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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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nach unsern Kinderspielen,
    Mein Knabenhaupt an deinem Herzen fühlen?
Einer Toten
1.
    Du glaubtest nicht an frohe Tage mehr,
    Verjährtes Leid ließ nimmer dich genesen;
    Die Mutterfreude war für dich zu schwer,
    Das Leben war dir gar zu hart gewesen. –
     
    Er saß bei dir in letzter Liebespflicht;
    Noch eine Nacht, noch eine war gegeben!
    Auch die verrann; dann kam das Morgenlicht.
    »Mein guter Mann, wie gerne wollt ich leben!«
     
    Er hörte still die sanften Worte an,
    Wie sie sein Ohr in bangen Pausen trafen:
    »Sorg für das Kind – ich sterbe, süßer Mann.«
    Dann halb verständlich noch: »Nun will ich schlafen.«
     
    Und dann nichts mehr; – du wurdest nimmer wach,
    Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;
    Der Atem Gottes wehte durchs Gemach,
    Dein Kind schrie auf, und dann warst du hinüber.
2.
    Das aber kann ich nicht ertragen,
    Daß so wie sonst die Sonne lacht;
    Daß wie in deinen Lebenstagen
    Die Uhren gehn, die Glocken schlagen,
    Einförmig wechseln Tag und Nacht;
     
    Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
    Wie sonst der Abend uns vereint;
    Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
    Schon andre ihre Plätze fanden,
    Und nichts dich zu vermissen scheint;
     
    Indessen von den Gitterstäben
    Die Mondesstreifen schmal und karg
    In deine Gruft hinunterweben
    Und mit gespenstig trübem Leben
    Hinwandeln über deinen Sarg.
Eine Fremde
    Sie saß in unserm Mädchenkreise,
    Ein Stern am Frauen-Firmament;
    Sie sprach in unsres Volkes Weise,
    Nur leis, mit klagendem Akzent.
    Du hörtest niemals heimverlangen
    Den stolzen Mund der schönen Frau;
    Nur auf den südlich blassen Wangen
    Und über der gewölbten Brau’
    Lag noch Granadas Mondenschimmer,
    Den sie vertauscht um unsern Strand;
    Und ihre Augen dachten immer
    An ihr beglänztes Heimatland.
Lehrsatz
    Die Sonne scheint; laß ab von Liebeswerben!
    Denn Liebe gleicht der scheuesten der Frauen;
    Ihr eigen Antlitz schämt sie sich zu schauen,
    Ein Rätsel will sie bleiben, oder sterben.
    Doch wenn der Abend still herniedergleitet,
    Dann naht das Reich der zärtlichen Gedanken;
    Wenn Dämmrung süß verwirrend sich verbreitet
    Und alle Formen ineinander schwanken,
    Dann irrt die Hand, dann irrt der Mund gar leicht,
    Und halb gewagt, wird alles ganz erreicht.
Die Kleine
    Und plaudernd hing sie mir am Arm,
    Sie halb erschlossen nur dem Leben;
    Ich zwar nicht alt, doch aber dort,
    Wo uns verläßt die Jugend eben.
     
    Wir wandelten hinauf, hinab
    Im dämmergrünen Gang der Linden;
    Sie sah mich froh und leuchtend an,
    Sie wußte nicht, es könne zünden;
     
    Ihr ahnte keine Möglichkeit,
    Kein Wort von so verwegnen Dingen,
    Wodurch es selbst die tiefste Kluft
    Verlockend wird zu überspringen.
O süßes Nichtstun
    O süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
    Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
    Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
    Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!
     
    O süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
    Zu atmen in den neubefreiten Düften;
    Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
    Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
    Rückkehren dann aus aller Wunderferne
    In deiner Augen heimatliche Sterne.
Wer je gelebt in Liebesarmen
    Wer je gelebt in Liebesarmen,
    Der kann im Leben nie verarmen;
    Und müßt er sterben fern, allein,
    Er fühlte noch die sel’ge Stunde,
    Wo er gelebt an ihrem Munde,
    Und noch im Tode ist sie sein.
Nun sei mir heimlich zart und lieb
    Nun sei mir heimlich zart und lieb;
    Setz deinen Fuß auf meinen nun!
    Mir sagt es: ich verließ die Welt,
    Um ganz allein auf dir zu ruhn;
     
    Und dir: o ließe mich die Welt,
    Und könnt ich friedlich und allein,
    Wie deines leichten Fußes jetzt,
    So deines Lebens Träger sein!
Schließe mir die Augen beide
    Schließe mir die Augen beide
    Mit den lieben Händen zu!
    Geht doch alles, was ich leide,
    Unter deiner Hand zur Ruh.
     
    Und wie leise sich der Schmerz
    Well’ um Welle schlafen leget,
    Wie der letzte Schlag sich reget,
    Füllest du mein ganzes Herz.
Kritik
    Hör mir nicht auf solch Geschwätze,
    Liebes Herz, daß wir Poeten
    Schon genug der Liebeslieder,
    Ja zuviel gedichtet hätten.
     
    Ach, es sind so kläglich wenig,
    Denn ich zählte sie im stillen,
    Kaum genug, dein Nadelbüchlein
    Schicklich damit anzufüllen.
     
    Lieder, die von Liebe reimen,
    Kommen Tag für Tage wieder;
    Doch wir zwei Verliebte sprechen:
    Das sind keine Liebeslieder.
Morgens
    Nun gib ein Morgenküßchen!
    Du hast genug der Ruh;
    Und setz dein zierlich Füßchen
    Behende in

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