1357 - Nach dem Holocaust
Nach dem Holocaust
Sie kämpft ums Überleben - sie gehört zu den letzten der Lao-Sinh
von Marianne Sydow
Die Folgen der verheerenden Paratau-Explosion nehmen Immer stärkere Ausmaße an. Das zeigt sich auch bei der Vollversammlung der Netzgänger, in deren Verlauf die Gruppe aufgelöst wird.
Immerhin beschließen die Netzgänger, künftig den Wesen im Bereich der Mächtigkeitsballung Estartu zu helfen.
Nach dem Untergang des Psionischen Netzes gibt es im Reich der Zwölf Galaxien nämlich bald so gut wie keine bemannte Raumfahrt mehr - ein Chaos mit fürchterlichen Auswirkungen wird die unweigerliche Folge sein.
Betroffen sind aber auch jene Kartanin, die das sogenannte Tarkanium errichtet haben. Das Ende ihres kleinen Reiches als politischer Machtfaktor war in jenem Augenblick gekommen, als die gehorteten Vorräte der „Tränen N'jalas" spontan flagierten. Die Katastrophe warf die Entwicklung eines ganzen Volkes weit zurück.
Daß überhaupt einige der Lao-Sinh-Kolonisten die Paratau-Katastrophe überlebten, kann man angesichts dieser Auswirkungen fast als Wunder bezeichnen. Vor allem dann, wenn man sich die Geschichte vergegenwärtigt, die Sue-EI-K'yons zu erzählen hat.
Die Esper-Schülerin gehört zu den Letzten der Lao-Sinh. Als Überlebende ist sie weiterhin gefährdet NACH DEM HOLOCAUST...
Die Hauptpersonen des Romans:
Sue-El-K'yon - Eine Esper-Schülerin.
Shu-Dan-H'ay - Sue-Els unfreiwilliger Helfer.
Gucky - Der Mausbiber als Erzieher.
Eirene , Ras Tschubai und Fellmer Lloyd - Die Galaktiker als Nothelfer.
Bao at Tarkan - Kommandant der NARGA PUUR.
1.
Sue-El-K'yon sah geflügelte Schlangen durch die Luft gleiten und Kartanin fressen, die in der Gegend herumflogen, und sie fürchtete sich. Sie entdeckte unter den fliegenden Kartanin eine bekannte Gestalt: Chi-Toa-H'ay, eine der Erzieherinnen aus der Esper-Schule, in der Sue-El seit sechs Jahren lebte. Sie sprang auf und winkte Chi-Toa zu, und diese nahm auch prompt Kurs auf die junge Kartanin. Aber während sie näher kam, verwandelte sich Chi-Toa-H'ay in eine dieser gräßlichen Schlangen. Sie riß das Maul weit auf und ...
Sue-El erwachte.
Sie zitterte am ganzen Körper teils vor Furcht, teils vor Kälte. Über ihrem Kopf sah sie grüne Blätter, und als sie sich aufrichtete, entdeckte sie, daß sie am Rand der Lichtung lag, auf der man die Esper-Schule errichtet hatte.
Wie war sie hierhergekommen? Und warum hatte sie draußen geschlafen?
Aus den Blättern tropfte es. Auch das Gras, in dem Sue-El gelegen hatte, war triefend naß. Ihre Kleidung ebenfalls. Kein Wunder, daß sie so erbärmlich fror - es war zwar nicht wirklich kalt, aber sie mochte schon seit Stunden in dieser Nässe gelegen haben. Aber warum?
Sie senkte den Kopf und versuchte sich zu konzentrieren. Es fiel ihr schwer. Ihr Kopf schmerzte - eine Beule, wie sie feststellte ,und hinter ihren Augen war ein seltsames Brennen.
Warum kam niemand, um ihr zu helfen?
Sie ging um einige Büsche herum, langsam und taumelnd, und dann blieb sie erschrocken stehen.
Die Esper-Schule existierte nicht mehr. Das riesige, zeltförmige Dach war zerfetzt und aufgerissen. Die Trümmer waren über die ganze Lichtung verteilt. Einige Innenmauern standen noch, und man konnte in teilweise zerstörte Räume hineinsehen. Hier und da züngelten Flammen, und an einer Stelle stieg schwarzer Rauch auf. Eine gespenstische Szenerie. Sue-El-K'yon stand regungslos da und starrte auf dieses grauenvolle Bild des Schreckens. Dann sah sie, daß sich zwischen den herumliegenden Trümmern etwas vorsichtig bewegte. Das brach den Bann des Entsetzens.
Sie lief hin, und schon unterwegs entdeckte sie weiße Flecken im Gras, die keine Trümmer waren. Es waren Kartanin. Sue-El-K'yon zählte sie nicht, aber es mußten mindestens ein Dutzend sein, und sie waren alle tot. Neben einem großen Trümmerstück hob sich ein Arm und winkte. Sue-El beeilte sich und starrte dann erschrocken auf eine Kartanin, die zur Hälfte unter den Trümmern begraben war. Es war eine der älteren Erzieherinnen - sie kannte ihren Namen nicht. Sie betreute die ganz jungen Schülerinnen und war erst seit wenigen Jahren hier. Sue-El hatte nie etwas mit ihr zu tun gehabt. „Hilf mir!"
Sue-El riß sich zusammen und stemmte sich gegen die Trümmer, aber sie war zu schwach, um diese großen Brocken zu bewegen. „Ich brauche ein paar Tränen N'jalas", stieß sie hervor. „Ich werde welche holen!"
Die verletzte
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