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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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ihm alle. Er musste nur erst lernen, die richtigen Infos aus ihrem monotonen Singsang herauszufiltern.
    Sunshine war die Hohe Priesterin des Rattenkultes. Um ihren Hals trug sie eine Kette aus aufgefädelten, kleinen, polierten Rattenschädeln – kleine Rattenknochen hatte sie auch an ihren Ohrläppchen befestigt, und das Geräusch, das sie machten, wenn sie aneinander schlugen, verursachte ihm eine Gänsehaut – ihre bloßen Arme waren mit schwarzen Runen bedeckt, die sie sich selbst tätowiert hatte, und an ihrer Stirn und den Schläfen war der Haaransatz ausrasiert. Sie sah richtig cool aus, fand Wiesel, und er war verdammt stolz, dass sie seine Freundin war.
    Wiesel war der Neue in der Gang und er hatte noch eine Menge zu lernen. Nur mit seinem Cyber war er unschlagbar, aber wem konnte er von seiner Entdeckung erzählen? Sie würden doch alle sagen: »Komm runter von deinem Trip, Mann.« Die ganze Sache war ja auch verdammt gespenstisch, und Wiesel wünschte sich nicht zum ersten Mal seit jener Nacht, dass dies alles nur ein mieser Trip sei.
    Doch das Leben war nicht so nett zu ihm, war es nie gewesen. Nicht seit jenem Tag, als er aus dem Heim abgehauen war. Wenn er sich’s recht überlegte, war es vorher noch beschissener gewesen. Er hatte es nur fast vergessen – wie der Alte ihn sich immer vorgenommen hatte, wenn er blau war, und seine Mutter immer nur den Fernseher lauter gedreht hatte, weil der Alte doch die Kohle und den Alk nach Hause brachte. Wie er sie hasste – immer noch, nach all der Zeit. Einmal hatte der Alte ihm einen alten Commodore mit Diskettenlaufwerk mitgebracht. Er wusste, für einen eigenen PC würde er fast alles tun. Wiesel hatte dem Alten einen geblasen, aber das hatte ihm nicht gereicht. Hinterher war er so kaputt gewesen, dass er eine Woche nicht richtig scheißen konnte, aber der Commodore gehörte ihm. Zwar sah er aus, als hätte ihn der Alte vom Förderband gezogen, eh die Müllquetsche ihn zermalmte, doch er war sein Ticket in den Cyberspace.
    Wiesel hatte ihn in sein Geheimversteck gebracht. Kurz darauf waren welche vom Jugendamt gekommen, und sie hatten ihn in das Heim eingeliefert. Dort würde man sich um ihn kümmern, hatten sie gesagt. Das tat man auch, aber vermutlich hatten sich die Typen vom Amt was anderes unter diesem »Kümmern« vorgestellt. Wiesel war allerdings nicht besonders überrascht.
    Und dennoch stellte das Heim in gewisser Weise eine Verbesserung dar. Es gab einfach zu viele wie ihn, und sie konnten nicht alle ständig im Auge behalten. Zuerst hatte er seine Ausflüge auf wenige Minuten beschränkt, seine Möglichkeiten erkundet. Aber als sein Verschwinden ohne Konsequenzen blieb, dehnte er seine Ausflüge immer länger aus. Später sollte er herausfinden, dass viele Kids ständig verschwanden – manchmal tagelang –, um am Flughafen und anderen Stützpunkten der Miliz anzuschaffen.
    Er merkte bald, dass der Commodore Schrott war – wie sollte es auch anders sein, schließlich hatte ihn der Alte angeschleppt und von dem konnte ja nur Scheiße kommen. Nur gut, dass er nicht sein richtiger Vater war. Eines Tages, er war noch ziemlich klein und dumm gewesen, hatte er die besoffene Schlampe, die er Mutter nennen musste, nach seinem richtigen Vater gefragt, doch statt einer Antwort kriegte er nur eine gescheuert. Irgendwann hörte er dann auf zu fragen und irgendwann hörte er auf, ein Kind zu sein. Da war er zehn und sein Name war noch Patrick.
    Er hockte in seinem Versteck, auf den Knien einen zerknitterten Katalog für Hardware, den er vor ein paar Tagen aus dem Microsoft-Museum hatte mitgehen lassen. Laut buchstabierte er die magischen Worte: Pentium-Prozessor, Motherboard, Gigabyte. Dann stand er auf und ging zielstrebig zu dem Elektronic-Shop, den er vor ein paar Tagen ausgeguckt hatte. Der Laden gehörte einem alten Opa mit neon-grün gefärbtem Irokesenschnitt, der die meiste Zeit hinter einem Vorhang statt im Verkaufsraum steckte, wo er sich vermutlich zudröhnte. Er hatte sicher nicht die heißeste Hardware, doch Wiesel war recht zuversichtlich, dass er trotzdem einiges nützliche Zubehör für seinen Computer abgreifen konnte.
    Er schob gerade eine externe Harddisk unter seine Jacke, als sich eine Art Schraubstock um sein Handgelenk schloss. Wiesel jaulte auf und ließ die HD fallen. Ohne seinen Arm loszulassen, fing sie der Opa auf.
    »Zweipunktfünfzig GB. Wozu brauchst du die, Stinker?«
    Wiesel war sprachlos. Was für ein Scheißspiel lief

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