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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Mittag, und lustiger Jubel und Hörnerklang verkündeten den Förster, der mit seinen vier Söhnen, herrlichen blühenden Jünglingen, von denen der jüngste kaum fünfzehn Jahr alt sein mochte, und drei Jägerburschen heimkehrte. – Er frug, wie ich denn geschlafen und ob mich nicht der frühe Lärm vor der Zeit geweckt habe; ich mochte ihm das überstandene Abenteuer nicht erzählen, denn die lebendige Erscheinung des grauenhaften Mönchs hatte sich so fest an das Traumbild gereiht, daß ich kaum zu unterscheiden vermochte, wo der Traum übergegangen sei ins wirkliche Leben. – Der Tisch war gedeckt, die Suppe dampfte, der Alte zog sein Käppchen ab, um das Gebet zu halten, da ging die Türe auf, und der Kapuziner, den ich in der Nacht gesehen, trat hinein. Der Wahnsinn war aus seinem Gesichte verschwunden, aber er hatte ein düstres störrisches Ansehen. »Sein Sie willkommen, ehrwürdiger Herr!« rief ihm der Alte entgegen, – »sprechen Sie das Gratias und speisen Sie dann mit uns.« – Da blickte er um sich mit zornfunkelnden Augen und schrie mit fürchterlicher Stimme: »Der Satan soll dich zerreißen mit deinem ehrwürdigen Herrn und deinem verfluchten Beten; hast du mich nicht hergelockt, damit ich der dreizehnte sein soll und du mich umbringen lassen kannst von dem fremden Mörder? – Hast du mich nicht in diese Kutte gesteckt, damit niemand den Grafen, deinen Herrn und Gebieter, erkennen soll? – Aber hüte dich, Verfluchter, vor meinem Zorn!« – Damit ergriff der Mönch einen schweren Krug, der auf dem Tische stand, und schleuderte ihn nach dem Alten, der nur durch eine geschickte Wendung dem Wurf auswich, der ihm den Kopf zerschmettert hätte. Der Krug flog gegen die Wand und zerbrach in tausend Scherben. Aber in dem Augenblick packten die Jägerbursche den Rasenden und hielten ihn fest. »Was!« rief der Förster, »du verruchter, gotteslästerlicher Mensch, du wagst es, hier wieder mit deinem rasenden Beginnen unter fromme Leute zu treten, du wagst es, mir, der ich dich aus viehischem Zustande, aus der ewigen Verderbnis errettet, aufs neue nach dem Leben zu trachten? – Fort mit dir in den Turm!« – Der Mönch fiel auf die Knie, er flehte heulend um Erbarmen, aber der Alte sagte: »Du mußt in den Turm und darfst nicht eher wieder hieher kommen, bis ich weiß, daß du dem Satan entsagt hast, der dich verblendet, sonst mußt du sterben.« Da schrie der Mönch auf wie im trostlosen Jammer der Todesnot, aber die Jägerbursche brachten ihn fort und berichteten, wiederkehrend, daß der Mönch ruhiger geworden, sobald er in das Turmgemach getreten. Christian, der ihn bewache, habe übrigens erzählt, daß der Mönch die ganze Nacht über in den Gängen des Hauses herumgepoltert und vorzüglich nach Tagesanbruch geschrien habe: »Gib mir noch mehr von deinem Wein, und ich will mich dir ganz ergeben; mehr Wein, mehr Wein!« Es habe dem Christian übrigens wirklich geschienen, als taumle der Mönch wie betrunken, unerachtet er nicht begriffen, wie der Mönch an irgend ein starkes berauschendes Getränk gekommen sein könne. – Nun nahm ich nicht länger Anstand, das überstandene Abenteuer zu erzählen, wobei ich nicht vergaß, der ausgeleerten Korbflasche zu gedenken. »Ei, das ist schlimm,« sagte der Förster, »doch Sie scheinen mir ein mutiger frommer Mann, ein anderer hätte des Todes sein können vor Schreck.« Ich bat ihn, mir näher zu sagen, was es mit dem wahnsinnigen Mönch für eine Bewandtnis habe. »Ach,« erwiderte der Alte, »das ist eine lange abenteuerliche Geschichte, so was taugt nicht beim Essen. Schlimm genug schon, daß uns der garstige Mensch, eben als wir, was uns Gott beschert, froh und freudig genießen wollten, mit seinem freveligen Beginnen so gestört hat; aber nun wollen wir auch gleich an den Tisch.« Damit zog er sein Mützchen ab, sprach andächtig und fromm das Gratias, und unter lustigen, frohen Gesprächen verzehrten wir das ländliche, kräftig und schmackhaft zubereitete Mahl. Dem Gast zu Ehren ließ der Alte guten Wein heraufbringen, den er mir nach patriarchalischer Sitte aus einem schönen Pokal zutrank. Der Tisch war indessen abgeräumt, die Jägerbursche nahmen ein paar Hörner von der Wand und bliesen ein Jägerlied. – Bei der zweiten Wiederholung fielen die Mädchen singend ein, und mit ihnen wiederholten die Försterssöhne im Chor die Schlußstrophe. – – Meine Brust erweiterte sich auf wunderbare Weise: seit langer Zeit war mir nicht im

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