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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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der er eine Tochter erzeugte, so wie Angiola dem Fürsten zwei Söhne gebar. Wohl konnte sich die fromme Angiola ganz rein im Gewissen fühlen, und doch versank sie oft in düsteres Nachdenken, wenn ihr wie ein böser Traum Paolo Franceskos verruchte Tat in den Sinn kam, ja es war ihr oft so zumute, als sei selbst die bewußtlos begangene Sünde strafbar und würde gerächt werden an ihr und ihren Nachkommen. Selbst die Beichte und vollständige Absolution konnte sie nicht beruhigen. Wie eine himmlische Eingebung kam ihr nach langer Qual der Gedanke, daß sie alles ihrem Gemahl entdecken müsse. Unerachtet sie wohl sich des schweren Kampfes versah, den ihr das Geständnis des von dem Bösewicht Paolo Francesko verübten Frevels kosten würde, so gelobte sie sich doch feierlich, den schweren Schritt zu wagen, und sie hielt, was sie gelobt hatte. Mit Entsetzen vernahm Fürst Theodor die verruchte Tat, sein Inneres wurde heftig erschüttert, und der tiefe Ingrimm schien selbst der schuldlosen Gemahlin bedrohlich zu werden. So geschah es, daß sie einige Monate auf einem entfernten Schloß zubrachte; während der Zeit bekämpfte der Fürst die bittern Empfindungen, die ihn quälten, und es kam so weit, daß er nicht allein versöhnt der Gemahlin die Hand bot, sondern auch, ohne daß sie es wußte, für Franzens Erziehung sorgte. Nach dem Tode des Fürsten und seiner Gemahlin wußte nur Graf Pietro und der junge Fürst Alexander von W. um das Geheimnis von Franzens Geburt. Keiner der Nachkömmlinge des Malers wurde jenem Francesko, den Graf Filippo erzog, so ganz und gar ähnlich an Geist und Bildung als dieser Franz. Ein wunderbarer Jüngling, vom höheren Geiste belebt, feurig und rasch in Gedanken und Tat. Mag des Vaters, mag des Ahnherrn Sünde nicht auf ihm lasten, mag er widerstehen den bösen Verlockungen des Satans. Ehe Fürst Theodor starb, reiseten seine beiden Söhne Alexander und Johann nach dem schönen Welschland, doch nicht sowohl offenbare Uneinigkeit als verschiedene Neigung, verschiedenes Streben war die Ursache, daß die beiden Brüder sich in Rom trennten. Alexander kam an Paolo Franceskos Hof und faßte solche Liebe zu Paolos jüngster mit Vittoria erzeugten Tochter, daß er sich ihr zu vermählen gedachte. Fürst Theodor wies indessen mit einem Abscheu, der dem Fürsten Alexander unerklärlich war, die Verbindung zurück, und so kam es, daß erst nach Theodors Tode Fürst Alexander sich mit Paolo Franceskos Tochter vermählte. Prinz Johann hatte auf dem Heimwege seinen Bruder Franz kennen gelernt und fand an dem Jünglinge, dessen nahe Verwandtschaft mit ihm er nicht ahnte, solches Behagen, daß er sich nicht mehr von ihm trennen mochte. Franz war die Ursache, daß der Prinz, statt heimzukehren nach der Residenz des Bruders, nach Italien zurückging. Das ewige unerforschliche Verhältnis wollte es, daß beide, Prinz Johann und Franz, Vittorias und Pietros Tochter Giazinta sahen und beide in heftiger Liebe zu ihr entbrannten. – Das Verbrechen keimt, wer vermag zu widerstehen den dunkeln Mächten!
    Wohl waren die Sünden und Frevel meiner Jugend entsetzlich, aber durch die Fürsprache der Gebenedeiten und der heiligen Rosalia bin ich errettet vom ewigen Verderben, und es ist mir vergönnt, die Qualen der Verdammnis zu erdulden hier auf Erden, bis der verbrecherische Stamm verdorret ist und keine Früchte mehr trägt. Über geistige Kräfte gebietend, drückt mich die Last des Irdischen nieder, und das Geheimnis der düstern Zukunft ahnend, blendet mich der trügerische Farbenglanz des Lebens, und das blöde Auge verwirrt sich in zerfließenden Bildern, ohne daß es die wahre innere Gestaltung zu erkennen vermag! – Ich erblicke oft den Faden, den die dunkle Macht, sich auflehnend gegen das Heil meiner Seele, fortspinnt, und glaube töricht ihn erfassen, ihn zerreißen zu können. Aber dulden soll ich und gläubig und fromm in fortwährender reuiger Buße die Marter ertragen, die mir auferlegt worden, um meine Missetaten zu sühnen. Ich habe den Prinzen und Franz von Giazinta weggescheucht, aber der Satan ist geschäftig, dem Franz das Verderben zu bereiten, dem er nicht entgehen wird. – Franz kam mit dem Prinzen an den Ort, wo sich Graf Pietro mit seiner Gemahlin und seiner Tochter Aurelie, die eben fünfzehn Jahr alt worden, aufhielt. So wie der verbrecherische Vater Paolo Francesko in wilder Begier entbrannte, als er Angiola sah, so loderte das Feuer verbotener Lust auf in dem Sohn, als er das

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