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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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wobei er, mich anschauend, öfters lachte und ausrief: »Kluger Hund – kluger Hund – sei heute nur recht klug und verdirb mir nicht den Spaß!« Des Putzes noch vom Theater her gewohnt, ließ ich alles mit mir machen und folgte ihm willig und leise in den Saal, wo Madame ihre mimischen Darstellungen schon begonnen hatte. Der Professor wußte mich den Blicken der Zuschauer so geschickt zu entziehen, daß niemand mich bemerkte. Endlich, nachdem Marien und Karyatiden gewechselt hatten, trat Madame mit einem ganz seltsamen Kopfputz, der dem meinigen auf ein Haar glich, hervor, kniete hin und streckte die Arme auf ein Taburett vor sich her, indem sie ihre sonst geistreichen Augen zu einem stieren, unangenehm gespenstischen Blicke zwang. Nun lockte mich der Professor hervor, und ohne eigentlich den wahren Spaß zu ahnen, schritt ich gravitätisch in die Mitte des Zimmers und legte mich der Dame dicht gegenüber, die Vorderpfoten ausgestreckt, in meiner gewöhnlichen Stellung auf den Boden. Hochverwundert über ihre Figur, die vorzüglich des Teils halber, auf dem man zu sitzen pflegt, und den die Natur in zu üppiger Fülle ausgebildet hatte, sich ganz besonders ausnahm, starrte ich sie unverwandt an mit dem ernsten, tiefsinnigen Blick, der mir eigen. – Der tiefen Totenstille folgte ein unmäßiges allgemeines Gelächter. Jetzt erst erblickte mich die in der innern Kunstanschauung versunkene Dame; sie sprang mit wilder Gebärde wütend auf und rief mit Macbeths Worten: »Wer hat mir das getan?« Aber niemand hörte sie, denn alles, von dem gewiß überkomischen Anblick wie elektrisiert, rief und schrie noch durcheinander: »Zwei Sphinxe – zwei Sphinxe im Konflikt!« – »Schafft mir den Hund aus den Augen, fort mit dem Hunde, aus dem Hause!« tobte die Dame, und schon fielen die Bedienten über mich her, da sprang meine Beschützerin, die holde Cäcilia dazwischen, befreite mich von meinem ägyptischen Kopfputz und führte mich auf ihr Zimmer. – Durfte ich nun zwar auch im Hause bleiben, so blieb doch der mimische Saal für mich auf immer verschlossen.
    Ich . Und du verlorst im Grunde nicht viel dabei, denn die höchste Spitze dieser Kunstgaukeleien hattest du, Dank sei es dem lustigen Professor, erlebt; das übrige wäre matt geblieben, da man natürlicherweise jede Einwirkung von deiner Seite hintertrieben hätte.
    Berganza . Den andern Tag war überall von der Doppelsphinx die Rede, und es zirkulierte ein Sonett, dessen ich mich noch recht gut erinnere, und welches wahrscheinlich auch von dem Professor verfaßt worden war.
    Die beiden Sphinxe
Sonett
    Was liegt im falt’gen Rocke auf der Erde,
    Verglast die Augen, vorgestreckt die Hände?
    Wohl klüger als Ödip wär’, der’s verstände,
    Des bösen Rätsels Deutung bringt Gefährde.-
    Doch sieh’! mit ernster, seltsamer Gebärde
    Schaut dort der schwarze Sphinx, und Feuerbrände
    Schießt auf die Puppe er am andern Ende,
    Damit im Tand der Tand vernichtet werde!-
    Sie stehen auf! – Der Hund ist’s und die Dame,
    Vereint im mimischen Talent zur Wette;
    Die Poesie erhob sie aus dem Schlamme!
    Gibt’s Höhres noch, das fester sie verkette?
    Sie leben in der Kunst! Hund er, sie Dame;
    Pagliasso er und sie – Arlekinette. –
    Ich . Bravo, Berganza! – Das Sonett ist für ein gelegentliches Spottgedicht nicht übel, und du hast es mit Würde und dem angemessenen Ton hergesagt. – Überhaupt liegt für mich schon in der Sonettform ein ganz besonderer, ich möchte sagen, musikalischer Reiz.
    Berganza . Den das Sonett auch wohl gewiß für jedes nicht ganz rohe Ohr hat und ewig behaupten wird.
    Ich . Und doch scheint mir die Form, das Metrum des Gedichts, immer etwas Untergeordnetes, worauf man in der neuesten Zeit nur zu viel Wert gelegt hat. –
    Berganza . Dank sei es dem Bemühen eurer neueren, mitunter höchst vortrefflichen Dichter, daß sie metrische Kunst, welche die alten großen Meister des Südens mit Liebe und Sorgfalt übten, wieder in ihr wohlerworbenes Recht einsetzten. Die Form, das Metrum des Gedichts, ist die zufällige Farbe, die der Maler den Gewändern seiner Personen gibt, – es ist die Tonart, in der der Komponist sein Stück schreibt. Werden beide nicht Farbe und Tonart mit reifer Überlegung, mit aller nur ersinnlichen Sorgfalt wählen, wie es der Ernst, die Würde, die Anmut, die Zärtlichkeit, die Leichtigkeit, die innere Behaglichkeit der vorzustellenden Person oder des Stücks erfordern? – Und wird nicht Ein großer Teil

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