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West-östlicher Divan (German Edition)

West-östlicher Divan (German Edition)

Titel: West-östlicher Divan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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recht daran,
Er weiß nun deutlich, wie sie wohl getan.
    "Du hast gar vielen nicht gedankt,
Die dir so manches Gute gegeben!"
Darüber bin ich nicht erkrankt,
Ihre Gaben mir im Herzen leben.
    Guten Ruf mußt du dir machen,
Unterscheiden wohl die Sachen;
Wer was weiter will, verdirbt.
    Die Flut der Leidenschaft, sie stürmt vergebens
Ans unbezwungne feste Land:
Sie wirft poetische Perlen an den Strand,
Und das ist schon Gewinn des Lebens.
    Vertrauter
    Du hast so manche Bitte gewährt,
Und wenn sie dir auch schädlich war;
Der gute Mann da hat wenig begehrt,
Dabei hat es doch keine Gefahr.
    Wesir
    Der gute Mann hat wenig begehrt,
Und hätt ich's ihm sogleich gewährt,
Er auf der Stelle verloren war.
    Schlimm ist es, wie doch wohl geschieht,
Wenn Wahrheit sich nach dem Irrtum zieht.
Das ist auch manchmal ihr Behagen:
Wer wird so schöne Frau befragen?
Herr Irrtum, wollt er an Wahrheit sich schließen,
Das sollte Frau Wahrheit bald verdrießen.
    Wisse, daß mir sehr mißfällt,
Wenn so viele singen und reden!
Wer treibt die Dichtkunst aus der Welt?
    —Die Poeten!
    Buch des Timur
    Timur Nameh: Buch des Timur
Der Winter und Timur
    So umgab sie nun der Winter
Mit gewaltgem Grimme. Streuend
Seinen Eishauch zwischen alle,
Hetzt' er die verschiednen Winde
Widerwärtig auf sie ein.
über sie gab er Gewaltkraft
Seinen frostgespitzten Stürmen,
Stieg in Timurs Rat hernieder,
Schrie ihn drohend an und sprach so:
"Leise, langsam, Unglücksel'ger!
Wandle, du Tyrann des Unrechts!
Sollen länger noch die Herzen
Sengen, brennen deinen Flammen?
Bist du der verdammten Geister
Einer: wohl! ich bin der andre.
Du bist Greis; ich auch! Erstarren
Machen wir so Land als Menschen.
Mars, du bist's! Ich bin Saturnus;
übeltätige Gestirne,
Im Verein die schrecklichsten.
Tötest du die Seele, kältest
Du den Luftkreis: meine Lüfte
Sind noch kälter, als du sein kannst.
Quälen deine wilden Heere
Gläubige mit tausend Martern:
Wohl! in meinen Tagen soll sich,
Geb es Gott! was Schlimmres finden,
Und, bei Gott! dir schenk ich nichts.
Hör es Gott, was ich dir biete!
Ja, bei Gott! von Todeskälte
Nicht, o Greis, verteidigen soll dich
Breite Kohlenglut vom Herde,
Keine Flamme des Dezembers!"
    An Suleika
    Dir mit Wohlgeruch zu kosen,
Deine Freuden zu erhöhn,
Knospend müssen tausend Rosen
Erst in Gluten untergehn.
    Um ein Fläschchen zu besitzen,
Das den Ruch auf ewig hält,
Schlank wie deine Fingerspitzen,
Da bedarf es einer Welt.
    Einer Welt von Lebenstrieben,
Die in ihrer Fülle Drang
Ahneten schon Bulbuls lieben,
Seelerregenden Gesang.
    Sollte jene Qual uns quälen,
Da sie unsre Lust vermehrt?
Hat nicht Myriaden Seelen
Timurs Herrschaft aufgezehrt?
    Buch Suleika—1
    Suleika Nameh: Buch Suleika
    Ich gedachte in der Nacht,
Daß ich den Mond sähe im Schlaf,
Als ich aber erwachte,
Ging unvermutet die Sonne auf.
    Einladung
    Mußt nicht vor dem Tage fliehn;
Denn der Tag, den du ereilest,
Ist nicht besser als der heutge:
Aber wenn du froh verweilest,
Wo ich mir die Welt beseitge,
Um die Welt an mich zu ziehen,
Bist du gleich mit mir geborgen:
Heut ist heute, morgen morgen.
Und, was folgt und was vergangen,
Reißt nicht hin und bleibt nicht hangen,
Bleibe du, mein Allerliebstes,
Denn du bringst es und du gibst es.
    Daß Suleika von Jussuf entzückt war,
Ist keine Kunst.
Er war jung, Jugend hat Gunst.
Er war schön; sie sagen: zum Entzücken,
Schön war sie, konnten einander beglücken.
Aber daß du, die so lange mir erharrt war,
Feurige Jugendblicke mir schickst,
Jetzt mich liebst, mich später beglückst,
Das sollen meine Lieder preisen,
Sollst mir ewig Suleika heißen.
    Da du nun Suleika heißest,
Sollt ich auch benamset sein.
Wenn du deinen Geliebten preisest,
Hatem! das soll der Name sein.
Nur daß man mich daran erkennet,
Keine Anmaßung soll es sein:
Wer sich Sankt Georgenritter nennet,
Denkt nicht gleich Sankt Georg zu sein.
Nicht Hatem Thai, nicht der alles Gebende,
Kann ich in meiner Armut sein;
Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende
Von allen Dichtern möcht ich sein:
Aber beide doch im Auge zu haben,
Es wird nicht ganz verwerflich sein:
Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben,
Wird immer ein groß Vergnügen sein.
Sich liebend aneinander zu laben,
Wird Paradieses Wonne sein.
    Hatem
    Nicht Gelegenheit macht Diebe
Sie ist selbst der größte Dieb;
Denn sie stahl den Rest der Liebe,
Die mir noch im Herzen blieb.
    Dir hat sie ihn übergeben,
Meines Lebens Vollgewinn,
Daß ich nun verarmt, mein Leben
Nur von dir gewärtig bin.
    Doch ich

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