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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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die Vögel sich nun in ihrer ganzen Länge zeigten, flüsterte er über den Tisch herüber: »Wo hast du das gelernt, Elke?«
    »Was gelernt?« frug das Mädchen zurück.
    – »Das Vogelstricken«, sagte Hauke.
    »Das? Von Trin’ Jans draußen am Deich; sie kann allerlei; sie war vorzeiten einmal bei meinem Großvater hier im Dienst.«
    »Da warst du aber wohl noch nicht geboren?« fragte Hauke.
    »Ich denk wohl nicht; aber sie ist noch oft ins Haus gekommen.«
    »Hat denn die die Vögel gern?« frug Hauke; »ich meint, sie hielt es nur mit Katzen!«
    Elke schüttelte den Kopf : »Sie zieht ja Enten und verkauft sie; aber im vorigen Frühjahr, als du den Angorer totgeschlagen hattest, sind ihr hinten im Stall die Ratten dazwischengekommen; nun will sie sich vorn am Hause einen andern bauen.«
    »So«, sagte Hauke und zog einen leisen Pfiff durch die Zähne, »dazu hat sie von der Geest sich Lehm und Steine hergeschleppt! Aber dann kommt sie in den Binnenweg! Hat sie denn Konzession?«
    »Weiß ich nicht«, meinte Elke. Aber er hatte das letzte Wort so laut gesprochen, daß der Deichgraf aus seinem Schlummer auffuhr. »Was Konzession?« frug er und sah fast wild von einem zu der andern. »Was soll die Konzession?«
    Als aber Hauke ihm dann die Sache vorgetragen hatte, klopfte er ihm lachend auf die Schulter: »Ei was, der Binnenweg ist breit genug; Gott tröst den Deichgrafen, sollt er sich auch noch um die Entenställe kümmern!«
    Hauke fiel es aufs Herz, daß er die Alte mit ihren jungen Enten den Ratten sollte preisgegeben haben, und er ließ sich mit dem Einwand abfinden. »Aber, uns’ Weert«, begann er wieder, »es tät wohl dem und jenem ein kleiner Zwicker gut, und wollet Ihr ihn nicht selber greifen, so zwicket den Gevollmächtigten, der auf die Deichordnung passen soll!«
    »Wie, was sagt der Junge?« Und der Deichgraf setzte sich vollends auf, und Elke ließ ihren künstlichen Strumpf sinken und wandte das Ohr hinüber.
    »Ja, uns’ Weert«, fuhr Hauke fort, »Ihr habt doch schon die Frühlingsschau gehalten; aber trotzdem hat Peter Jansen auf seinem Stück das Unkraut auch noch heute nicht gebuscht; im Sommer werden die Stieglitzer da wieder lustig um die roten Distelblumen spielen! Und dicht daneben, ich weiß nicht, wem’s gehört, ist an der Außenseite eine ganze Wiege in dem Deich; bei schön Wetter liegt es immer voll von kleinen Kindern, die sich darin wälzen; aber – Gott bewahr uns vor Hochwasser!«
    Die Augen des alten Deichgrafen waren immer größer geworden.
    »Und dann –«, sagte Hauke wieder.
    »Was dann noch, Junge?« frug der Deichgraf; »bist du noch nicht fertig?« Und es klang, als sei der Rede seines Kleinknechts ihm schon zuviel geworden.
    »Ja, dann, uns’ Weert«, sprach Hauke weiter; »Ihr kennt die dicke Vollina, die Tochter vom Gevollmächtigten Harders, die immer ihres Vaters Pferde aus der Fenne holt wenn sie nur eben mit ihren runden Waden auf der alten gelben Stute sitzt, hü hopp! so geht’s allemal schräg an der Dossierung den Deich hinan!«
    Hauke bemerkte erst jetzt, daß Elke ihre klugen Augen auf ihn gerichtet hatte und leise ihren Kopf schüttelte.
    Er schwieg, aber ein Faustschlag, den der Alte auf den Tisch tat, dröhnte ihm in die Ohren; »da soll das Wetter dreinschlagen!« rief er, und Hauke erschrak beinahe über die Bärenstimme, die plötzlich hier hervorbrach. »Zur Brüche! Notier mir das dicke Mensch zur Brüche, Hauke! Die Dirne hat mir im letzten Sommer drei junge Enten weggefangen! Ja, ja, notier nur«, wiederholte er, als Hauke zögerte; »ich glaub sogar, es waren vier!«
    »Ei, Vater«, sagte Elke, »war’s nicht die Otter, die die Enten nahm?«
    »Eine große Otter«, rief der Alte schnaufend; »werd doch die dicke Vollina und eine Otter auseinanderkennen! Nein, nein, vier Enten, Hauke – aber was du im übrigen schwatzest, der Herr Oberdeichgraf und ich, nachdem wir zusammen in meinem Hause hier gefrühstückt hatten, sind im Frühjahr an deinem Unkraut und an deiner Wiege vorbeigefahren und haben’s doch nicht sehen können. Ihr beide aber«, und er nickte ein paarmal bedeutsam gegen Hauke und seine Tochter, »danket Gott, daß ihr nicht Deichgraf seid! Zwei Augen hat man nur, und mit hundert soll man sehen. – – Nimm nur die Rechnungen über die Bestickungsarbeiten, Hauke, und sieh sie nach; die Kerls rechnen oft zu liederlich!«
    Dann lehnte er sich wieder in seinen Stuhl zurück, ruckte den schweren Körper ein paarmal und

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