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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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    Willie Ramley war von dem Wunsch beseelt, eine Jungfrau zu ehelichen, und aus eben diesem Grund hatte es ihn nach Irland getrieben. In einem Lokal in New York hatte ihm ein Mann mit einem unverkennbar breiten irischen Akzent vorgeschwärmt, dass es in Irland derart verheißungsvolle junge Mädchen zuhauf gäbe.
    »Woher soll ich wissen, dass es eine Jungfrau ist?«, hatte Willie Ramley gefragt.
    »Das wirst du schon merken«, hatte ihn der Mann beruhigt.
    »Aber wie?«
    »Du kannst dich auf mein Wort verlassen«, hatte der Mann gemeint, »es wird sich dir zur rechten Zeit offenbaren.« Mehr gab er nicht preis.
    Willie war nun schon gute sechs Wochen in Irland, doch offenbart hatte sich ihm nichts. Kreuz und quer war er durch das Land gereist, aber keins der Mädchen, das ihm begegnete, hatte seinen Vorstellungen entsprochen. Und als er eine nach ihrer Jungfräulichkeit gefragt hatte, hatte die ihm einen Schlag verpasst, der den Goldenen Handschuh für einen Mittelgewichtler gerechtfertigt hätte. Er ging in sich und überdachte den Rat, den ihm der Mann in New York gegeben hatte.
    »Es wird sich dir offenbaren«, hatte er gesagt. Es war am späten Abend des Heiligenfestes von Patrick gewesen. Unter den Stammgästen der Lokalität galt der Mann mit dem irischen Akzent, dessen Namen er vergessen hatte, als eine Art Seher. Sie behandelten ihn als etwas Besonderes, stellten ihm immer mal wieder ohne ersichtlichen Grund einen doppelten Whiskey hin, wahrscheinlich nur, um sich seiner Gunst zu versichern. Wie die Unterhaltung eigentlich begonnen hatte, wusste Willie nicht mehr. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er vor dem Menschen seine ganze Lebensgeschichte ausbreitete, die mit einem tragischen Kapitel geendet hatte. In allen unerquicklichen Einzelheiten hatte er geschildert, wie er von seiner letzten Geliebten hintergangen worden war. Der Seher hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt, ihn eindringlich angesehen und ihm mit der anderen Hand ein unberührtes Glas Whiskey gereicht.
    »Trink«, hatte er gesagt, »und hör gut zu, was ich dir jetzt erzähle.«
    Willie tat, wie ihm geheißen.
    »Du siehst vor dir einen Mann, der einmal in dem gleichen Dilemma steckte wie du«, hatte der Seher verkündet. »Mein Gesicht ist voller Falten, und mein Haar ist ergraut, aber auch ich war einst ein strahlender Jüngling, den es nach Lieben und Leben dürstete. Das graue Haar und all die Falten sind das Ergebnis einer bitteren Erfahrung. Ich darf deshalb einem so jungen Burschen wie dir einen Rat geben, und du darfst das nicht als Belehrung verstehen.« Mit diesen Worten hatte er sich eine Träne aus dem Auge gewischt und ihm ein zweites Glas Whiskey gereicht.
    »Wart mal«, hatte Willie gesagt, »lass auch mich für dich einen zahlen.«
    »Kommt nicht in Frage«, hatte der Mann abgewehrt. »Alle, die mich hier freihalten, haben auf die eine oder andere Weise von meiner Weisheit profitiert. Sollten wir uns wieder einmal begegnen und mein Rat hat sich für dich als vorteilhaft erwiesen, nehme ich gern ein oder zwei Glas Whiskey als Gegenleistung an, aber jetzt betrachte die gefüllten Gläser vor dir als eine Geste von mir.«
    Willie hatte nur genickt, darauf bedacht, den Wortfluss des äußerst großzügigen alten Gentleman nicht mit flüchtigem Dankesgerede zu unterbrechen.
    »Als ich so alt war wie du, stürzte ich mich Hals über Kopf mit dem erstbesten hübschen Mädchen in den heiligen Stand der Ehe«, vertraute ihm der alte Weise an. »Folgerichtig erwies sich die Verbindung als ein Fiasko. Sie dauerte ganze drei Wochen. Keine sechs Monate später war ich ein zweites Mal verheiratet, und als auch diese Ehe schiefging, sogar nicht mal so lange hielt wie die Erste, schwor ich mir, nie wieder zu heiraten. Geholfen hat es nichts. Eh ich mich versah, war ich wieder verheiratet. Du siehst, mein Junge, ich tauge nicht zur Ehe, sie hat mir nichts als Leid und Kummer gebracht. Siebenmal habe ich es versucht, und siebenmal bin ich gescheitert.«
    Hier war der Punkt gekommen, da Willie Ramley das Gefühl hatte, sich erklären zu müssen. »Ich würde nur einmal heiraten«, sagte er.
    Der Seher wollte schon eine bissige Bemerkung machen, aber irgendetwas im Auftreten des jungen Mannes hielt ihn davon ab. »Ich kann dich gut verstehen«, sagte er stattdessen, »doch nur einmal zu heiraten könnte sich schwieriger erweisen, als du denkst.«
    »Das ist mir schon klar«, erwiderte Willie, »aber ich bin guten

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