Wettlauf mit dem Tod
Eigentlich nicht.
Eher aufwühlend. Sie kam sich wie ein Mixer auf der höchsten Geschwindigkeitsstufe vor. In ihrem Inneren wirbelten all ihre Gefühle und verborgenen Begierden wild durcheinander.
Das letzte Mal war schon zu lange her – eine halbe Ewigkeit –, und sie war viel zu ausgehungert, um nicht in der Gegenwart eines so heißen Kerls auf unmögliche Gedanken zu kommen. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie ihm aus dem Weg gehen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Aber genau das war der Knackpunkt.
Ihm aus dem Weg zu gehen
war
verdächtig.
Pepper drehte sich um und presste die Schultern gegen die Tür. Sie ließ den Kopf hängen, schloss die Augen und überlegte krampfhaft.
Möglicherweise packte sie die ganze Sache falsch an, sagte sie sich. Jede andere Frau würde sich durch Mr Starks Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlen.
Und eine Frau wie sie ganz besonders.
Langsam hob sie den Kopf. Gab es denn einen guten Vorwand, um mit ihm ein Gespräch anzufangen? Ihn besser kennenzulernen?
Sie drückte die Hände auf die Wangen und versuchte, nicht zu lächeln.
Ja, genau so würde sie es anstellen. Sie würde aufhören, ihn abzuwiegeln, und stattdessen seine Avancen zurückhaltend erwidern. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ihn das nicht ein für alle Mal vertrieb.
Logan Riske zog sich gemächlich in seine temporäre Unterkunft zurück. Endlich ging es langsam aufwärts.
Er hatte sich aufdrängen müssen. Schon wieder.
Er hatte ihr die Unterhaltung praktisch aufzwingen müssen. Doch dieses Mal war er erfolgreich gewesen.
Sogar mehr als das.
Die Gute konnte behaupten, was sie wollte, aber er wusste genau, was wirklich in ihr vorging, und wenn ihr verflixter Bruder sie nicht vollkommen eingeschüchtert hätte, stünde sie wahrscheinlich jetzt schon vor seiner Tür.
Beim Gedanken an ihren Bruder Rowdy Yates bekam er wie immer miese Laune. Zweifellos hatte Rowdy seine Schwester jahrelang untergebuttert, daher musste Logan mit Bedacht vorgehen.
Er strich sich versonnen über die Brust und dachte über ihre ausgeklügelte Tarnung nach. Oh ja, er war sich ganz sicher, dass sie ein trickreiches Spiel spielte. Zwar sah sie inzwischen anders aus als auf den Fotos, die sich in seinem Besitz befanden, doch da war etwas in ihren Augen, in ihren Blicken, wenn sie ihn ansah.
Pepper Yates.
Nach zweijähriger Suche war das Ende nun nahe.
Sie war die Frau, die er brauchte, das fehlende Glied in der Kette, und dank ihr würde seine Arbeit nun endlich Früchte tragen.
Er dachte an die kleinen, grobkörnigen Bilder im Internet, an die Zeitungsartikel. Selbst darauf hatte man ihr ihre Unschuld ansehen können. Heutzutage wirkte sie zwar etwas mitgenommener als noch vor zwei Jahren, aber wenn man ständig auf der Flucht ist und sich auch noch mit seinem Bruder herumschlagen muss, hinterlässt das Spuren.
Er ballte die Hände zu Fäusten.
Der Großteil dessen, was er herausgefunden hatte, betraf Rowdy Yates, doch es waren auch kleine Details über Pepper aufgetaucht. Sie war unter dreißig. Schüchtern.
Ihre Körpergröße war eine Überraschung. Er selbst war knapp eins achtzig, und sie war kaum kleiner als er. Als Schönheit konnte man sie zwar nicht gerade bezeichnen, doch ihre hellbraunen Augen waren ungemein ausdrucksstark. Als sie ihn vorhin direkt angesehen hatte, hatte er die Intensität ihres Blickes spüren können.
Mit jeder Faser seines Körpers.
Ihr Haar war dunkelblond, beinahe schon braun, lang und strähnig. Stumpf. Ungepflegt. Trotz des Pferdeschwanzes, den sie ständig trug, wirkte es unordentlich.
Er hätte sie zu gern einmal mit offenem Haar gesehen, es in den Händen gespürt.
Apropos unordentlich … Der kurze Blick in ihr Wohnzimmer hatte ihn schockiert. Er war irgendwie davon ausgegangen, dass eine graue Maus wie sie extrem reinlich wäre.
Pah! Von wegen.
In dem kleinen Zimmer lagen Kleider, Zeitschriften, leere Coladosen und ein leerer Pizzakarton herum. Weiter hinten auf dem Badezimmerboden lag ein Handtuch, und durch eine offene Tür hatte er ihr ungemachtes Bett sehen können, das gerade mal ansatzweise von der Tagesdecke bedeckt gewesen war.
Die Tatsache, dass sie keine Ordnungsfanatikerin war, amüsierte ihn. Das entsprach so gar nicht dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.
Beim Gedanken an ihr zerwühltes Bett fragte er sich, ob sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte. Er wusste mit Sicherheit, dass sie wie in jeder anderen Nacht alleine
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