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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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die Möglichkeit hätte, mit diesen Arbeiten irgendeinen Beamten von Amts wegen zu betrauen. Du mußt dir aber sagen, Wassja ... Höre noch folgendes: ich spreche ja wirklich keinen Unsinn; ich will zugeben, daß es in ganz Petersburg keine Handschrift gibt, die mit der deinigen zu vergleichen wäre; das erkenne ich gerne an!« sagte Nefedewitsch nicht ohne Entzücken. »Und doch kann es ja, Gott bewahre, vorkommen, daß du ihm einmal etwas nicht recht machst, oder daß er keine Arbeit mehr zu vergeben hat, oder sich einen andern nimmt ... es kann ja schließlich alles passieren! Heute hast du ihn, und morgen – nicht; bedenke das nur, Wassja ...«
    »Höre einmal, Arkascha, ebenso gut kann jetzt über uns die Zimmerdecke einstürzen ...«
    »Ja, gewiß, du hast recht, ich meinte es ja nur so ...«
    »Nein, hör einmal zu, höre, was ich dir sage: wie kann er mich gehen lassen? Höre mich nur an! Ich erledige ja alles so aufmerksam und zuverlässig, und er ist so gut zu mir; heute hat er mir, höre nur, Arkascha, heute hat er mir fünfzig Silberrubel gegeben!«
    »Wirklich, Wassja? Ist es eine Zulage?«
    »Keine Zulage! Aus seiner eigenen Tasche hat er es mir gegeben! Er sagte zu mir: ›Du hast, mein Lieber, seit vier Monaten nichts bekommen; wenn du willst, nimm dieses Geld: ich danke dir‹, sagte er, ›denn ich bin mit dir zufrieden‹ ... Bei Gott, das hat er gesagt! ›Du sollst doch nicht umsonst arbeiten!‹ Mir kamen sogar die Tränen! Mein Gott, Arkascha!«
    »Sage einmal, Wassja, hast du die zuletzt bestellte Abschrift fertiggemacht?«
    »Nein ... noch nicht ganz fertig.«
    »Wassinka, mein Engel! Was hast du angerichtet?«
    »Das macht nichts, Arkascha, ich habe ja noch zwei Tage Zeit.«
    »Ja, warum hast du die Arbeit noch nicht fertig?«
    »Nun ja! Du siehst mich mit solcher Leichenbittermiene an, daß sich mir der Magen umdreht und das Herz weh tut! Was ist denn dabei? Du bringst mich immer auf diese Weise um, wenn du zu schreien anfängst: A-a-ah! Überlege dir nur: was ist denn dabei? Ich werde damit noch fertig werden, bei Gott!«
    »Und wenn du nicht fertig wirst?« brüllte Arkadij und sprang vom Bette auf. »Erst heute hast du von ihm Geld bekommen! Und du willst heiraten! ... Oh weh!«
    »Das macht nichts, ich setze mich gleich an die Arbeit und mache sie fertig. Sei unbesorgt!«
    »Wie hast du es versäumen können, Wassja?«
    »Ach, Arkascha! Konnte ich denn ruhig hier sitzen bleiben? War ich denn in solcher Stimmung? Selbst in der Kanzlei konnte ich kaum sitzen, so übervoll ist mein Herz! ... Ach! Nun werde ich die heutige Nacht durcharbeiten, ebenso morgen und übermorgen und mache es fertig! ...«
    »Ist noch viel übrig geblieben?«
    »Störe mich nicht, um Gottes willen, störe mich nicht, schweig!«
    Arkadij Iwanowitsch ging auf den Fußspitzen zum Bett und setzte sich hin; nach einer Weile wollte er schon wieder aufstehen, besann sich aber, daß er seinen Freund damit stören könnte und blieb sitzen, obwohl es ihm bei seiner Aufregung sehr schwer fiel: die Nachricht hatte ihn offensichtlich furchtbar aufgeregt, und seine Begeisterung war noch nicht abgekühlt. Er warf Schumkow einen Blick zu; auch dieser warf ihm einen Blick zu, lächelte, drohte mit dem Finger, zog furchtbar die Brauen zusammen (als ob davon seine Kraft und der ganze Erfolg der Arbeit abhingen) und vertiefte sich wieder in die Arbeit.
    Auch er schien seine Aufregung noch nicht überwunden zu haben: er wechselte einigemal die Feder, rückte auf seinem Stuhle hin und her, nahm immer neue Stellungen ein, fing immer von neuem an, doch seine Hand zitterte und wollte ihm nicht gehorchen.
    »Arkascha! Ich habe ihnen auch von dir erzählt!« schrie er plötzlich auf, als wäre es ihm erst eben eingefallen.
    »So?« rief Arkascha, »und ich wollte dich gerade danach fragen! Nun?«
    »Nun! Ach, ich werde dir alles später erzählen! Bei Gott, es ist meine Schuld; ich hatte eben meinen Vorsatz vergessen, kein Wort zu sprechen, bevor ich nicht vier Bogen abgeschrieben habe. Und nun mußte ich wieder an sie und dich denken. Ich kann, mein Lieber, gar nicht schreiben: muß immer an euch denken ...« Wassja lächelte.
    Beide verstummten für eine Weile.
    »Pfui! Was für eine elende Feder!« rief Schumkow plötzlich aus und warf die Feder auf den Tisch hin. Er nahm wieder eine neue Feder.
    »Wassja! Höre einmal: nur ein Wort ...«
    »Gut! Aber schnell und zum allerletztenmal ...«
    »Ist dir noch viel übriggeblieben?«
    »Ach,

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