West-östlicher Divan (German Edition)
gemalt sein,
Und, wenn du es billig machest,
Sollst du auch recht hübsch bezahlt sein.
Hatem
Bräunchen, komm! es wird schon gehen
Zöpfe, Kämme, groß und kleine,
Zieren Köpfchens nette Reine,
Wie die Kuppel ziert Moscheen.
Du, Blondinchen, bist so zierlich,
Aller Weis und Weg so nette;
Man gedenkt nicht ungebührlich
Alsogleich der Minarette.
Du da hinten hast der Augen
Zweierlei, du kannst die beiden
Einzeln nach Belieben brauchen.
Doch ich sollte dich vermeiden.
Leichtgedrückt der Augenlider
Eines, die den Stern bewhelmen,
Deutet auf den Schelm der Schelmen,
Doch das andre schaut so bieder.
Dies, wenn jen's verwundend angelt,
Heilend, nährend wird sich's weisen;
Niemand kann ich glücklich preisen,
Der des Doppelblicks ermangelt.
Und so könnt ich alle loben,
Und so könnt ich alle lieben:
Denn so wie ich euch erhoben,
War die Herrin mit beschrieben.
Mädchen
Dichter will so gerne Knecht sein,
Weil die Herrschaft draus entspringet;
Doch vor allem sollt' ihm recht sein,
Wenn das Liebchen selber singet.
Ist sie denn des Liedes mächtig,
Wie's auf unsern Lippen waltet?
Denn es macht sie gar verdächtig,
Daß sie im Verborgnen schaltet.
Hatem
Nun, wer weiß, was sie erfüllet!
Kennt ihr solcher Tiefe Grund?
Selbstgefühltes Lied entquillet,
Selbstgedichtetes dem Mund.
Von euch Dichterinnen allen
Ist ihr eben keine gleich:
Denn sie singt mir zu Gefallen,
Und ihr singt und liebt nur euch.
Mädchen
Merke wohl, du hast uns eine
Jener Huris vorgeheuchelt!
Mag schon sein! wenn es nur keine
Sich auf dieser Erde schmeichelt.
Hatem
Locken, haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch, geliebten braunen Schlangen,
Zu erwidern hab ich nichts.
Nur dies Herz, es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein ätna dir hervor.
Du beschämst wie Morgenröte
Jener Gipfel ernste Wand
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her! Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring ich ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: Der verbrannte mir.
Suleika
Nimmer will ich dich verlieren!
Liebe gibt der Liebe Kraft.
Magst du meine Jugend zieren
Mit gewaltger Leidenschaft!
Ach! wie schmeichelt's meinem Triebe,
Wenn man meinen Dichter preist!
Denn das Leben ist die Liebe
Und des Lebens Leben Geist.
Buch Suleika—2
Laß dein süßen Rubinenmund
Laß deinen süßen Rubinenmund
Zudringlichkeiten nicht verfluchen!
Was hat Liebesschmerz andern Grund,
Als seine Heilung zu suchen?
Bist du von deiner Geliebten getrennt
Bist du von deiner Geliebten getrennt
Wie Orient vom Occident,
Das Herz durch alle Wüsten rennt;
Es gibt sich überall selbst das Geleit,
Für Liebende ist Bagdad nicht weit.
Mag sie sich immer ergänzen,
Mag sie sich immer ergänzen,
Eure brüchige Welt, in sich,
Diese klaren Augen, sie glänzen,
Dieses Herz, es schlägt für mich!
O daß der Sinnen doch so viele sind
O daß der Sinnen doch so viele sind!
Verwirrung bringen sie ins Glück herein.
Wenn ich dich sehe, wünsch ich taub zu sein,
Wenn ich dich höre, blind.
Auch in der Ferne dir so nah!
Auch in der Ferne dir so nah!
Und unerwartet kommt die Qual.
Da hör ich wieder dich einmal;
Auf einmal bist du wieder da!
Wie sollt ich heiter bleiben
Wie sollt ich heiter bleiben,
Entfernt von Tag und Licht?
Nun aber will ich schreiben,
Und trinken mag ich nicht.
Wenn sie mich an sich lockte,
War Rede nicht im Brauch,
Und wie die Zunge stockte,
So stockt die Feder auch.
Nur zu! geliebter Schenke,
Den Becher fülle still!
Ich sage nur: Gedenke!
Schon weiß man, was ich will.
Wenn ich dein gedenke
Wenn ich dein gedenke,
Fragt mich gleich der Schenke:
"Herr, warum so still?
Da von deinen Lehren
Immer weiter hören
Saki gerne will."
Wenn ich mich vergesse
Unter der Zypresse,
Hält er nichts davon;
Und im stillen Kreise
Bin ich doch so weise,
Klug wie Salomon.
Buch Suleika
Ich möchte dieses Buch wohl gern zusammenschürzen,
Daß es den andern wäre gleichgeschnürt.
Allein, wie willst du Wort und Blatt verkürzen,
Wenn Liebeswahnsinn dich ins Weite führt?
An vollen Büschelzweigen
An vollen Büschelzweigen,
Geliebte, sieh nur hin!
Laß dir die Früchte zeigen,
Umschalet stachlich grün.
Sie hängen längst geballet,
Still, unbekannt mit sich;
Ein Ast, der schaukelnd wallet,
Wiegt sie geduldiglich.
Doch immer reift von innen
Und schwillt der braune Kern;
Er möchte Luft gewinnen
Und säh die Sonne gern.
Die Schale platzt, und nieder
Macht er sich freudig los;
So
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