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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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heranrollende Kakofonie von Stöhnen und Grunzen und Kreischen, bei dem sich die Nackenhaare eines nach dem anderen aufrichteten.
    Die Geräusche aus dem Tunnel verstummten und wurden durch den wiedereinsetzenden dissonanten Singsang des Priesters und der Priesterin ersetzt. Sie hielten inne und die bestialischen Töne aus dem Tunnel antworteten, diesmal noch lauter. Es war eine Litanei der Hölle.
    Plötzlich gesellte sich zu dem Singsang ein Schmerzens- und Schreckensschrei von unten. Westphalen blickte über die Kante und sah, wie einer seiner Männer – wahrscheinlich Watts – an den Füßen in das schwarze Maul des Tunnels gezogen wurde, wobei er kreischte: »Es hat mich erwischt! Es hat mich erwischt!«
    Aber was hatte ihn erwischt? Die Tunnelöffnung war nichts weiter als ein dunklerer Fleck im Dunkel dort unten. Was zerrte an ihm?
    Tooke und Russell hatten seine Arme ergriffen und versuchten ihn festzuhalten, aber die Kraft, die ihn ins Dunkel zog, war unerbittlich wie eine Naturgewalt. Es schien, dass Watts Arme jeden Augenblick aus den Gelenken gerissen würden, als eine dunkle Gestalt aus dem Tunnel sprang und Tooke am Hals ergriff. Eine hagere Gestalt, die Tooke um einiges überragte. In dem schwachen Licht und dem Chaos, das dort unten herrschte, konnte Westphalen keine Einzelheiten erkennen. Aber das wenige, was er sah, reichte aus, um ihm eine Gänsehaut zu verursachen und seinen Herzschlag auf ein Vielfaches zu beschleunigen.
    Die Priester und die Priesterin hoben wieder ihren Singsang an. Er wusste, er sollte sie daran hindern, aber er konnte nicht sprechen, konnte sich nicht bewegen.
    Russell ließ Watts los, der sofort in dem Tunnel verschwand, und eilte Tooke zu Hilfe. Aber kaum hatte er sich bewegt, als eine weitere Gestalt aus den Schatten sprang und ihn in den Tunnel zerrte. Mit einem letzten heftigen Zucken wurde auch Tooke davongeschleppt.
    Westphalen hatte noch nie einen erwachsenen Menschen so angstvoll schreien gehört. Es war entsetzlich, aber er konnte sich einfach nicht bewegen.
    Und immer noch sangen der Priester und die Priesterin. Jetzt hielten sie nicht mehr inne, um auf die Antworten aus dem Tunnel zu warten.
    Nur Lang war jetzt noch da unten. Er hatte das Seil in den Händen und war mit schreckensweißem Gesicht zur Hälfte die Mauer hochgeklettert, als zwei dunkle Gestalten aus der Dunkelheit emporschossen und ihn nach unten zerrten. Er schrie panisch um Hilfe, als er strampelnd und um sich schlagend in der Dunkelheit verschwand. Jetzt endlich gelang es Westphalen, die Erstarrung abzuschütteln, die ihn überkommen hatte, seit er den ersten Blick auf die Bewohner des Tunnels geworfen hatte. Er zog seine Pistole aus dem Holster. Neben ihm hatte Malleson schon reagiert. Er hatte die Enfield im Anschlag und feuerte auf eine der Kreaturen. Er traf auch, dessen war sich Westphalen sicher, aber die Gestalt reagierte gar nicht. Westphalen feuerte drei Schüsse auf die beiden Kreaturen ab, bevor sie mit dem kreischenden Lang aus seinem Sichtfeld verschwanden.
    Hinter ihm erklang noch immer dieser furchtbare Gesang, ein grausiges Gegenstück zu den panischen Schreien aus dem Tunnel unter ihm, und überall war dieser Gestank … Westphalen fühlte sich dem Wahnsinn nahe. Er stürmte auf das Podest.
    »Hört auf damit!«, brüllte er. »Hört sofort auf oder ich lasse euch erschießen!«
    Aber sie lächelten nur und setzten ihren höllischen Gesang fort.
    Er gab Hunter, der sie bewachte, einen Wink. Der zögerte keine Sekunde. Er hob die Enfield an die Schulter und drückte ab.
    Der Schuss dröhnte wie eine Explosion durch den Tempel. Ein roter Fleck blühte auf der Brust des Priesters auf, der in seinem Stuhl zurückgeschleudert wurde. Langsam glitt er zu Boden. Die Lippen bewegten sich, seine ersterbenden Augen blinzelten zweimal, dann lag er still. Die Frau schrie auf und sank neben ihm auf die Knie.
    Der Gesang war verstummt. Ebenso die Schreie aus der Tiefe.
    Es herrschte wieder Stille im Tempel. Westphalen holte erleichtert Luft. Wenn er jetzt nur einen Moment nachdenken könnte, dann…
    »Captain! Sie brechen aus!« In Mallesons Stimme schwang Hysterie mit, als er von der Grube zurückwich. »Sie kommen rauf!«
    Panik überkam Westphalen, als er zu der Öffnung rannte. Die Kammer unter ihm war voller schattenhafter Gestalten. Sie gaben keine Geräusche von sich, weder Knurren noch Bellen oder Zischen, er hörte nur das Klatschen von feuchter Haut auf feuchter Haut und das Schaben

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