule gehn,
    Und den Ovid in Händen haben,
    Den ihre Lehrer nicht verstehn.
    Ich singe nicht für euch, ihr Richter,
    Die ihr voll spitz’ger Gründlichkeit
    Ein unerträglich Joch dem Dichter,
    Und euch die Muster selber seid.
    Ich singe nicht den kühnen Geistern,
    Die nur Homer und Milton reizt;
    Weil man den unerschöpften Meistern
    Die Lorbeern nur umsonst begeizt.
    Ich singe nicht, durch Stolz gedrungen,
    Für dich, mein deutsches Vaterland.
    Ich fürchte jene Lästerzungen,
    Die dich bis an den Pol verbannt.
    Ich singe nicht für fremde Reiche.
    Wie käm’ mir solch ein Ehrgeiz ein?
    Das sind verwegne Autorstreiche.
    Ich mag nicht übersetzet sein.
    Ich singe nicht für fromme Schwestern,
    Die nie der Liebe Reiz gewinnt,
    Die, wenn wir munter singen, lästern,
    Daß wir nicht alle Schmolcken sind.
    Ich singe nur für euch, ihr Brüder,
    Die ihr den Wein erhebt, wie ich.
    Für euch, für euch sind meine Lieder.
    Singt ihr sie nach: o Glück für mich!
    Ich singe nur für meine Schöne,
    O muntre Phyllis, nur für dich.
    Für dich, für dich sind meine Töne.
    Stehn sie dir an, so küsse mich.
    { ‡ }
Die schlafende Laura
    Nachlässig hingestreckt,
    Die Brust mit Flor bedeckt,
    Der jedem Lüftchen wich,
    Das säuselnd ihn durchstrich,
    Ließ unter jenen Linden
    Mein Glück mich Lauren finden.
    Sie schlief, und weit und breit
    Schlug jede Blum’ ihr Haupt zur Erden,
    Aus mißvergnügter Traurigkeit,
    Von Lauren nicht gesehn zu werden.
    Sie schlief, und weit und breit
    Erschallten keine Nachtigallen,
    Aus weiser Furchtsamkeit,
    Ihr minder zu

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