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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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dir’s gefallen lassen willst, in der Mitte zu schweben und jeden höheren Forderungen zu entsagen; ist sie geistreich, so wird sie nicht arm an witzigen Einfällen und Wendungen sein; statt aber das Rein-Komische rein gemütlich zu betrachten, sind diese dann mehr in falschen Farben glänzende Ausbrüche eines innern Unmutes, die dich nur eine kleine Zeit hindurch täuschen und belustigen können; ist sie schön, so wird sie nicht unterlassen auch kokett zu sein, und dein Interesse an ihr wird in einen eben nicht löblichen Faunismus (um nicht ein anderes verächtliches Wort zu brauchen) ausarten, den ein in der Blütezeit stehendes Mädchen bei keinem Manne erregt, der nicht im höchsten Grade verderbt ist!
    Ich . Goldene Worte! – Goldene Worte! Aber das gänzliche Stehenbleiben – das Beharren in früheren Irrtümern nach dem bezeichneten Wendepunkt – es ist doch hart, Berganza!
    Berganza . Aber wahr! Unsere Lustspieldichter haben das sehr gut gefühlt, daher wurde vor einiger Zeit unsere Bühne von den schmachtenden, empfindelnden alten Mamsells nicht leer; die traurigen Reste der empfindsamen Periode, in die ihre Blütezeit fiel; jetzt ist das nun längst ganz vorbei, und es wäre Zeit, die Korinnen in die Stelle treten zu lassen.
    Ich . Du meinst doch nicht die herrliche Korinna, die Dichterin, die im Vatikan in Rom gekrönt wurde – den herrlichen Myrtenbaum, der in Italien gewurzelt, seine Äste bis zu uns herüber gerankt hat, daß, in seinem Schatten ruhend, uns des Südens Blumendüfte umsäuseln?
    Berganza . Sehr schön und poetisch gesagt, wiewohl das Bild etwas gigantesk ist, da der von Italien bis nach Deutschland herüberreichende Myrtenbaum wirklich im größten Stil geraten! – Übrigens habe ich jene Korinna gemeint, die, als über die Blütezeit der Weiber hinaus ausdrücklich geschildert, wie ein wahrer Trost, ein wahres Labsal für alle alternden Frauen erschienen, denen nun das Tor der Poesie, Kunst und Literatur angelweit geöffnet, wiewohl sie zu bedenken hätten, daß sie nach meinem richtigen Grundsatz schon in der Blütezeit alles sein mußten und nichts mehr werden können. – Ist dir die Korinna nie zuwider geworden?
    Ich . Wie wäre das möglich gewesen? – Mir freilich, wenn ich sie mir als im Leben wirklich zu mir hintreten dachte, glaubte ich mich von einem gewissen unwohltätigen, unheimlichen Gefühl befangen, ich hätte mich nie in ihrer Nähe wohl und gemütlich befunden.
    Berganza . Dein Gefühl war ganz richtig; ich hätte mich, war ihr Arm und ihre Hand auch noch so schön, niemals von ihr streicheln lassen können, ohne einen gewissen innern Abscheu zu spüren, der mich gewöhnlich des Appetits beraubt – ich sage das nur hündischerweise! – Im Grunde genommen, liegt aber in dem Geschick der Korinna selbst der Triumph meiner Lehre; denn vor dem glänzenden reinen Strahl der Jugend verschwindet in bloßen Schein ihr Nimbus, und in dem echt weiblichen Streben nach dem geliebten Mann geht sie in ihrer eignen Unweiblichkeit oder vielmehr in ihrer verzerrten Weiblichkeit rettungslos unter! – Meine Dame gefiel sich ungemein darin, die Korinna vorzustellen.
    Ich . Welche Torheit, wenn sie nicht wenigstens die wahre Anregung der Kunst in sich spürte.
    Berganza. Nichts weniger als das, mein Freund! Du kannst es mir glauben! Meine Dame hielt sich gern auf der Oberfläche, und sie hatte eine gewisse Fertigkeit erlangt, dieser Oberfläche einen Schimmer zu geben, der die Augen mit falschem Licht blendete, so, daß man die Seichtigkeit nicht gewahr wurde. So glaubte sie schon ihrer wirklich schönen Arme und Hände wegen die Korinna zu sein und ging von der Zeit an, als sie das Buch gelesen, an Brust und Armen mehr entblößt, als es wohl einer Frau in ihren Jahren geziemlich ist, und schmückte sich überaus mit zierlichen Ketten, antiken Kameen und Ringen, sowie sie oft mehrere Stunden zubrachte, ihr Haar mit köstlichen Ölen salben und in zierlichen, künstlichen Geflechten zu diesem oder jenem antiken Kopfschmuck irgendeiner Kaiserin aufringeln zu lassen. – Böttigers kleinliche Antikenkrämereien waren ihr eben recht; aber mit den mimischen Darstellungen nahm es ein plötzliches Ende.
    Ich . Und wie das, Berganza?
    Berganza . Du kannst denken, daß meine unerwartete Erscheinung als Sphinx der Sache schon einen ziemlichen Stoß gegeben hatte, indessen hatten die mimischen Darstellungen doch noch ihren Fortgang, zu denen ich aber nicht mehr zugelassen wurde. Zuweilen

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