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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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geleitete sie zur Tür und schob sie in den Korridor hinaus. Sobald er sicher war, dass sie nicht aus falsch verstandenem Pflichtgefühl ihrer Patientin gegenüber zurückkommen würde, ging er zu dem Telefon auf dem Nachttisch und rief die Telefonzentrale des Krankenhauses an.
    »Ich wüsste gern die Zimmernummer eines Patienten«, erklärte er, als die Verbindung zustande kam. »Sein Name ist Ronald Daniels. Er ist heute Abend über die Notaufnahme aufgenommen worden.«
    Eine kurze Pause, dann: »Ronald Daniels liegt im Nordflügel, Zimmer 547 C.«
    Kusum legte auf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Wie sollte er vorgehen? Er hatte gesehen, wo der Aufenthaltsraum der Arzte war. Vielleicht konnte er da einen Arztkittel oder Pflegedienstkleidung finden. Damit würde er sich freier im Krankenhaus bewegen können.
    Während er sich die Möglichkeiten überlegte, zog er eine kleine Glasphiole aus der Tasche und schraubte den Verschluss auf. Er roch an dem vertrauten pflanzlichen Geruch der grünen Flüssigkeit, dann verschloss er die Flasche wieder.
    Mr. Daniels hatte Schmerzen. Er hatte für sein Verbrechen gelitten. Aber nicht genug. Noch lange nicht genug.
    21
     
    »Hilfe!«
    Ron war gerade eingeschlummert. Verflucht sei dieser alte Sack! Jedes Mal, wenn er kurz vor dem Einschlafen war, lärmte dieser Penner wieder rum.
    Das war ja typisch, dass er zusammen mit drei Scheintoten auf einem Zimmer landen musste. Er drückte mit dem Ellbogen auf die Klingel. Wo blieb die verdammte Schwester? Er brauchte einen Schuss.
    Der Schmerz war wie ein lebendiges Wesen, das Rons Hände zwischen den Zähnen hatte und sich langsam die Arme hoch zu den Schultern nagte. Er wollte nichts anderes als schlafen. Aber der Schmerz hielt ihn wach. Der Schmerz und der älteste seiner drei uralten Zimmergenossen, der Kerl drüben am Fenster, den die Schwestern Tommy nannten. In regelmäßigen Abständen zwischen seinen nebelhornartigen Schnarchern stieß er einen Schrei aus, dass die Wände wackelten.
    Ron hämmerte noch einmal mit dem Ellbogen auf die Klingel. Weil seine Arme beide in Schlingen lagen, die von einem Galgen über ihm herabhingen, hatten die Schwestern die Klingel an dem Bettgitter festgemacht.
    Er hatte sie schon mehrfach um eine weitere Schmerzmittelinjektion gebeten, aber sie hatten ihm immer wieder den gleichen Spruch vorgebetet. »Es tut uns leid, Mr. Daniels, aber der Arzt hat eine Injektion alle vier Stunden angeordnet, und nicht mehr. Sie müssen warten.«
    Mr. Daniels. Es war schon fast zum Lachen. Sein richtiger Name war Ronald Daniel Symes. Ron für seine Freunde. Er hatte bei der Aufnahme einen falschen Namen und eine falsche Adresse angegeben und ihnen erzählt, seine Versichertenkarte sei zu Hause in seiner Brieftasche. Und als sie ihn nach Hause schicken wollten, hatte er vorgegeben, er lebe allein und habe niemanden, der ihn füttern oder ihm auch nur helfen könne, die Wohnungstür aufzuschließen. Sie hatten es alles gefressen. Und jetzt hatte er eine Bleibe, drei Mahlzeiten am Tag und eine Klimaanlage, und wenn es ihm wieder besser ging, dann würde er plötzlich verschwinden, und sie könnten zusehen, was sie mit der Rechnung machten.
    Alles wäre in Butter, wenn da nicht diese Schmerzen wären.
    »Hilfe!«
    Die Schmerzen und Tommy …
    Er stieß wieder gegen den Knopf. Die vier Stunden mussten doch vorbei sein. Er brauchte das Schmerzmittel!
    Die Zimmertür öffnete sich und es kam jemand herein. Keine Schwester, sondern ein Kerl. Aber er trug weiß. Vielleicht ein Krankenpfleger. Toll! Das brauchte er jetzt gerade noch, irgendeinen Schwulen, der ihm mitten in der Nacht an die Eier wollte.
    Aber der Kerl lehnte sich nur über das Bett und hielt ihm einen von diesen kleinen Plastikbechern für Medizin hin. Darin befand sich ungefähr ein Fingerbreit einer farbigen Flüssigkeit.
    »Was ist das?«
    »Gegen die Schmerzen.« Der Kerl war ein Farbiger und hatte irgendeinen Akzent.
    »Ich will eine Injektion, Sie Witzbold!«
    »Es ist noch nicht so weit für die Injektion. Solange wird das hier helfen.«
    »Das sollte es auch besser.«
    Der Mann hielt ihm den Plastikbecher an die Lippen. Das Zeug schmeckte komisch. Als er schluckte, bemerkte er, dass dem Pfleger ein Arm fehlte. Er drehte den Kopf weg.
    Plötzlich verspürte er den Drang, sich aufzuspielen. Schließlich war er hier der Patient. »Und sagen Sie denen da draußen, ich will hier keine Krüppel mehr haben.«
    Ron meinte, in der Dunkelheit über

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